Uruguay setzt sich in der Gruppe D vor Italien und England durch und zieht ins Achtelfinale der WM 2014 ein. Diego Godin erzielte den Treffer zum 1:0-Sieg, nachdem Luis Suarez die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
Vor 39.706 Zuschauern im Estadio das Dunas in Natal neutralisierten sich beide Teams in der ersten Halbzeit gegenseitig. Die harte Gangart verhinderte größere Torchancen.
Claudio Marchisio sah in der zweiten Hälfte die rote Karte nach einem Foul an Arevalo Rios. Marco Verratti musste verletzt vom Feld getragen werden. Diego Godin erzielte schließlich nach einer Ecke den goldenen Treffer zum 1:0, nachdem Luis Suarez Giorgio Chiellini gebissen hatte.
Die FIFA will vor einer Entscheidung im Fall Suarez erst den Spielbericht abwarten, das teilte sie auf Anfrage mit. Dann werde umgehend eine Untersuchung eingeleitet
FIFA leitet Disziplinarverfahren gegen Suarez ein
Reaktionen:
Cesare Prandelli (Trainer Italien): "Ich habe die Szene nicht gesehen, aber ich habe die Bissspuren an Chiellini gesehen. Es ist eine Schande."
Giorgio Chiellini (Italien): "Er hat mich gebissen, das ist klar. Ich habe immer noch den Abdruck des Bisses. Der Schiedsrichter hätte pfeifen und ihm die Rote Karte zeigen müssen, zumal er auch noch simuliert hat."
Gianluigi Buffon (Italien): "Ich bin mir nicht sicher, ob die Rote Karte entscheidend war, geholfen hat sie uns sicher nicht. Für uns Spieler, für das Team und das Land ist das ein sehr trauriger Tag. Wir haben versagt. Wir müssen jetzt diese WM aufarbeiten und uns hinterfragen."
Luis Suarez (Uruguay): "Es ist unglaublich. Die Hitze war brutal. Wir sind cool geblieben, obwohl wir unbedingt ein Tor schießen mussten."
Diego Godin (Uruguay): "Unser Selbstvertrauen ist beeindruckend. Als ich den Ball kommen sah, wusste ich, dass das ein Tor wird."
Ticos mit angezogener Handbremse ins Achtelfinale
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Vor dem Anpfiff: Die Italiener haben eine Sturmflaute, Prandelli wirkt entgegen. Immobile soll frischen Wind reinbringen und beginnt mit Balotelli. De Sciglio und Darmian bilden die Flügelzange, hinten verteidigen mit Barzagli, Bonucci und Chiellini drei Mann von Juventus Turin. Damit ist das 4-5-1 des Spiels gegen Costa Rica Geschichte.
Anders dagegen macht es Oscar Tabarez. Der setzt auf die elf Männer, die zuletzt England schlugen. Das heißt, Cavani und Suarez beginnen im Sturm, Forlan bleibt draußen. Lugano darf wieder nicht ran.
12.: Muslera mit einer Unsicherheit. Pirlo zieht einen Freistoß direkt auf den Torwart, der mit beiden Händen über die Latte prallen lässt.
20.: C. Rodriguez behauptet den Ball und spielt raus zu Pereira. Der flankt etwas zu schnell, Cavani kann den Ball im Laufen nur ins Toraus schießen.
29.: De Sciglio flankt von rechts, Gonzalez fälscht ab. Deshalb fällt der Ball auf Immobiles linken Fuß, der allerdings unter den Ball haut und so eine gute Chance vergibt.
33.: Tolle Kombination über C. Rodriguez und Lodeiro auf Suarez. Der scheitert aus spitzem Winkel an Buffon. Der Keeper holt sich auch den Abpraller von Lodeiro!
46.: Beide Trainer setzen ein Zeichen zur Halbzeit. Parolo kommt für Balotelli, Pereira für Lodeiro.
59.: C. Rodriguez spielt einen Doppelpass mit Pereira und schiebt sich durch Barzagli und Bonucci. Sein Schuss geht allerdings am langen Pfosten vorbei.
59.: Plötzlich herrscht Chaos. Eigentlich ein harmloses Mittelfeld-Duell zwischen Marchisio und Arevalo. Auf den zweiten Blick wird klar: Der Italiener tritt seinem Gegenspieler auf das Knie, Rodriguez zeigt rot.
