Real Madrid greift heute abend gegen Atletico Madrid (20.45 Uhr im LIVE-TICKER) nach dem ersehnten zehnten Titel in der Champions League. Der letzte Titel liegt bereits zwölf Jahre zurück. Zeit, auf die glorreichen vergangenen Jahrzehnte des Rekordsiegers im Landesmeisterwettbewerb zurückzuschauen. Eine Geschichte von großen Triumphen und Legenden.
13. Juni 1956: Real Madrid - Stade Reims 4:3 (2:2)
Gleich in der ersten Auflage des von "L'Equipe"-Herausgeber Gabriel Hanot initiierten Europapokals der Landesmeister feiern die Madrilenen ihren ersten Triumph. Dabei schient zunächst alles für den französischen Meister aus Reims zu laufen. Die Elf von Albert Batteux führt nach zehn Minuten mit 2:0.
Doch dann sehen die 38.239 Zuschauer ein königliches Comeback. In der 14. Minute trifft Alfredo Di Stefano zum Anschluss, Hector Rial markiert den Ausgleich. Auch auf den neuerlichen Führungstreffer zum 3:2 hat Real eine Antwort. Marquitos markiert das 3:3, der überragende Rial mit seinem zweiten Tor den 4:3-Endstand. Der Beginn einer Ära.
30. Mai 1957: Real Madrid - AC Florenz 2:0 (0:0)
Es ist das erste "Finale dahoam" in der Geschichte des Wettbewerbs. Nachdem Real im Halbfinale das von Matt Busby trainierte Manchester United aus dem Weg räumte, wartet im Santiago Bernabeu der AC Florenz. Real hat lange Probleme mit den Italienern. Erst in der 70. Minute löst ein strittiger Strafstoß für die Königlichen den Knoten. Di Stefano erzielt vom Punkt das 1:0.
Die Spanier lassen sich den Sieg nicht mehr nehmen. Sechs Minuten später legt der linke Außenstürmer Francisco Gento nach und macht mit seinem Treffer den zweiten Landesmeistertitel klar. Nach dem Spiel überreicht General Franco den Henkelpott an Madrids Kapitän Miguel Munoz.
28. Mai 1958: Real Madrid - AC Milan 3:2 n.V. (2:2, 0:0)
Die Königlichen arbeiten an ihrem Legendenstatus und machen den Titel-Hattrick perfekt - doch so recht freuen mag sich niemand der Beteiligten. Finalgegner Milan hatte sich im Halbfinale gegen Manchester United durchgesetzt, das kurz zuvor die schwärzeste Stunde seiner Geschichte erlebte.
Auf der Heimreise vom Viertelfinal-Sieg gegen FK Crvena Zvezda zerschellte die Maschine der Mannschaft nach einem Tankstopp in München auf der Startbahn. Acht Spieler starben.
So wird das Endspiel im Brüsseler Heysel-Stadion zur Nebensache. Doch die Partie hat es in sich. Milan geht zweimal in Führung, Madrid gleicht durch Di Stefano und Rial zweimal aus. So geht es erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs im Finale in die Verlängerung, in der Gento seine Elf erneut zum Titel schießt.
Seite 1: Finale dahoam und Titel-Garant di Stefano
Seite 2: Quintuple und die spanische Titel-Elf
Seite 3: Bayer-K.O. und Mijatovic für "La Septima"
3. Juni 1959: Real Madrid - Stade Reims 2:0 (1:0)
80.000 Zuschauer im Stuttgarter Neckarstadion sehen die Neuauflage des Endspiels von 1956. Wieder bekommt es Madrid mit Stade Reims zu tun, das in Just Fontaine seinen gefährlichsten Spieler hat. Der Angreifer erzielte im Jahr zuvor die bis heute gültige WM-Bestmarke von 13 Toren. Bis zum Landesmeister-Finale gelingen ihm zehn Treffer. Doch in Stuttgart hakt es beim damals 25-Jährigen.
Zwar muss Real ohne den verletzten Ferenc Puskas auskommen, der im Sommer aus Budapest kam. Doch schon nach zwei Minuten klingelt es zum ersten Mal, als Enrique Mateos den Favoriten in Front bringt. Di Stefano legt kurz nach dem Wiederbeginn das zweite nach. Reims gelingt es nicht mehr, zurückzukommen.
18. Mai 1960: Real Madrid - Eintracht Frankfurt 7:3 (3:1)
Real holt zum fünften Mal in Folge den Henkelpott! Und wie: Das 7:3 gegen Frankfurt vor der bis heute währenden Rekordkulisse von 135.000 Zuschauern im Glasgower Hampden Park gilt als eines der besten Spiele in der Geschichte. "Dieses Spiel ist ein Schwindel, geschnitten, ein Film, weil diese Spieler Dinge taten, die nicht möglich sind, nicht real, nicht menschlich", wusste Sir Bobby Charlton später einmal zu berichten.
