Der Fan, der in der 83. Minute ging ...

Von Frank Oschwald / Dominik Stenzl
Alle so: "Yeah!" Und ein Fan so: "Doh!"
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Primera Division

Von Frank Oschwald

6:1 des Spieltag: Wie ein überdrehter Teenie nach dem ersten Kuss hibbelte sich ganz Spanien durch die zurückliegende Woche. Denn DAS Thema schlechthin überlagerte sämtliche seriöse Berichterstattung: Wunder hier, Wunder da, Barca so weit das Auge reicht. Die Katalanen walzten in den letzten paar Minuten derart los, dass jedes Kaninchen vor der Schlange als Duracell-Hase auf Crack durchgeht. So ein Blödsinn ist nach einem solchen Ergebnis natürlich schnell mal geschrieben. Allerdings lässt sich diese Überlegenheit auch mit Zahlen untermauern. Denn zwischen der 85. und dem Schlusspfiff brachten die Pariser exakt vier Pässe an den Mann. Vier! Das klingt im ersten Moment schon nach gar nicht so viel. Wenn wir dann noch berücksichtigen, dass drei dieser vier Pässe Anstöße nach den Gegentoren waren, wird die Statistik noch viel verheerender.

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Bei den Barca-Kickern entlud sich nach dem monströsen Comeback indes jede Menge Frust. Denn nach dem 4:0 im Hinspiel waberte mächtig Spott aus Paris auf die iberische Halbinsel. Adrien Rabiot und Layvin Kurzawa boten den PSG-Fans auf Instagram beispielsweise einen speziellen Service, indem sie das Ergebnis nochmals pantomimisch darstellten. "Für mich war es respektlos, wie die Spieler von PSG reagierten. Ich kann ihnen jetzt verraten, dass alle in der Barca-Kabine stinksauer darüber waren. Es waren ja nicht nur die Spieler, sondern sogar ihre Frauen", erklärte Barca-Verteidiger Jeremy Mathieu. Während Neymar den Post der beiden PSG-Profis nach dem 6:1 mit einer Schubkarre voller lachender Smileys quittierte, löste Mathieu die Situation auf seine Art. Auf dem obligatorischen Kabinenselfie streckte er dezent mal eben den Mittelfinger in die Kamera. Im Anschluss schob er dann Mascherano die Schuld in die Schuhe: "Er postete das falsche Bild". Eh klar.

Mops des Spieltags: Auch Cris Rolandus war an diesem denkwürdigen Mittwochabend im Stadion. Der Niederländer ist Barca-Fan und verbringt derzeit einen Monat in der katalanischen Hafenstadt. Für einen niedrigen dreistelligen Betrag konnte sich Rolandus ein Ticket für die CL-Nacht ergattern. Doch nach dem Hinspiel gab's den ersten Tiefschlag. 0:4, das kann ja heiter werden! Der tapfere Anhänger ließ sich nicht unterkriegen und machte sich auf den Weg ins Stadion. Es blieb die letzte gute Entscheidung des Tages. Denn der Verkehr nach der Partie bereitete Rolandus etwas Sorgen. Da das Spiel sowieso bereits durch war, wollte er das Stadion einfach etwas früher verlassen. In der 83. Minute hatte der niederländische Fuchs genug gesehen. Macht's gut, ihr Trottel. Ich steh nicht im Stau.

"Als ich fast aus dem Stadion war, stand es auf einmal 4:1. 'Cool', dachte ich, machte mir aber keine Gedanken." Die Geschichte nahm ihren Lauf. Rolandus hörte vor dem Stadion, dass das 5:1 gefallen war und bekam aufgeregte Nachrichten von Freunden, die wussten, dass er im Stadion ist. Das 6:1 sah er schließlich durch die Fensterscheibe einer Kneipe. "Dieser Schmerz war unerträglich. Ich hatte einen komplett leeren Blick und konnte den ganzen Abend nichts mehr machen", so Rolandus weiter. Wo der gute Mann im Camp Nou saß? In der Ecke, in der Sergi Roberto sein Tor bejubelte. Reihe 8. Bitter.

Algo mas? Klar, das kennt jeder: Nach der Megaparty folgte bei Barca am Wochenende der brutale Kater. Gegen das abstiegsbedrohte La Coruna setzte es eine 1:2-Pleite. Statistiker hätte das aber eigentlich auch vor dem Spiel schon berechnen können. Nein, nicht der Restalkohol war schuld. Sondern das Fehlen von Samuel Umtiti machte sich mal wieder bemerkbar. Denn mit dem Innenverteidiger sieht die Siegesserie der Katalanen in der Liga so aus: WWWWWWWWWWWWWWWW. Und ohne so: LDWLWDDDDDL. Wir sind ja kein Freund von Stochastik, aber das haben selbst wir kapiert.