5. Rory vs. Jordan 0-2: "Ich habe den Ball bei einem Major noch nie so gut getroffen wie diese Woche." Wenn man bedenkt, dass McIlroy zwei seiner vier Majors mit acht Schlägen Vorsprung gewann, ist seine Aussage nach Chambers Bay bemerkenswert. Und sie sagt natürlich aus, wo aktuell McIlroys Probleme liegen: beim Putten. McIlroy lochte in Chambers Bay über weite Strecken so gut wie gar nichts.
Am Finaltag schien er kurzzeitig auf dem Weg, Historisches zu schaffen und mit der ersten 62 in der Major-Geschichte doch noch in den Kampf um den Sieg eingreifen zu können, aber wie in der gesamten Woche patzte McIlroy auf den Löchern 14 bis 18 (6 über).
Wie beim Masters schob sich McIlroy dank einer hervorragenden Schlussrunde noch in die Top 10, so sieht es am Ende vom Ergebnis irgendwie annehmbar aus, aber für die Nummer eins der Welt ist das selbstredend zu wenig. McIlroy sieht sich als besten Spieler auf dem Planeten, das ist er eigentlich auch, aber 2015 steht seine Bilanz gegen Spieth jetzt bei 0-2. Insgesamt führt McIlroy im neuen Super-Matchup auch nur noch 4-2. Rory muss diesen Sommer zurückschlagen, so viel steht fest.
4. Der heimliche US-Open-Sieger: 77-66-66-67. Louis Oosthuizen fehlte zwar trotz 6 Birdies an den letzten 7 Löchern am Ende ein Schlag auf ein Playoff, aber der Südafrikaner ist auch so ganz klar ein Mann des Turniers. Wenn der Arme an den ersten beiden Tagen nicht mit Tiger Woods und Rickie Fowler hätte zusammenspielen müssen...
Oosthuizen lag nach 20 gespielten Löchern seiner US-Open-Woche bei 9 über Par, da hätte er in Gedanken schon wie Tiger und Rickie im Flieger sitzen und es einfach laufen lassen können. Oosthuizen spielte aber stattdessen die nächsten 52 Löcher in 13 unter Par! Mit seinen beiden 66er-Runden stellte er sogar einen neuen US-Open-Rekord für die beiden mittleren Tage auf.
Und jetzt? Jetzt kehrt im Juli die Open Championship nach St. Andrews zurück. Zum letzten Mal war man dort 2010, als ein gewisser Louis Oosthuizen mit 7 Schlägen Vorsprung das Feld vernichtete und seinen bislang einzigen Major-Sieg einfuhr. Watch out for Louis!
3. Der schwindelige Superman Jason Day: "Die Vertigo (lat. "Umdrehung", "Schwindel", von vertere "wenden") ist der medizinische Fachausdruck für Schwindel. Unter Schwindel im medizinischen Sinne versteht man das Empfinden eines Drehgefühls oder Schwankens oder das Gefühl der drohenden Bewusstlosigkeit." (Quelle: wikipedia) Empfinden eines Drehgefühls oder Schwankens? Drohende Bewusstlosigkeit? Klingt ja gerade zum Golf spielen eher suboptimal.
Es war die Horror-Szene der Woche, als Jason Day an der 9, seinem letzten Loch von Tag 2, plötzlich zusammenbrach und auf dem Fairway lag. Day musste im vergangenen Jahr schon einmal ein Turnier mit Schwindel abbrechen, vor einigen Wochen passierte es ihm bei der Byron Nelson Championship erneut. Alle Tests (Schlafstudien, Blutuntersuchungen) brachten kein Ergebnis, jetzt kam es in Chambers Bay zum großen Day-Drama.
Der Aussie spielte nicht nur seine zweite Runde irgendwie fertig, der Kerl spielte einen Tag später eine völlig außerirdische 68. Obwohl Day aussah wie der Tod, obwohl er kaum auf den Boden schauen konnte, am Abschlag teilweise zitterte und schlicht und ergreifend zombiemäßig über den Platz wackelte. Es erinnerte an Tiger Woods' US-Open-Sieg mit gebrochenem Bein 2008, oder an Michael Jordans berühmtes Flu-Game in den NBA Finals 1997, es war definitiv nicht von dieser Welt.
Absolut jeder hätte Day, der sowieso zu den nettesten Menschen der Szene gehört, den filmreifen Triumph am Sonntag gegönnt. Aber es sollte nicht sein, der Tank war dann doch leer, nach einer 74 reichte es nur für Rang 9. Aber allein, dass er das Turnier zu Ende spielte und in den Top 10 beendete, ist Wahnsinn. Und Day wird eines Tages ein Major gewinnen, hundertprozentig.
