Fazit:
Es gibt nach den ersten Auftritten unter Heuberger keinen wirklichen Grund zu Optimismus. Da muss man ehrlich sein. Die vielgepriesene Aufbruchstimmung war bislang auf dem Spielfeld höchstens im Ansatz zu erkennen. Es überwiegt eher die Unsicherheit bei den Spielern.
Es wird meiner Meinung nach viel zu viel darüber geredet, dass man nicht mehr zur Weltspitze dazu gehört. Ich verstehe gar nicht, warum sich die Spieler so etwas einreden und in Interviews immer wieder betonen. So etwas fördert nicht gerade das Selbstvertrauen.
Hinzu kommt auch wieder die von den Medien lancierte Diskussion um die Führungsspieler, wie jedes Jahr. Ich kann es echt nicht mehr hören. Eine Struktur und eine Hierarchie muss wachsen und sich von selbst herausbilden. Sie darf nicht von außen instruiert werden.
Es war klar, dass sich durch den Trainerwechsel zu Martin Heuberger nicht alles von heute auf morgen ändern lässt. Ein neues Spielsystem lässt sich schließlich nicht von heute auf morgen herbeizaubern. Entscheidend ist der Glaube an einen Neuanfang und an die eigene Stärke. Die Fähigkeiten der einzelnen Spieler sind doch unbestritten, auch wenn wir nicht über die überragenden Spielerpersönlichkeit eines Nikola Karabatic verfügen.
Olympia-Quali: Schwierig, aber nicht unmöglich
Ein Umbruch hat bis jetzt nicht stattgefunden, aber man muss sich auch fragen, wie dieser Umbruch denn hätte aussehen sollen? Wen hätte man nominieren können, der in Serbien nicht dabei sein wird? Da wird es ganz schnell zappenduster. Es gibt im Moment kaum Spieler, die sich wirklich aufdrängen.
Wenn man allerdings einige Nationalspieler hört, klingt es nach wie vor nach Durchhalteparolen. Nach dem Motto: Die Stimmung im Team ist gut. Das hat man die letzten Jahre auch schon gehört und zeigt, dass die Überzeugung fehlt.
Die Quali für Olympia bzw. für ein Olympia-Quali-Turnier ist schwierig, ja. Aber nicht unmöglich. Aufgrund der Gruppenkonstellationen interessieren vor allem die Spiele gegen Tschechien, Polen und Serbien.
Und gegen Serbien in Serbien? Das wird brutal schwierig. Wenn man davon ausgeht, dass Serbien dann schon mal einen Platz wegnimmt, muss schon alles weitere passen, um sich den zweiten Qualifikations-Platz zu sichern.
168 Länderspiele hat Frank von Behren für die deutsche Handball-Nationalmannschaft absolviert, und war dabei auch zwei Jahre lang Kapitän des Teams von Bundestrainer Heiner Brand. Als Rückraumspieler und Abwehrspezialist wurde der 1,98-Meter-Mann Vize-Europameister, spielte mit Flensburg im Champions-League-Finale 2007 und gewann Silber bei den Olympischen Spielen 2004. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere hat er sein BWL-Studium abgeschlossen, die Handball-Plattform und Beratungsagentur VB Sports gegründet und kommentiert seit 2008 als Experte für Eurosport Spiele der EHF Champions League.
Handball-EM in Serbien: Ergebnisse und Tabellen