66.: Buffon, wie man ihn kennt. Suarez kommt nach einem Schussversuch von Cavani glücklich an den Ball und zieht aus 16 Metern ab. Der Keeper ist schnell unten und verhindert den Rückstand.
79.: Wieder gibt es Tumulte. Suarez und Chiellini fallen zu Boden. Die Zeitlupe bringt die Auflösung: Suarez beißt dem Innenverteidiger in die Schulter. Der Referee sah nichts.
82., 0:1, Godin: Ecke von der rechten Seite, Godin springt am höchsten. Er trifft den Ball nicht perfekt mit dem Kopf, da ist viel Schulter dabei. Trotzdem die Führung, Buffon ist machtlos. Im Anschluss muss ein italienischer Betreuer auf die Tribüne.
90.: Selbst in den Schlussminuten versucht es Italien mit kontrollierter Offensive. Uruguay kommt zu mereren guten Kontermöglichkeiten, spielt diese allerdings unzureichend aus.
Fazit: Beide Teams lieferten sich ein Spiel auf überschaubarem Niveau. Dennoch war von Beginn an viel Leidenschaft drin, was zu mehreren strittigen Aktionen führte. Letzlich jedoch ein verdienter Sieg Uruguays.
Der Star des Spiels: Diego Godin. Italien hatte über die gesamte Spielzeit keine einzige richtig gute Chance. Dies war nicht nur Godin zu verdanken, aber der Mann von Atletico stach heraus. Verlor keinen Zweikampf, spielte keinen Fehlpass und köpfte Uruguay ins Achtelfinale.
Der Flop des Spiels: Ciro Immobile. Glücklos ist wohl noch harmlos umschrieben. Was der Stürmer vom FC Turin ablieferte, war bei weitem nicht das, was er in der abgelaufenen Saison gezeigt hatte. Machte mehrere gute Möglichkeiten zunichte, weil er schlicht zu unbeweglich und langsam war. Hatte teils völlig unpassende Laufwege, Prandelli wechselte ihn aus.
Der Schiedsrichter: Marco Rodriguez (Mexiko). Sehr, sehr schwierige Partie für den Unparteiischen. Rodriguez zeigte eine sehr großzügige Linie, die dem Spiel nicht gut tat. Verlor im Laufe des Spiels die Übersicht und muss sich vor allem die Fehlentscheidung nach dem Biss von Suarez vorhalten lassen. Die rote Karte für Marchisio war selbst nach mehreren Wiederholungen nicht voll aufzulösen, Tendenz: Richtige Entscheidung.
Das fiel auf:
- Beide Mannschaften begannen das Spiel sehr rustikal. Hier ein Foul, dort ein Ellbogen zuviel. Der Schiedsrichter wollte nicht zu einer frühen Gelben Karte greifen und ließ deshalb viel laufen.
- Im Spielaufbau Italiens stand die Mannschaft von Prandelli sehr riskant und hoch. Allerdings verfolgte Uruguay die beiden Außenspieler der Europäer mannorientiert, sobald sie weit aufrückten. So entstand eine defensive Fünferkette, es kam kaum Gefahr auf.
- Mit den bissigen Cavani und Suarez zeigten die Südamerikaner ein starkes Gegenpressing. Viele Balleroberungen gelangen schon in der Hälfte Italiens. Wenn es nicht klappte, zogen sie des Öfteren das Foul, um sich geordnet zurückziehen zu können.
- Cristian Rodriguez spielte seine Stärken, die er sonst als physisch starken Flügelspieler mitbringt, ideal auf der Halbposition aus. Der Mann von Atletico zeigte sich antrittsschnell, kombinationsstark und und körperlich präsent. Mit ihm hatten Darmian und Barzagli viel zu tun.
- Uruguay war sichtlich heiß auf das Achtelfinale. Die Spieler pushten sich immer wieder gegenseitig, schon nach zehn Minuten wurde sich über jede längere Aktion der Italiener lautstark beschwert.
- Die Abwehr Uruguays stand über die gesamte Spielzeit extrem sicher. Godin hatte seine Nebenmänner gut im Griff, Caceres und Pereira erwiesen sich als die richtigen Entscheidungen. Selbst am Ende kam man nicht wirklich ins Schwimmen.