2. Golf ist so f%%%% grausam: So wie es sicher ist, dass Day seine Karriere nicht ohne Major-Sieg beendet, so sicher ist es auch bei Dustin Johnson. Mein Gott, es war doch alles angerichtet für seinen großen Moment. DJ hatte an der 18 nach einem göttlichen zweiten Schlag einen Eagle-Putt aus 4 Metern zum US-Open-Sieg, links vorbei. Bitter, aber okay, er hatte ja noch einen Birdie-Putt aus 1,20 Meter zum Playoff.
Aber er lochte auch den nicht, wieder links. Der ultimative Schocker. Sein erster Dreiputt aus der Entfernung im gesamten Jahr. Wenn man denkt, man hat alles gesehen... Es war wie für die Bayern 1999 im Camp Nou. Eagle-Putt nix = 1:1 Sheringham. Birdie-Putt nix = 1:2 Solskjaer. Mal wieder stellen wir fest: Nichts ist so unfassbar und so unfassbar grausam wie Golf. Wenn wir uns in DJs Kopf setzen, könnten wir auch sagen: Das ist doch alles so zum Kotzen, ich spiele nie wieder Golf.
Johnson war verständlicherweise so fertig mit der Welt, dass er seine Medaille für Platz zwei nicht mehr abholen wollte. Zuschauen, wie Spieth die Trophy küsst?
Nah, muss nicht sein. Aber wie Johnson mit der erneuten Niederlage umging, war groß. "Ich halte meinen kleinen Sohn Tatum im Arm, er ist meine Trophäe", sagte Johnson am Vatertag in den USA.
Am Montag wird DJ 31 Jahre alt. Er könnte ohne Probleme jetzt schon vier Majors gewonnen haben, stattdessen steht er immer noch bei null. 2010 schoss er sich bei der US Open mit einer 82 am Finaltag raus, bei der PGA Championship im gleichen Jahr öffnete seine 2-Stroke-Penalty die Tür für Martin Kaymer.
Auch 2011 bei der Open Championship war Johnson bis zur 14 der Finalrunde im Titelkampf dabei. Bis auf das Masters hat er jedes Major fast gewonnen.
Aber fast ist halt so uneträglich. Aber wer so Golf spielt wie DJ, wer den Ball so weit drischt und dabei zu 80 Prozent das Fairway trifft wie in Chambers Bay, der muss bald eines gewinnen, das geht gar nicht anders. Eigentlich.
1. Jordan-Slam 2015? Jüngster US-Open-Champ seit Bobby Jones 1923. Check. Jüngster mit zwei Major-Titeln auf dem Konto seit Gene Sarazen 1922. Check. Der Erste seit Bobby Jones 1926, der mit einem Birdie am 72. Loch die US Open gewinnt. Check. Und der sechste Spieler in der Historie, der nach dem Masters im selben Jahr auch die US Open gewinnt. Check. Vor ihm war das zuletzt Arnold Palmer (1960), Jack Nicklaus (1972) und Tiger Woods (2002) gelungen. Keiner von ihnen triumphierte im Anschluss auch bei der Open Championship. Kann es Spieth schaffen? Hat er vielleicht sogar den Grand Slam in sich?
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Die vernünftige Antwort lautet: nein. Ein Grand Slam ist im Tennis schon unmöglich, obwohl da die Anzahl an Siegkandidaten pro Major viel geringer ist. Einen Grand Slam im Golf zu schaffen, ist normalerweise außerhalb jeder Vorstellungskraft. Aber: Wenn es einer drauf hat, dann dieser Jordan Spieth. Dieser Spieth kann nicht nur gewinnen, wenn er wie in Augusta in überragender Form ist und niemand gegen ihn eine Chance hatte.
Dieser Spieth kann auch gewinnen, wenn er gar nicht mal so gut spielt, sich von Bunker zu Bunker und Düne zu Düne hangelt und an der 17 am Finaltag sogar einen 3-Schläge-Vorsprung wegschmeißt. Klar, Johnson hat ihm geholfen, aber Spieth hat etwas, das man nicht lernen kann. Er ist kein Bomber, er ist sicher nicht der beste Eisenspieler und er puttet ja echt die langen Dinger viel besser als die kurzen. Seine größte Qualität ist sein Kopf. Die Wahrscheinlichkeit mag minimal sein, aber das Par-10 würde auf keinen Fall gegen einen Jordan-Slam wetten wollen.
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