Ex-Nationalspieler Frank von Behren hat für SPOX den DHB-Kader für die EM in Serbien (DHB-Tschechien, So., 17.15 Uhr im LIVE-TICKER) genau unter die Lupe genommen. Mit dabei: Der Kleinkriege liebende Provokateur, der Überforderte und ein pontenzieller Weltstar. Das Fazit: Die Überzeugung fehlt.
Torhüter:
Silvio Heinevetter (Füchse Berlin):
Da Jogi Bitter pausiert, geht Heinevetter zum ersten Mal nominell als klare Nummer eins in ein Turnier. Heinevetter ist ein absoluter Wettkampftyp und niemand, der durch hervorragende Trainingsleistungen heraus sticht. Er lebt vom Adrenalin, von seinen Emotionen und seinem Ehrgeiz. Manchmal übertreibt er es da sicher. Auf der anderen Seite ist es aber auch seine große Stärke. Darüber holt er sich sein Selbstvertrauen.
GettyEr schafft es immer wieder, den einen oder anderen Spieler zur Verzweiflung zu treiben. Er braucht diese Privatduelle. Er will provozieren und Kleinkriege führen. Und wenn sich die Spieler darauf einlassen, dann ziehen sie auch den Kürzeren. Gerade auf Weltniveau gibt es aber auch genügend Spieler, die sich von ihm nicht beeindrucken lassen. Vor zwei Jahren in Österreich war er überragend, aber in Schweden war er nicht mehr so dominant. Da war Bitter dann die klare Nummer eins. Er muss Konstanz zeigen und wieder seine Leistung abrufen.Power-Ranking: Jetzt ist Frankreich fällig
Die Hinrunde bei den Füchsen war auch nicht überragend, er musste sich viel mit Petr Stochl abwechseln. Es ist schwierig, über einen langen Zeitraum nur von der Emotionalität zu leben. Dass er mit seinem eigentümlichen Stil Bälle aus dem Winkel fischen kann, wenn er sein Bein hoch in den Winkel schraubt, ist cool. Aber die Schützen kennen ihn und stellen sich auch auf ihn ein. Sie wissen, dass sein Arm dann diagonal unten auf dem Boden ist.
Nichtsdestotrotz ist er ein Typ, der für überraschende Momente gut ist. Der einen Lauf bekommen kann. Und der, wenn er mal auf 180 ist, jeden Ball hält. Aufgrund der letzten Turniere hat er zweifellos einen kleinen Vorsprung gegenüber Carsten Lichtlein, aber objektiv betrachtet sind die beiden auf Augenhöhe. Lichtlein hat in den Testspielen gegen Ungarn die deutlich bessere Figur gemacht.
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Carsten Lichtlein (TBV Lemgo):
Wer mit ihm in den letzten Jahren kein Mitleid hatte, der hat keine Gefühle. Der arme Junge war ständig dabei, ständig die Nummer drei, ständig auf der Tribüne und ist dann ständig wieder vorzeitig nach Hause gereist. Er hat sich immer voll reingehauen, obwohl er immer wusste, dass ihn im Normalfall wieder das gleiche "Schicksal" erleiden wird. Es ist imponierend, wie er seine Rolle angenommen hat. Jetzt ist er endlich mal die Nummer zwei und wirkt extrem zielorientiert.
spoxUnd völlig befreit. Sonst war immer unsicher, weil er wusste, dass er alles zeigen muss, wenn er mal eine Chance bekam. Aber jetzt war von Anfang an klar, dass er die Nummer zwei ist. Das hat ihn gelassener gemacht. In beiden Testspielen gegen Ungarn hat er überragend gehalten. Im zweiten Spiel hat er das Team praktisch völlig alleine im Spiel gehalten. Er hat nie eine dicke Lippe riskiert und sich immer untergeordnet.
Er hätte ja auch sagen können, dass er irgendwann keinen Bock mehr hat. Man hätte es ihm nicht übel nehmen können. Jetzt ist endlich mal seine Zeit gekommen. Er ist einer der Kandidaten, wenn es darum geht, wer nach dem Turnier als Gewinner dastehen könnte.
Linksaußen:
Uwe Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen):
Niemand verfügt über solche Wurfvarianten von außen wie Uwe. Dazu ist er ziemlich abgezockt. Inzwischen dürfte es jeder wissen: Er hat das Potenzial zum weltbesten Linksaußen. Das hat er vor allem in der CL-Saison bewiesen, als er mit den Löwen ins Halbfinale einzog und CL-Torschützenkönig wurde. Der Junge kann in einer Halbzeit auch mal 12 Buden machen.
