Sechs Spieltage ist die Serie-A-Saison alt. Sechs Spieltage, in denen sich einige Spieler und Mannschaften besonders in den Fokus gespielt haben. Mit Sebastian Giovinco, Rodrigo Palacio, German Denis und Miroslav Klose sind gleich vier Angreifer unter den auffälligsten Spielern der ersten Spieltage. Samir Handanovic ist momentan der beste Torhüter in Italien und Andrea Pirlo führte Juventus an die Tabellenspitze. Eine Zwischenbilanz.
Samir Handanovic (Udinese):
Udinese hat in der vergangenen Saison mit spektakulärem Offensiv-Fußball die Serie A gerockt. Die Folge: Im Sommer konnten mit Alexis Sanchez, Ghökan Inler und Cristian Zapata drei Säulen des Teams nicht mehr gehalten werden. Einige Experten prophezeiten dem Provinzklub deshalb eine ganz schwere Saison, doch Udine ist wieder vorne dabei.
Neu ist, dass das momentan an der Bombendefensive um Mehdi Benatia und Maurizio Domizzi liegt. Der wichtigste Faktor steht allerdings im Tor: Samir Handanovic spielt so dominant, wie kein anderer Serie-A-Keeper. Erst einmal musste der Slowene bisher hinter sich greifen, laut "Gazzetta dello Sport" ist er der notenbeste Torhüter der Liga.
"Samir ist momentan der beste Torwart Europas", sagt Udinese-Coach Francesco Guidolin. Udinese ist sich bewusst, dass Handanovic nach Sanchez und Inler der Nächste ist, der nicht zu halten sein wird. "Er verdient sich den Wechsel zu einem Topteam, aber erst im Sommer", sagt Guidolin, der dem 27-Jährigen bereits im SPOX-Interview eine "große Zukunft" vorausgesagt hatte.
Handanovic, an dem in der Vergangenheit auch die Bayern interessiert gewesen sein sollen, glänzt durch tolle Reflexe und eine gute Strafraumbeherrschung. Außerdem ist er ein Elfmeterkiller: In der vergangenen Serie-A-Saison hielt er sechs (!) Strafstöße, insgesamt hat er in Italien zwölf von 28 Elfmetern pariert. Udinese hat in Sachen Nachfolger bereits vorgesorgt: Der Serbe Zeljiko Brkic, der momentan an Siena ausgeliehen ist, steht als Nachfolger schon bereit.
Sebastian Giovinco (FC Parma):
Die "Atom-Ameise" ist erwachsen geworden - und trifft jetzt auch noch regelmäßig. Bereits fünfmal ließ es der 1,64 Meter große Angreifer des FC Parma bereits klingeln, dazu lieferte er drei Torvorlagen. Das alles in fünf Spielen, denn eine Partie verpasste er aufgrund seiner gelb-roten Karte gegen Chievo Verona.
Giovinco ist Parmas Offensiv-Lebensversicherung und hat sich in der Provinz auch in das Herz von Nationalcoach Cesare Prandelli gespielt. Der ließ den 24-Jährigen gegen Nordirland zum ersten Mal in der Azzurri-Startelf ran und überschüttete ihn mit Lob: "Wenn es so ein kleiner Spieler in die Serie A schafft, heißt das, dass er viel größere Hürden nehmen kann. Für mich ist er ein herausragender Angreifer."
Giovinco hat sich als zweite Spitze etabliert, die Zeiten, in denen nicht wirklich klar war, ob er ein Zehner oder Stürmer ist, sind vorbei. "Er ist sehr gereift", bestätigt Prandelli.
Das hört man auch in Turin gern. Obwohl Giovinco, der aus der Juve-Nachwuchsabteilung kommt, mit seiner Vergangenheit in Turin nicht sehr glücklich ist ("Ich fühle mich von Juve verletzt, denn ich konnte nicht beweisen, dass ich die Qualitäten besitze, in einem Topklub zu bestehen") hält Juventus immer noch 50 Prozent seiner Transferrechte. "Wir verfolgen seine Entwicklung ganz genau. Sebastian muss beweisen, dass er den Schritt von einer Hoffnung zu einem gestandenen Spieler gemacht hat", sagte Juves Generdirektor Giuseppe Marotta kürzlich.
Miroslav Klose (Lazio Rom):
Der Lazio-Stürmer hat seinen tollen Saisonstart mit dem 2:1-Siegtreffer in Minute 93 des römischen Derbys gekrönt. Klose war in jedem Liga-Spiel, in dem Lazio traf, mindestens an einem Treffer direkt beteiligt. "Il panzer" feiert in Rom seinen zweiten Frühling.
"Ich hoffe, dass er dieses Niveau noch drei weitere Jahre halten kann", sagte Lazio-Boss Claudio Lotito. "Miroslav ist ein fantastischer Spieler und ein herausragender Profi."
