SPOX: Nicht nur für Dirk Nowitzki und Dirk Bauermann endet die Zeit mit dem DBB-Team. Sie sind als "Stimme des Basketballs" ebenfalls untrennbar mit der deutschen Nationalmannschaft verbunden und hören nach der EM auf. Wie traurig sind Sie?
Frank Buschmann: Traurigkeit trifft es nicht ganz, Wehmut passt besser. Mit der Zeit von Dirk Nowitzki in der Nationalmannschaft fing es an, dass auch ich als Reporter von einer größeren Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Sicherlich war es ein bewegender Moment, als ich nach dem Litauen-Spiel wusste, dass es wohl mein letztes Länderspiel war. Andererseits ist mir sehr bewusst, welch großes Glück ich hatte, die Ära des besten deutschen Basketballers der letzten 100 Jahre und der kommenden 500 Jahre begleiten zu dürfen.
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SPOX: Welcher Moment bleibt am meisten in Erinnerung?
Buschmann: Es gab drei bewegende Momente, die alle ganz unterschiedliche Gefühle ausgelöst haben. Aus sportlicher Sicht war es der Augenblick, als Nowitzki im EM-Halbfinale 2005 gegen Spaniens Jorge Garbajosa den letzten Wurf traf und Deutschland ins Finale führte. Emotional wurde der Moment direkt im Endspiel gegen Griechenland getoppt, als Nowitzki angesichts des deutlichen Rückstands drei Minuten vor Ende ausgewechselt wurde. Knapp 20.000 Zuschauer in Belgrad erhoben sich und gaben Standing Ovations, während der serbische Hallensprecher sagte: "Danke, Dirk!" Und menschlich am wertvollsten war für mich der Tag in Würzburg, als Nowitzki nach seinem NBA-Titel empfangen wurde. An dem Tag habe ich ihn vielleicht das erste Mal richtig privat erlebt.
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SPOX: Wie sehr werden Sie Nowitzkis Mentor Holger Geschwinder vermissen, mit dem Sie eine Art Hass-Liebe verbinden soll?
Buschmann: Holger und ich - das ist ein sehr spezielles Verhältnis. Wir sind zwei Menschen, die von sich selbst glauben, sehr, sehr viel, wenn nicht alles über Basketball zu wissen. Dann prallen unterschiedliche Vorstellungen gegeneinander. Ich muss mich aber mittlerweile korrigieren: Ich dachte immer, dass er ein Problem mit mir hat und argwöhnisch ist, weil ich als Lautsprecher gelte. Ich weiß jetzt aber, dass dem nicht so ist und er nichts gegen mich hat. Sonst hätte er es nicht so befürwortet, dass ich direkt nach der EM als Gast neben Dirk Nowitzki beim Audi Star Talk sitze.
SPOX: Vermutlich hat kein Sport-Journalist so viel Zeit mit Geschwindner verbracht wie Sie. Wie tickt dieser Mann, den keiner durchschauen kann?
Buschmann: Für mich war er immer das kauzige Phänomen im Umfeld von Dirk Nowitzki. Um zu verstehen, wie er funktioniert, muss man ihn beobachten, wie er im Training in der Ecke sitzt und mit einem kleinen Stift in feinster Schrift in einen kleinen Block irgendwelche Dinge anmerkt. Das beschreibt ihn ganz gut. Seit dem Beginn der Zusammenarbeit mit Nowitzki führt er akribisch diese Notizbücher und ich würde viel dafür geben, da mal reinzuschauen. Man kann von Geschwindner halten, was man will: Aber er ist ein Typ, ein faszinierender Mann mit seinen ganz eigenen Denkansätzen.
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SPOX: Mittlerweile ist es kaum vorstellbar, doch auch mit Bundestrainer Dirk Bauermann soll es nicht so unkompliziert gewesen sein wie heute.
Buschmann: Dirk Bauermann hat die Ära mitgeprägt und eine ebenfalls interessante Entwicklung genommen: Vom bärbeißig und arrogant wirkenden Trainer zu einem Vermittler, der die Sportart der Öffentlichkeit näherbringen will. Die Nationalmannschaft wird ihn vermissen. Die Nachfolge-Frage wird sehr spannend.
SPOX: Wer sind Ihre Favoriten?
Buschmann: Ich bin mir sicher, dass die Verantwortlichen des DBB über den Namen Tony DiLeo nachdenken. Und es gäbe die große Variante mit einem bekannten europäischen Coach. Die charmanteste Idee für mich wäre aber Frank Menz, der Trainer der A 2 und U 20. Es wäre auch ein Ansatz, um eines der größten Probleme im deutschen Basketball zu lösen: Es fehlen die guten Nachwuchscoaches. Von daher könnte es ein gutes Zeichen sein, wenn man es über den Menz-Weg sogar zum Bundestrainer schaffen kann.
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SPOX: Zahlreiche SPOX-User haben ihren Favoriten bereits ausgemacht: Frank Buschmann, vielleicht mit Co-Kommentator Stephan Baeck als Assistenzcoach. Wie wär's?
Buschmann: (lacht laut los) Im Sinne des deutschen Basketballs halte ich es für sinnvoller, wenn es jemand anderes macht. Ich wäre eine Fehlbesetzung. Stephan Baeck kann ich mir im Umfeld der Nationalmannschaft sehr gut vorstellen, sei es als Chef- oder Co-Trainer, aber ich selbst traue mir das nicht zu.
SPOX: Während Sie früher auch viel Kritik hören mussten, bekamen Sie bei der EM fast nur positive Resonanz. Es hing sogar ein Plakat mit der Aufschrift: "MVB - Most Valuable Buschi."
Buschmann: Es ist tatsächlich eine spannende Erfahrung. Bei dieser EM bekomme ich fast nur Zuspruch, das ist fast schon langweilig. (lacht) Einige aus der Fußball-Bundesliga fragen mich sogar, warum ihre Sportart nicht so vermittelt wird wie der Basketball. Ich kann also doch gar nicht so gaga und ahnungslos sein - auch wenn einige absolut kompetente Fachleute weiter in ihrem gallischen Dorf sitzen, in Fachmagazinen rumblättern und genau das behaupten.
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