Er kann auch Tore aus dem Rückraum werfen mit seinem Unterarm. Negativ: Wenn es bei der Mannschaft schlecht läuft, geht er mit unter. Was sicher auch etwas durch seine Position bedingt ist. Das war auch bei der WM in Schweden so, als er nach ordentlichem Beginn über weite Strecken verschwunden ist. Ich würde mir wünschen, dass er mehr voran geht, mehr den Mund aufmacht und Verantwortung übernimmt. Er ist mit Sicherheit talentierter, als es Kretzsche jemals war, aber er ist nicht ansatzweise der Typ. Ein bisschen kantiger wäre gut. Dass er bei den Löwen Kapitän geworden ist, war ein guter Schritt in die richtige Richtung.
Dominik Klein (THW Kiel):
Er hat in Kiel alle Erfolge mitgemacht und sich zuletzt stabilisiert. In der Abwehr ist er besser zu gebrauchen als Gensheimer, wobei beide keine optimale Lösung sind, wenn Pascal Hens auf Linksaußen verweilt und der Linksaußen auf der Halb-Position decken muss.
Da haben beide Defizite. In einer versetzten 5-1 oder in einer normalen 5-1 können beide spielen. Aber das ist keine Variante, mit der es das DHB-Team schafft, gegen eine internationale Top-Mannschaft eine gute Abwehr hinzustellen. Das geht ausschließlich mit der 6-0.
Rechtsaußen:
Christian Sprenger (THW Kiel):
Unglaublich, was er in seiner Karriere schon für ein Verletzungspech hatte. Er ist nun mal verletzungsanfällig. Jetzt ist er aber fit und sollte bei diesem Turnier noch die Nummer eins auf Rechtsaußen sein.
Er hat in Kiel eine Menge dazu gelernt und steht beim THW jede Woche unter dem Druck, alles gewinnen zu müssen. Er hat einen extrem schnellen Antritt und kann für die leichten Tore aus dem Gegenstoß sorgen. Sicherer Schütze von Außen ohne Starallüren.
Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen):
Verfügt über ein unglaubliches Wurfrepertoire. Da muss man sich nur die Dinger anschauen, die er gegen Ungarn rausgelassen hat. Seine Heber vor allem. Das ist schon sehr gut.
Er hat in den letzten Jahren den größten Sprung gemacht und ist ein fester Bestandteil des Teams geworden. Er macht Sprenger mittlerweile richtig Druck auf RA. Es würde mich nicht überraschen, wenn er bald die Nr.1 auf dieser Position ist.
Kreis:
Christoph Theuerkauf (TBV Lemgo):
Hat international bisher nie den Durchbruch geschafft. Mal war er dabei, dann wieder nicht. Seine große Schwäche ist, dass er überhaupt nicht in der Abwehr einsetzbar ist. Wenn du ihn nominierst, brauchst du also immer zwei Plätze, weil du ihn zwischen Angriff und Abwehr auswechseln musst. Im Angriff macht er intuitiv vieles richtig und ist derjenige, der das Kreisspiel am besten versteht.
Er ist vom Körper sicher kein Aguinagalde, das ist beim deutschen Team am ehesten noch Wiencek, aber er hat ein bisschen was von Blacky Schwarzer. Er hinterläuft die Halben zum richtigen Zeitpunkt und hat das richtige Timing, wann er die Sperre stellt und wann er sich absetzen muss. Wenn er es aber mit 2-Meter-Bären zu tun bekommt, wird es schwierig. Da tut er sich dann doch schwer, eine Sperre zu halten.
Patrick Wiencek (VfL Gummersbach):
Eine Nominierung für die Zukunft. Hat einen Körper wie ein Baum. Wird bei der EM aber sicher noch Lehrgeld bezahlen, weil er noch zu unüberlegt und voreilig agiert. Die Voraussetzungen, in den nächsten Jahren die Nummer eins am Kreis zu werden, hat er aber allemal.
