"Es klingt nach Durchhalteparolen"

Von Florian Regelmann / Frank von Behren
Das DHB-Team trifft bei der EM in der Gruppe B auf Tschechien, Mazedonien und Schweden
© Getty
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Linksaußen:

Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen):

Niemand verfügt über solche Wurfvarianten von außen wie Uwe. Dazu ist er ziemlich abgezockt. Inzwischen dürfte es jeder wissen: Er hat das Potenzial zum weltbesten Linksaußen. Das hat er vor allem in der CL-Saison bewiesen, als er mit den Löwen ins Halbfinale einzog und CL-Torschützenkönig wurde. Der Junge kann in einer Halbzeit auch mal 12 Buden machen.

Er kann auch Tore aus dem Rückraum werfen mit seinem Unterarm. Negativ: Wenn es bei der Mannschaft schlecht läuft, geht er mit unter. Was sicher auch etwas durch seine Position bedingt ist. Das war auch bei der WM in Schweden so, als er nach ordentlichem Beginn über weite Strecken verschwunden ist. Ich würde mir wünschen, dass er mehr voran geht, mehr den Mund aufmacht und Verantwortung übernimmt. Er ist mit Sicherheit talentierter, als es Kretzsche jemals war, aber er ist nicht ansatzweise der Typ. Ein bisschen kantiger wäre gut. Dass er bei den Löwen Kapitän geworden ist, war ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Dominik Klein (THW Kiel):

Er hat in Kiel alle Erfolge mitgemacht und sich zuletzt stabilisiert. In der Abwehr ist er besser zu gebrauchen als Gensheimer, wobei beide keine optimale Lösung sind, wenn Pascal Hens auf Linksaußen verweilt und der Linksaußen auf der Halb-Position decken muss.

Da haben beide Defizite. In einer versetzten 5-1 oder in einer normalen 5-1 können beide spielen. Aber das ist keine Variante, mit der es das DHB-Team schafft, gegen eine internationale Top-Mannschaft eine gute Abwehr hinzustellen. Das geht ausschließlich mit der 6-0.

Rechtsaußen:

Christian Sprenger (THW Kiel):

Unglaublich, was er in seiner Karriere schon für ein Verletzungspech hatte. Er ist nun mal verletzungsanfällig. Jetzt ist er aber fit und sollte bei diesem Turnier noch die Nummer eins auf Rechtsaußen sein.

Er hat in Kiel eine Menge dazu gelernt und steht beim THW jede Woche unter dem Druck, alles gewinnen zu müssen. Er hat einen extrem schnellen Antritt und kann für die leichten Tore aus dem Gegenstoß sorgen. Sicherer Schütze von Außen ohne Starallüren.

Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen):

Verfügt über ein unglaubliches Wurfrepertoire. Da muss man sich nur die Dinger anschauen, die er gegen Ungarn rausgelassen hat. Seine Heber vor allem. Das ist schon sehr gut.

Er hat in den letzten Jahren den größten Sprung gemacht und ist ein fester Bestandteil des Teams geworden. Er macht Sprenger mittlerweile richtig Druck auf RA. Es würde mich nicht überraschen, wenn er bald die Nr.1 auf dieser Position ist.

Kreis:

Christoph Theuerkauf (TBV Lemgo):

Hat international bisher nie den Durchbruch geschafft. Mal war er dabei, dann wieder nicht. Seine große Schwäche ist, dass er überhaupt nicht in der Abwehr einsetzbar ist. Wenn du ihn nominierst, brauchst du also immer zwei Plätze, weil du ihn zwischen Angriff und Abwehr auswechseln musst. Im Angriff macht er intuitiv vieles richtig und ist derjenige, der das Kreisspiel am besten versteht.

Er ist vom Körper sicher kein Aguinagalde, das ist beim deutschen Team am ehesten noch Wiencek, aber er hat ein bisschen was von Blacky Schwarzer. Er hinterläuft die Halben zum richtigen Zeitpunkt und hat das richtige Timing, wann er die Sperre stellt und wann er sich absetzen muss. Wenn er es aber mit 2-Meter-Bären zu tun bekommt, wird es schwierig. Da tut er sich dann doch schwer, eine Sperre zu halten.

Patrick Wiencek (VfL Gummersbach):

Eine Nominierung für die Zukunft. Hat einen Körper wie ein Baum. Wird bei der EM aber sicher noch Lehrgeld bezahlen, weil er noch zu unüberlegt und voreilig agiert. Die Voraussetzungen, in den nächsten Jahren die Nummer eins am Kreis zu werden, hat er aber allemal.

Nicht umsonst hat ihm der THW ein Angebot gemacht. Er hat keine Ehrfurcht, egal, gegen wen er spielt und schmeißt sich mit seinem Körper immer voll rein. Mit seiner Einsatzfreude und seinem großen Willen tut er der Mannschaft gut.

Oliver Roggisch (Rhein-Neckar Löwen):

Nichts Neues. Roggisch ist absolut gesetzt als Abwehrchef und soll die Deckung zusammenhalten und dirigieren. Es wird hauptsächlich wieder eine 6-0 sein, in der er entweder mit Haaß oder Wiencek im Mittelblock steht. Er muss das Zepter in die Hand nehmen und noch viel mehr sagen, wo es lang geht. Nicht so gut: Vom Typ ist er jemand, der gerne mal Ausflüge wagt und versucht, einen Ball zu klauen. Oder er geht offensiv raus, wenn er merkt, dass der Halbe keine Anspielstation hat.

Dadurch klaffen dann aber auch häufig Löcher. Das macht es ab und zu schwierig für seine Mitspieler, weil sie sich auf ihn einstellen müssen. Und eigentlich sollte es genau andersherum sein. Er war immer jemand, der im Eins-gegen-Eins dagegenhalten kann, aber auch immer mit der Gefahr, relativ schnell 2-Minuten-Strafen zu bekommen.

Die Schiris kennen ihn alle - da sind dann auch mal ungerechtfertigte Strafen dabei, die er nur bekommt, weil er Oli Roggisch ist. Insgesamt hat er manchmal Undiszipliniertheiten drin, die er sich als Abwehrchef nicht erlauben darf. Und er hat die Tendenz, bei einer Sperre zu oft hinter den Kreisläufer zu gehen, statt zu versuchen, vor ihn zu kommen.

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Fazit

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