Zum Matchwinner beim Zehn-Tore-Spektakel wurde Puskas, der sein Fehlen im Vorjahr mit sagenhaften vier Toren wettmachte. Di Stefano stand dem Ungarn allerdings kaum nach und steuerte drei Treffer bei. Dabei war die Eintracht nach 18 Minuten durch Richard Kress in Führung gegangen, ehe die Real-Welle anrollte. Erwin Steins Doppelpack innerhalb von drei Minuten sorgte noch für etwas Ergebniskosmetik.
11. Mai 1966: Real Madrid - Partizan Belgrad 2:1 (0:0)
Der erste Titel in der Ära nach dem großen Di Stefano. Sechs Jahre und zwei verlorene Finals nach dem letzten Titel macht Madrid in Brüssel gegen Belgrad das halbe Dutzend voll. Mit elf Spaniern in der Startelf lässt Trainer Miguel Munoz spielen - und fängt sich nach 55 Minuten das überraschende 0:1.
Doch vor 55.000 Zuschauern zeigt Real einmal mehr seine Extraklasse und schlägt durch einen Doppelschlag zurück. Amancio Amaro markiert nach 70 Minuten den Ausgleich, Francisco Serena fünf Minuten später den Siegtreffer. Die Königlichen wähnen sich zurück in der Erfolgsspur - nicht wissend, dass es 32 Jahre bis zum nächsten Titel dauern würde...
Seite 1: Finale dahoam und Titel-Garant di Stefano
Seite 2: Quintuple und die spanische Titel-Elf
Seite 3: Bayer-K.O. und Mijatovic für "La Septima"
20. Mai 1998. Real Madrid - Juventus Turin 1:0 (0:0)
Madrid beendet nach quälend langen 11.697 Tagen - über drei Jahrzehnten - seine Durststrecke in der Königsklasse, die mittlerweile unter dem Namen Champions League firmiert. Nach einer überragenden Saison - im Halbfinale hat Titelverteidiger Borussia Dortmund beim "Torfall von Madrid" das Nachsehen - trifft die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes in Amsterdam auf Juventus Turin.
Das Endspiel ist ein Krimi. Die Turiner mit den Superstars Zinedine Zidane, Filippo Inzaghi und Alessandro Del Piero, bieten den Königlichen lange Paroli. Doch nach 67 Minuten ist es Pedrag Mijatovic, der Angelo Peruzzi im Tor der Alten Dame umkurvt und aus spitzem Winkel zum Sieg einschießt. "La Septima" erlöst Madrid nach 32 Jahren. Der Macher des Erfolgs muss trotzdem gehen: Heynckes wird entlassen.
24. Mai 2000: Real Madrid - FC Valencia 3:0 (1:0)
Im Millennium-Jahr wartet die Königsklasse mit einem Novum auf: Zum ersten Mal überhaupt stehen sich im Endspiel zwei Mannschaften aus einem Land gegenüber. Dabei verläuft das rein spanische Duell zwischen Real und Valencia höchst einseitig. Im Stade de France lässt sich Madrid, das im Halbfinale Angstgegner Bayern München mit 2:0 und 1:2 niederrang, den achten Titel nicht mehr nehmen.
Vor 78.759 Zuschauern bringt Fernando Morientes den Favoriten noch vor der Pause per Kopf in Front. Steve McManaman trifft im zweiten Durchgang per Direktabnahme zum 2:0, ehe Valencia alles nach vorn wirft. Das rächt sich: Raul läuft bei einem Konter allein auf das Tor von Santiago Canizares zu, umkurvt den Nationaltorhüter cool und trifft zum Endstand. Titel Nummer acht ist im Sack.
15. Mai 2002: Real Madrid - Bayer Leverkusen 2:1 (2:1)
Bayer Leverkusen spielt unter Klaus Toppmöller eine sagenhafte Saison, schaltet die englischen Schwergewichte Liverpool und Manchester United aus. Und im Finale liefert die Werkself dem haushohen Favoriten einen großen Kampf.
Lucio gleicht Rauls frühes Führungstor (8.) per Kopf aus (13.). In der 45. Minute bebt der Glasgower Hampden Park: Zinedine Zidane hämmert die Kugel von der Starfraumgrenze volley ins linke Dreieck.
Gegen Ende des Spiel hat Leverkusen mehrfach den Ausgleichstreffer auf dem Fuß, doch der für den verletzten Stammtorhüter Cesar Sanchez eingewechselte Iker Casillas rettet Real den Sieg über die Zeit. Die Königlichen fahren den neunten Landesmeister-Titel ein, während Bayer mit dem dritten verpassten Titel innerhalb weniger Tage endgültig zu "Vizekusen" wird.
Seite 1: Finale dahoam und Titel-Garant di Stefano