Nicht umsonst hat ihm der THW ein Angebot gemacht. Er hat keine Ehrfurcht, egal, gegen wen er spielt und schmeißt sich mit seinem Körper immer voll rein. Mit seiner Einsatzfreude und seinem großen Willen tut er der Mannschaft gut.
spoxOliver Roggisch (Rhein-Neckar Löwen):
Nichts Neues. Roggisch ist absolut gesetzt als Abwehrchef und soll die Deckung zusammenhalten und dirigieren. Es wird hauptsächlich wieder eine 6-0 sein, in der er entweder mit Haaß oder Wiencek im Mittelblock steht. Er muss das Zepter in die Hand nehmen und noch viel mehr sagen, wo es lang geht. Nicht so gut: Vom Typ ist er jemand, der gerne mal Ausflüge wagt und versucht, einen Ball zu klauen. Oder er geht offensiv raus, wenn er merkt, dass der Halbe keine Anspielstation hat.
Dadurch klaffen dann aber auch häufig Löcher. Das macht es ab und zu schwierig für seine Mitspieler, weil sie sich auf ihn einstellen müssen. Und eigentlich sollte es genau andersherum sein. Er war immer jemand, der im Eins-gegen-Eins dagegenhalten kann, aber auch immer mit der Gefahr, relativ schnell 2-Minuten-Strafen zu bekommen.
Die Schiris kennen ihn alle - da sind dann auch mal ungerechtfertigte Strafen dabei, die er nur bekommt, weil er Oli Roggisch ist. Insgesamt hat er manchmal Undiszipliniertheiten drin, die er sich als Abwehrchef nicht erlauben darf. Und er hat die Tendenz, bei einer Sperre zu oft hinter den Kreisläufer zu gehen, statt zu versuchen, vor ihn zu kommen.
Rückraum links:
Pascal Hens (HSV Hamburg):
Der Captain muss sich ausschließlich auf sich selbst konzentrieren. In der Vergangenheit hat er seine Aufgabe vielleicht etwas falsch interpretiert. Er hat versucht, für alle anderen mitzudenken, sie anzuspornen und für gute Stimmung zu sorgen. Dabei hat er sich selbst ein wenig vergessen. Jetzt scheint er wieder mehr an sich zu denken.
Im ersten Spiel gegen Ungarn hat er es sehr gut gelöst, aber im zweiten hat man dann auch gesehen, welche Probleme er bekommt, wenn sich die Abwehr auf ihn einstellt und früher attackiert. Er ist niemand, der in die Tiefe geht. Er benötigt einen relativ weiten Anlauf und lange Wege. Wenn er dann aus dem ersten Schritt nach der Ballannahme hoch geht, ist er nach wie vor nicht aufzuhalten.
Aber wenn er zu nahe an der Deckung ist, vieles aus dem Stand passiert und er auch zu wenig von seinen Mitspielern gebracht wird, gibt es Probleme. Er ist in seinem Alter auch nicht mehr so explosiv und durchschlagskräftig, wie das noch vor ein paar Jahren der Fall war. Dafür ist seine Routine außergewöhnlich. Er ist einer, der in Szene gesetzt werden muss und die richtige Entscheidung im Abschluss treffen kann. Das ist seine große Stärke.
Lars Kaufmann (SG Flensburg-Handewitt):
Es wird Momente geben, da werden ihn alle Zuschauer vor dem Fernseher verfluchen, wenn er es mal wieder übertreibt mit seinen vogelwilden Gewaltswürfen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber: Es ist durchaus imponierend, wie er sich durch nichts beirren lässt, er seiner Linie treu bleibt und sein Ding durchzieht. Man muss ihn im Zweifelsfall vor sich selbst schützen bzw. die Mannschaft schützen und ihn vom Parkett holen.
Aber: Man braucht auch solche Spieler wie ihn. Wenn gar nichts mehr geht und aus dem Rückraum wenig Gefahr ausgestrahlt wird, was im deutschen Team immer wieder vorkommt, dann ist er jemand, der mal heiß laufen und drei, vier, fünf Dinger in Serie in den Winkel schrauben kann. Sonst hat das DHB-Team niemanden, der das drauf hat. Er hat einige Zeit gebraucht, bis er nach seinem Wechsel von Göppingen nach Flensburg in neuer Umgebung klargekommen ist.
Die Ansprüche waren und sind hoch, aber jetzt passt das gut in Flensburg. Er wirkt im Spiel zwar immer so gedankenlos, aber Kaufmann ist ein introvertierter Typ und macht sich zwischen den Spielen mehr Gedanken, als mancher denken mag.
