Wer ersetzt den Unersetzbaren?

Carlo Ancelotti und Diego Simeone führten ihre Mannschaften ins Finale
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Wie ersetzt man Karim Benzema?

Nicht nur Atletico droht der Ausfall einer Schlüsselfigur, auch die Königlichen bangen um ihren zentralen Stürmer. Dabei könnte dessen Ausfall schon fast schwerer wiegen, als der seines Pendants. Denn Real hat keinen Ersatz für Benzema im Kader, selbst keinen, der die gleichen Qualitäten nur auf einem niedrigeren Niveau mitbringt.

Der Franzose ist nahezu unersetzbar für das Spiel von Carlo Ancelotti und unglaublich wichtig für die Balance im Angriff, sowie den schnellen Umschaltmoment zusammen mit Gareth Bale und Cristiano Ronaldo. Benzema ist weder ein Stürmer, der sich am Ballbesitzspiel seiner Mannschaft beteiligt, noch jemand, der die schnellen Konter selbst einleitet.

Viel mehr ist er der, der sie vorbereitet. Mit geschickten Pendelbewegungen aus der Mitte in die beiden Halbräume oder sogar auf den Flügel öffnet er Räume, in die später Ronaldo und Bale stoßen. Er zieht bewusst Verteidiger aus ihren Positionen, bietet sich schon vor dem Umschaltmoment an und stößt dann teilweise sogar wieder in seine eigens geschaffenen Lücken.

Dies unterscheidet ihn deutlich von Alvaro Morata, der sich in den spanischen U-Nationalmannschaften mehr als Stürmer erweist, der selbst Lücken braucht, aber nicht schafft. Ein Indiz dafür, dass ihm viele inzwischen die Klasse für die Königlichen absprechen - trotz einer starken Torausbeute für Spanien.

Beispiel Real Madrid - FC Bayern München 1:0 (1:0): Gegen die Bayern war Benzema kaum in seiner nominellen Position in der Zentrale zu finden. Viel mehr tendierte er immer wieder nach links.

Somit stellt sich die Frage, wer die Position des Franzosen übernehmen sollte. Neben Morata bieten sich Carlo Ancelotti vor allem zwei Alternativen: Eine falsche Neun oder, etwas unkonvetionell, die Mitte gar nicht zu besetzen.

Im ersten Fall zieht Ancelotti Isco in die vorderste Spitze und verordnet ihm die Rolle als Mischung aus Stürmer und Zehner . Der junge Spanier nimmt die Rolle zwar anders an, als Benzema, ist aber dennoch aufgrund seiner herausragenden Ballbehandlung und Spielintelligenz als vorderster Mann keineswegs verschenkt. Auch Isco kann Lücken reißen, tut dies jedoch weniger als ausweichender Spieler, sondern viel mehr durch seine geschickten Dribblings.

In diesem Fall ergibt sich oft eine Raute im Mittelfeld mit zwei sehr breit stehenden Stürmern (Ronaldo/Bale). Diese ziehen bei Balllbesitz Isco mit viel Tempo in die Mitte. Jedoch ist fraglich, ob sich dieses Vorgehen gegen Atletico durchsetzen lässt. Mit Benzema spielte zuletzt ein Spieler, der aus dem ohnehin schon dichten Mittelfeld hinaus driftete, mit Isco würde es noch ein zusätzlicher Spieler im Zentrum werden.

Zudem bewies Atletico zuletzt gegen den FC Barcelona, dass sie mit einer falschen Neun gut zurecht kommen.

So bietet sich vielmehr die zweite Option an. Ancelotti könnte auf das Positionspiel zurückgreifen, die Mitte bewusst offen lassen und das klassische Fallenlassen einer falschen Neun verzichten. Das Zentrum würde nur situativ besetzt werden, gegen die physisch starken Innenverteidiger wäre Ronaldo wohl derjenige, der am häufigsten nach innen ziehen würde.

Bei einer Führung wäre es dann ohne tiefgreifende Umstellungen möglich, auf ein System mit einer falschen Neun umzustellen, die dann sichtlich mehr Raum in der Mitte hätte und weniger Laufarbeit und Konzentration der Offensive erfordert.

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