Ein echter belgischer Nichtsnutz

Von Oliver Birkner / Dominik Stenzel / Frank Oschwald
Was eine Pfeife: Dries Mertens
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Premier League

Von Dominik Stenzel

Pressekonferenz des Spieltags: Normalerweise ist auf Jose Mourinho nach Abpfiff Verlass. Auf Pressekonferenzen mit dem exzentrischen Portugiesen wird es eigentlich nie langweilig - die ein oder andere nette Schlagzeile ist garantiert. War sein Team siegreich, gibt sich der Trainer der Red Devils meist entspannt und ist zu Scherzen aufgelegt, läuft es mal nicht so, folgen nicht selten wilde Schuldzuweisungen und selbst die anwesenden Journalisten sind vor den Launen des Special One nicht sicher. Am Sonntag sah das jedoch gänzlich anders aus. Schon vor der Partie gegen Crystal Palace stand fest, dass United eine enttäuschende Premier-League-Saison auf dem sechsten Tabellenplatz abschließen wird.

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Daher gab es nach dem ungefährdeten Sieg gegen die Londoner auch nicht viel zu bereden - gerade einmal eine Handvoll Reporter fand sich im Presseraum des Old Trafford ein. Da staunte selbst Mourinho nicht schlecht, als er gemeinsam mit einer Vereinsangestellten im Schlepptau das Zimmer betrat. "Gibt es irgendwelche Fragen? Nein?", erkundigte sich die Dame der Höflichkeit wegen schließlich. Als dem nicht so war, verabschiedete sich Mourinho auch schon wieder und beendete die wohl kürzeste PK seiner Trainerkarriere. Handgestoppte 23 Sekunden dauerte der bizarre Auftritt. Es war der ultimative Beweis, dass für die Red Devils nur noch das Europa-League-Finale zählt. Ein Sieg gegen Ajax Amsterdam am Mittwoch wäre immerhin ein versöhnlicher Abschluss einer holprigen Saison. Und mit dem Einzug in die Champions League würde es dann ja auch noch klappen.

Abschied des Spieltags: Am Sonntag ging die Karriere der nächsten Chelsea-Legende zu Ende. Nach 22 Jahren, 15 Titeln und über 700 Spielen verabschiedet sich John Terry von der Stamford Bridge. Genau zum richtigen Zeitpunkt, schließlich spielte der Innenverteidiger unter Antonio Conte kaum noch eine Rolle und stand - auch verletzungsbedingt - in gerade einmal neun Ligaspielen auf dem Rasen. Gegen den AFC Sunderland trug der langjährige Kapitän also das letzte Mal das Trikot der Blues. Sein Abgang wurde dabei regelrecht inszeniert. In Minute 26 (letztendlich war es dann doch Minute 28) ließ sich die Nummer 26 für Gary Cahill auswechseln, Black-Cats-Keeper Jordan Pickford drosch zu diesem Zweck extra den Ball auf die Tribüne. Von den Rängen gab es anschließend Standing Ovations, die Teamkollegen herzten ihren Skipper und bildeten sogar ein Spalier. Das Sportliche stand also endgültig im Hintergrund und man konnte es sich leisten: Schließlich war das letzte Saisonspiel des Meisters ein einziges Schaulaufen. Und auch für Sunderland ging es bekanntlich um nichts mehr: Die Black Cats stehen nur dann ganz oben, wenn man die Tabelle auf den Kopf stellt.

Anything Else? Nicht nur in London und Manchester war die Luft am letzten Spieltag raus, sondern nahezu in der kompletten Liga. City und Liverpool lösten ihre Pflichtaufgaben mit Bravour und komplettieren die Top Four. Das heißt: Arsene Wenger und seine Gunners ziehen erstmals seit 20 Jahren nicht in die Champions League ein. Ein Pünktchen trennt die Nordlondoner und den LFC in der Endabrechnung. Dass im Tabellenkeller ebenfalls schon alles entschieden war, lag auch an Swansea City, das sich den Klassenerhalt nach einer turbulenten Saison inklusive zweier Trainerwechseln bereits am vergangenen Wochenende sicherte. Die Spieler der Waliser konnten es daher nicht mehr erwarten, ordentlich auf den Putz zu hauen und flogen schon unter der Woche geschlossen nach Ibiza. Für Heilsbringer Paul Clement kein Problem, seinen Jungs schloss sich der 45-Jährige trotzdem nicht an: "Ich bekam eine Nachricht im Auftrag der Spieler, ob sie wegfliegen dürften. Ich war allerdings nicht in Versuchung, mich ihnen anzuschließen - ich könnte mit den jungen Burschen wohl nicht mehr mithalten." Wie vereinbart traf die Truppe dann am Mittwoch auch schon wieder am Trainingsgelände der Swans ein. Zurückgelassen wurde auf der spanischen Partyinsel keiner - absolut vorbildlich!