Sven-Sören Christophersen (Füchse Berlin):
Internationaler Durchbruch in der Nationalmannschaft, wo bist du? Christophersen hat sich in Berlin prächtig entwickelt, aber in der Nationalmannschaft wartet man auf den Moment, an dem es endlich mal klick macht. Wenn er denkt, dass er Einsatzzeiten einfordern kann und er nicht versteht, warum er nicht mehr Spielanteile bekommt, ist das der falsche Ansatz und eine falsche Anspruchshaltung, die er zu haben scheint.
Das Phlegma, das er bei den Füchsen längst abgelegt hat, hat er beim DHB-Team irgendwie immer noch. Dass er es kann, hat er schon bewiesen. Das ist nicht die Frage. Er muss jetzt ein bisschen mehr beißen und deutlicher zeigen, dass er unbedingt will. Und auch mal dahin gehen, wo es weh tut. So abgedroschen es klingt.
Rückraum rechts:
Holger Glandorf (SG Flensburg-Handewitt):
Schon lange dabei. Hat große Turniere gespielt, aber auch ganz schwache. Lebt von seiner Bewegung und seinem immensen, teilweise ungesunden, Zug zum Tor. Er braucht auch die weiten Wege. Wenn er alleine gegen eine Abwehr gehen muss, wird es schwierig für ihn. Er hat in dieser Saison in Flensburg wieder in die Erfolgsspur gefunden und spielt eine gute Saison. Dass er der beste Halbrechte Deutschlands ist, steht ohnehin außer Frage.
Sicher einer der Hoffnungsträger. Besonders positiv hervorzuheben ist Glandorfs positive Art. Für ihn ist das Glas immer halbvoll. Solche Typen braucht man. Er schaut immer nach vorne, kennt überhaupt keine Angst und lässt sich von nichts und niemandem beeindrucken.
Adrian Pfahl (VfL Gummersbach):
Hat vor allem in der Quali überzeugt. In Gummersbach macht er schwere Zeiten durch und ist wahrscheinlich froh, da mal rauszukommen. In der Nationalmannschaft ist der Druck für ihn persönlich nicht so groß, in Gummersbach lastet viel auf seinen Schultern, so was prägt und kann einen auch fertig machen. Die Nationalmannschaft birgt deshalb für ihn die Chance, sich voll zu konzentrieren und für die Rückrunde zu stärken.
Das kann er ruhig so individuell sehen. Wenn er ins Spiel kommt, ist er sofort bereit und übernimmt Verantwortung. Er benötigt keine große Anlaufzeit und kann Glandorf sofort ersetzen. Insgesamt ist das ein Duo, das ziemlich gut harmoniert.
Rückraum Mitte:
Michael Haaß (Frisch Auf Göppingen):
Sein großes Problem: Er ist schon seit geraumer Zeit damit überfordert, vorne und hinten entscheidende Rollen ausfüllen zu müssen. Hinten im Abwehrverbund mit Oli Roggisch, was gut funktioniert und was er gut macht. Was natürlich aber auch mega-anstrengend ist. Und vorne soll er der Spielgestalter sein, der die Spielzüge ansagt. Dabei vergisst er ab und zu mal sich selbst und ist teilweise schlichtweg überfordert mit den Aufgaben, die an ihn gestellt werden.
Das Individuelle kommt kaum noch zum Tragen. Er hat noch nicht die richtige Mischung gefunden aus "jetzt mache ich mal was für mich und versuche etwas" und "jetzt sage ich einen Spielzug an". Da fehlt ihm noch das richtige Gefühl. Man bekommt den Eindruck, dass er sich immer mehr zurücknimmt und nur noch der Einleiter von Auslösehandlungen ist. Es besteht die Gefahr, dass er sich insgesamt zu viel aufbürdet.
spoxWas ihn früher ausgezeichnet hat, nämlich auch mal bewusst, ein Risiko zu gehen, fehlt mittlerweile völlig. Früher war er eher verspielt und zu undiszipliniert, aber heute spielt er mir viel zu automatisiert. Ich würde mir wünschen, dass er das in den Griff bekommt, weil er es eigentlich drauf hat und ein richtig guter Typ ist. Dazu ist er einer der wenigen im deutschen Team, die körperlich auf dem internationalen Top-Niveau mithalten können.
