Wer ersetzt den Unersetzbaren?

Carlo Ancelotti und Diego Simeone führten ihre Mannschaften ins Finale
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Wer holt sich die Flügel?

Das 4-4-2 galt in den letzten Jahren als veraltet. Hauptkritikpunkt war besonders der verwaiste Zehnerraum, der beispielsweise im 4-2-3-1-System deutlich besser ausgefüllt wird. Atletico Madrid unter Simeone behebt diesen Mangel jedoch auf seine eigene Art und Weise: Die beiden Außenmittelfeldspieler, meist Koke und Arda Turan, ziehen weit nach innen. So besetzen sie eine eigentlich verwaiste Zone - zum Teil sogar mehrfach, lässt sich einer der beiden Stürmer ein wenig fallen oder einer der Sechser rückt nach vorne.

Dies bringt allerdings ebenfalls Probleme mit sich. Nicht nur, dass die Breite im Offensivspiel nicht immer gegeben ist, die Außenverteidiger sind oft auch auf sich alleine gestellt. Speziell gegen die schnellen Ronaldo und Bale könnte dies zu einem Schwachpunkt werden, wenn Real ins Kontern kommt. Denn agieren Juanfran und Filipe zu defensiv, fehlen nicht nur die Flankengeber auf beiden Seite, sondern es wird auch erheblich schwerer, Lücken in der Defensive der Königlichen aufzureißen.

Agieren sie jedoch zu offensiv, wird viel Platz in ihrem Rücken frei. Bereits die Bayern hatten große Probleme mit den Diagonalbällen aus dem Zentrum heraus in den Lauf von Bale und Ronaldo. Zusätzlich zieht Di Maria gerne aus dem Achterraum nach links, Coentrao und Carvajal marschieren ebenfalls mit nach vorne. Simeone versuchte sich an verschiedenen Möglichkeiten, um diese Löcher in seiner sonst sattelfesten Defensive zu stopfen.

So ließ er beim 2:2-Rückspiel in der Liga Rechtsverteidiger Juanfran tiefer stehen, während Linksverteidiger Filipe nach vorne marschieren durfte. Damit entstand eine situative Dreierkette. Wenn Real versuchte mit Di Maria zu überladen, rutschte auch Gabi in den rechten Halbraum und stellte so erneut eine Gleichzahl her. Dies eröffnet jedoch wieder Räume in der sonst dichten Zentrale, sowie auf dem rechten Real-Flügel. Die Königlichen werden versuchen, die Rojiblancos ins Verschieben zu bringen, um sich dann schnell zu befreien.

Beispiel Atletico Madrid - Real Madrid 2:2 (2:1): Diego Simeone entschied sich gegen die Überzahl der Königlichen auf der linken Seite dazu, Gabi aus der Zentrale nach außen rücken zu lassen. Dort half er Juanfran und dem defensivstarken Koke.

Bereits in beiden Halbfinalspielen der Copa del Rey hatte Atletico Schwierigkeiten damit, Chancen aus dem eigenen linken Halbraum heraus zu vermeiden. Beide Male hatte Real Madrid es dort immer wieder geschafft, in eine Eins-gegen-eins-Situation zu kommen und von dort das Spiel zu verlagern. Simeone versuchte dem beizukommen, indem er eine asymmetrische Tiefenstaffelung seiner beiden Sechser anordnete. Während der ballnahe Sechser herausrückte, lies sich der ballferne Sechser bis kurz vor die Viererkette fallen.

Eine weitere, allerdings sehr riskante, Möglichkeit wäre es für die Colchoneros, Madrid mit einer hoch stehenden Mannschaft zu begegnen. Bereits gegen den FC Barcelona hatte Atletico diese Taktik angewandt. Nach Ballverlust wurde kurz aggressiv nachgesetzt, bis die Katalanen sich befreit hatten. Dann "war der Plan, sich trichterförmig in die eigene Hälfte zurückfallen zu lassen", wie Simeone erklärte.

Diese Spielweise ist jedoch riskant, ist Real Madrid aktuell doch eine deutlich stärkere Mannschaft im Konterspiel als die Katalanen. Speziell gegen Luka Modric und den wendigen Di Maria ist es wohl nahezu unmöglich, über 90 Minuten jeden Konterversuch zu unterbinden.

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