Wie ersetzt man Diego Costa?
Acht Tore hat Diego Costa in dieser CL-Saison für Atletico erzielt. Das sind mehr als beispielsweise Sergio Agüero, Robert Lewandowski oder Karim Benzema. Ausgerechnet im wichtigsten Spiel des Jahres könnte er fehlen, seit Wochen schlägt sich der Spanier mit Problemen am Oberschenkel herum.
Nun gilt sein Ausfall als sehr wahrscheinlich, auch wenn Costa nach seinem Besuch bei der "Wunderheilerin" zuversichtlich ist und sich Simeone beharrlich weigert, einen Ausfall bis "kurz vor Spielbeginn" zu bestätigen. Dennoch ließ er bereits im Training den Härtefall üben und probierte verschiedene Varianten aus, seinen Toptorjäger zu ersetzen.
Er selbst erklärte gegenüber "ESPN" die personellen Möglichkeiten: "Was die Geschwindigkeit angeht, ist Adrian der naheliegende Ersatz. Was die Bissigkeit angeht, wäre es Raul Garcia." Dennoch lässt er offen: "Wir könnten auch mit fünf Mittelfeldspielern und nur mit David Villa vorne drin spielen." Exakt diese Vorgehensweise ließ er auch zuletzt im Training einspielen.
Mario Suarez, Gabi und Tiago bildeten die Zentrale, Koke begann links, Raul Garcia rechts. Vorne gab Villa den einzigen Stürmer. Ob Simeone jedoch im letzten Spiel der Saison erstmals von seiner üblichen Vorgehensweise abweicht, ist fraglich. Atletico ist eine der wenige Mannschaften der Welt, die sowohl in der Offensive, als auch in der Defensive stets auf eine Art 4-4-2 zurückgreift.
Selbst mit Raul Garcia ist es noch kein 4-2-3-1. Vielmehr geht es in die klassische Einteilung einer hängenden Spitze und eines echten Stürmers - also wieder ein 4-4-2. Garcia agiert dann als Sammelpunkt für hohe Zuspiele, geht mit in die Spitze, wenn der Ball auf dem Flügel ist und bietet sich kurz an, wenn Atletico zentral vor dem Tor in Ballbesitz ist.
Würde Atletico sich jedoch zu einer Umstellung durchringen, wäre eine Grundformation mit fünf nominell zentralen Mittelfeldspielern keineswegs kontraproduktiv. Nicht nur, dass defensiv relativ einfach wieder die 4-4-2 Formation hergestellt werden kann, man könnte besonders offensiv Schwachpunkte der 4-3-3-Formation Reals nutzen.
Beispiel Atletico Madrid - St. Petersburg 3:1 (1:0): Im Hinspiel gegen Zenit fehlte Diego Costa - und Adrian nahm seine Rolle beinahe eins zu eins ein. Die Nummer sieben Atleticos tendierte ebenso nach links und zog dann nach innen.
Die Räume neben dem defensivsten der drei zentralen Mittelfeldspieler, wohl Asier Illaramendi oder Sami Khedira, könnten sowohl durch Atleticos nach innen rutschenden Außenmittelfeldspieler besetzt werden, als auch durch Spieler aus der Zentrale. Somit wären die Königlichen gezwungen, im Mittelfeld auf einer Linie zu agieren, Di Maria und Modric würden auf ungeliebte Positionen zurückrutschen müssen.
Da diese Anordnung erneut der Defensive zugute kommen würde, spricht für ein 4-5-1 Atleticos. Rückt Atletico weiter nach vorne, müssen sich die Blancos enger zusammenziehen, die Tiefe geht verloren und damit auch viele Möglichkeiten zum schnellen Konter. Speziell die schnelle Überbrückung von mehreren Metern durch diagonale Bälle durch Modric auf die beiden Flügel wäre gehemmt.
Offensiv wäre dann mit Villa zu rechnen. Dieser lässt jedoch einige Punkte vermissen, die Costa sonst so gefährlich machen. Das Kopfballspiel geht dem Nationalspieler ebenso ab, wie die Schnelligkeit und Explosivität, die seinen Teamkollegen zum Erfolgsgaranten machten. Die Rojiblancos würden hier auf einen anderen Typ Stürmer zurückgreifen, Arda Turan und Raul Garcia wären in der Offensive deutlich öfter gefordert.
So scheint eine Formation mit Adrian in vorderster Spitze keineswegs unwahrscheinlich, da dieserdie meisten Parallelen zu Costa aufweist. Der ehemalige U-Nationalspieler vereint Athletik mit starker Technik und körperlicher Durchsetzungsfähigkeit. Nicht umsonst erklärte Simeone erst, ihm vollkommen zu vertrauen. Bereits vor dem Spiel gegen Barca kündigt er an, Adrian würde Costa im Fall des Falles ersetzen.
Seite 1: Wer ergreift die Initiative?
Seite 2: Wie verteidigt Atletico?
Seite 3: Wer holt sich die Flügel?
Seite 4: Welche Rolle spielen die Standards?