Weil er eben über den entsprechenden Körper verfügt, um sich im Eins-gegen-Eins durchzusetzen. Dafür hat er aber wohl den Kopf nicht frei. Wenn er sich ein bisschen mehr Freiheiten rausnehmen und an sich selbst denken würde, würde ihm das gut tun. Insgesamt eine Person, die in Serbien ganz stark gefordert ist.
Martin Strobel (TBV Lemgo):
Der Lemgoer war eigentlich schon ein bisschen auf dem Abstellgleis gelandet, er hat sich aber jetzt durch gute Leistungen beim TBV wieder in die Mannschaft gekämpft. Strobel ist der klassische Markus-Baur-Typ, wobei er auch nicht der ganz große Stratege ist.
Heuberger verzichtet vorerst auf Strobel
Viel Überraschendes kommt auch bei ihm nicht. Er ist wirklich jemand, der die Auslösehandlungen ansagt und durchspielt. Er hat in dieser Saison ordentlich gespielt und sich die Nominierung damit verdient. Wäre aber natürlich durchs Sieb gefallen, wenn Michael Kraus fit wäre.
Fazit:
Es gibt nach den ersten Auftritten unter Heuberger keinen wirklichen Grund zu Optimismus. Da muss man ehrlich sein. Die vielgepriesene Aufbruchstimmung war bislang auf dem Spielfeld höchstens im Ansatz zu erkennen. Es überwiegt eher die Unsicherheit bei den Spielern.
Es wird meiner Meinung nach viel zu viel darüber geredet, dass man nicht mehr zur Weltspitze dazu gehört. Ich verstehe gar nicht, warum sich die Spieler so etwas einreden und in Interviews immer wieder betonen. So etwas fördert nicht gerade das Selbstvertrauen.
Hinzu kommt auch wieder die von den Medien lancierte Diskussion um die Führungsspieler, wie jedes Jahr. Ich kann es echt nicht mehr hören. Eine Struktur und eine Hierarchie muss wachsen und sich von selbst herausbilden. Sie darf nicht von außen instruiert werden.
Es war klar, dass sich durch den Trainerwechsel zu Martin Heuberger nicht alles von heute auf morgen ändern lässt. Ein neues Spielsystem lässt sich schließlich nicht von heute auf morgen herbeizaubern. Entscheidend ist der Glaube an einen Neuanfang und an die eigene Stärke. Die Fähigkeiten der einzelnen Spieler sind doch unbestritten, auch wenn wir nicht über die überragenden Spielerpersönlichkeit eines Nikola Karabatic verfügen.
Olympia-Quali: Schwierig, aber nicht unmöglich
Ein Umbruch hat bis jetzt nicht stattgefunden, aber man muss sich auch fragen, wie dieser Umbruch denn hätte aussehen sollen? Wen hätte man nominieren können, der in Serbien nicht dabei sein wird? Da wird es ganz schnell zappenduster. Es gibt im Moment kaum Spieler, die sich wirklich aufdrängen.
Wenn man allerdings einige Nationalspieler hört, klingt es nach wie vor nach Durchhalteparolen. Nach dem Motto: Die Stimmung im Team ist gut. Das hat man die letzten Jahre auch schon gehört und zeigt, dass die Überzeugung fehlt.
Die Quali für Olympia bzw. für ein Olympia-Quali-Turnier ist schwierig, ja. Aber nicht unmöglich. Aufgrund der Gruppenkonstellationen interessieren vor allem die Spiele gegen Tschechien, Polen und Serbien.
Und gegen Serbien in Serbien? Das wird brutal schwierig. Wenn man davon ausgeht, dass Serbien dann schon mal einen Platz wegnimmt, muss schon alles weitere passen, um sich den zweiten Qualifikations-Platz zu sichern.
168 Länderspiele hat Frank von Behren für die deutsche Handball-Nationalmannschaft absolviert, und war dabei auch zwei Jahre lang Kapitän des Teams von Bundestrainer Heiner Brand. Als Rückraumspieler und Abwehrspezialist wurde der 1,98-Meter-Mann Vize-Europameister, spielte mit Flensburg im Champions-League-Finale 2007 und gewann Silber bei den Olympischen Spielen 2004. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere hat er sein BWL-Studium abgeschlossen, die Handball-Plattform und Beratungsagentur VB Sports gegründet und kommentiert seit 2008 als Experte für Eurosport Spiele der EHF Champions League.
Handball-EM in Serbien: Ergebnisse und Tabellen