Seite 2: Zwei argentinische Knipser und Juves Dirigent
Rodrigo Palacio (FC Genua):
Sechs Spiele, fünf Tore, vier Vorlagen: Solch eine Bilanz kann sich sehen lassen - und dich in die argentinische Nationalmannschaft zurückführen. Geschehen bei Rodrigo Palacio vom FC Genua, der Ende September nach dreijähriger Abstinenz von Nationalcoach Alejandro Sabella wieder einberufen wurde. "Rodrigo reibt sich für das Team auf und spielt auch eine wichtige Rolle, wenn der Gegner in Ballbesitz ist", sagt Sabella. "Aufgrund seiner Laufstärke ist er oft kaum zu decken. Deshalb trifft er so oft", sagt Genoa-Coach Alberto Malesani.
Palacio war eines der heißesten Transferobjekte des Sommers. Bis zum letzten Tag baggerte Inter den 29-Jährigen an, der damalige Coach Gian Piero Gasperini wollte Palacio unbedingt. "Ich hatte auf einen Dreier-Angriff Eto'o-Pazzini-Palacio gehofft", verriet Gasperini, der Ende September entlassen worden war, vor drei Tagen.
Palacio bleibt seiner ruhigen und zurückhaltenden Art treu: "Ich bin sehr stolz und bedanke mich sehr bei Sabella für die warmen Worte." Auch deshalb wandelt der laut "Gazzetta della Sport" notenbeste Serie-A-Stürmer in Genua auf den Spuren von Diego Milito. Sein Landsmann wurde in der ligurischen Hafenstadt zum Idol, wechselte dann zu Inter und schoss die Mailänder zum unvergesslichen Triple im Mai 2010.
GettyGerman Denis (Atalanta Bergamo):
Nächster Argentinier, nächster treffsicherer Stürmer, nächster Nationalmannschafts-Zurückkehrer: Die ersten Saison-Wochen von German Denis und Palacio weisen viele Parallelen auf. Denis ist das Symbol von Atalantas Traumstart in die Saison. Der Aufsteiger aus Bergamo hat zwar "nur" fünf Zähler auf dem Konto und belegt damit Rang 15.
Gesammelt hat das Team aus Bergamo allerdings schon elf Zähler, denn sechs wurden ihm vor der Saison aufgrund der Verwicklung in den Wettskandal abgezogen. Mit elf Punkten wäre Atalanta momentan Dritter. Sportlich war der Saisonstart also erste Sahne - und Denis hat daran großen Anteil.
Der argentinische Mittelstürmer, der im Sommer auf Leihbasis von Udinese gekommen war, hat bereits vier Treffer erzielt. Drei dieser Tore bedeuteten gegen Palermo (1:0) und Lecce (2:1) insgesamt sechs Punkte. Denis ist auch außerhalb des Platzes wichtig für das Team, eine Rolle, die ihm nicht neu ist. "Er ist ein herausragender Junge, sowohl auf dem Platz, als auch in der Kabine", sagte Udinese-Trainer Guidolin.
Die Rückkehr in die Nationalmannschaft haben dem 30-Jährigen aber hauptsächlich seine Treffer beschert: Denis stand im Kader der Albiceleste für die ersten beiden WM-Qualifikations-Spiele Anfang Oktober. Im Quartier der Argentinier stand auch das Thema Atalanta auf der Agenda. "Alle waren sehr interessiert, was es mit unserem Punktabzug auf sich hat. Auch Leo Messi hat nachgefragt", erzählte Denis.
Andrea Pirlo (Juventus Turin):
Juventus führt zusammen mit Udinese die Tabelle an und stellt mit Andrea Pirlo und Claudio Marchisio die notenbeste Mittelfeldzentrale der Liga.
Pirlo ist der unumstrittene Chef bei den Bianconeri, er dirigiert das Spiel der Turiner und würzt es immer wieder mit einer Prise Unvorhersehbarkeit.
"Andrea ist ein Champion unter allen Gesichtspunkten. Er ist tagtäglich ein Vorbild für alle. Ihn mit so großer Intensität trainieren zu sehen, gibt mir als Trainer Kraft und treibt die Teamkollegen an", schwärmt Coach Antonio Conte.
Andrea Pirlo im Porträt: Ein Ufo im Juve-Dress
Ebenfalls stark in die Saison gestartet ist 300.000-Euro-Schnäppchen Andrea Barzagli. Der Ex-Wolfsburger ist der notenbeste Verteidiger der Liga und hat sich mittlerweile zum Abwehrchef der Turiner aufgeschwungen. Die Leistungssteigerung hat Barzagli auch in den Kreis der Nationalmannschaft zurückgebracht.
Rechtsverteidiger Stephan Lichtsteiner hat sich nach seinem Wechsel von Lazio auch schon perfekt integriert und avancierte in den ersten Wochen zum notenbesten Rechtsverteidiger der Liga.