"Mix aus Slasher und Schützen"

Niels Giffey spielt seit dieser Saison für Alba Berlin
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SPOX: Sie feierten mit UConn große Erfolge, dabei waren die Huskies anders als Kentucky oder Kansas nie das talentierteste Team. Gibt es eine Parallele zu Alba? In Berlin wurden einst Verschmähte wie Jamel McLean und Reggie Redding zu Stars oder wie Akeem Vargas und Alex King zu deutschen Nationalspielern.

Giffey: Wenn man die Parallelen sehen will, dann ja. Ich war nie jemand, der zu einer Superstar-Truppe gegangen ist. Ich bin vielleicht auch nicht der Spielertyp dafür. Wir gehen es in Berlin mit der richtigen Art und Weise an, indem wir Leute holen, die nie hochgehypt waren und sich beweisen wollen. Alleine wenn ich Akeem sehe, wie er aufopferungsvoll seiner Pflicht nachkommt und verteidigt. So etwas ist entscheidend für den Teamerfolg. Bei uns kann sich jeder beweisen, der sich hocharbeiten möchte. Das gefällt mir.

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SPOX: Ihr Ex-Coach Ollie gehörte als Spieler ebenfalls zu der Kategorie.

Giffey: Wir haben häufig darüber gesprochen. Er war in einer ähnlichen Situation wie ich in diesem Sommer. Damals kam er an einem Punkt, als er es nicht in die NBA schaffte und eigentlich nach Europa gehen wollte. Allerdings wurde seine Frau schwanger, daher entschied er sich für die Minor League CBA. Damals war es noch aussichtsloser als heute, so den Weg in die NBA zu finden. Trotzdem blieb er immer optimistisch, arbeitete hart - und wurde von der NBA entdeckt und hielt sich dort 13 Jahre lang. Charakterlich ist er ein unglaubliches Vorbild für mich.

SPOX: Bevor Sie in Berlin unterschrieben, hatten Sie alles versucht, um sich einem NBA-Team anzubieten. Wie beschwerlich war der Sommer? Besonders nachdem Sie noch im April vor 80.000 Zuschauern in Arlington den NCAA-Titel feierten?

Giffey: Es war tough, sich vor allem physisch auf die Try-outs vorzubereiten. Eine Woche nach dem College-Finale ging es schon zum ersten Scouting-Turnier, dem Portsmouth Invitational. Sich sofort wieder auf seine Skills zu konzentrieren und an jedem Detail zu arbeiten, obwohl die Saison erst vorbei ging, ist schwer. Deswegen habe ich mir zwischendurch eine Woche Pause gönnen müssen. Und deswegen musste ich leider der Nationalmannschaft für die EM-Quali absagen. Es reichte körperlich und mental nicht, nachdem ich den gesamten Sommer dem NBA-Traum nachgejagt hatte.

SPOX: Sie nahmen unter anderem an Try-outs bei sechs NBA-Teams teil, reisten ins italienische Treviso für das Eurocamp und standen in der Summer League bei den Memphis Grizzlies und den Utah Jazz unter Vertrag. Wie kann man sich so ein Pensum vorstellen?

Giffey: Nach der Unterschrift in Berlin war es am schönsten zu wissen, dass man endlich irgendwo angekommen ist. Ich habe von Mai bis August durchgängig nur in Hotels geschlafen. Ich bin einmal im Flugzeug aufgewacht und musste fragen, wo wir abgeflogen sind und wohin ich fliege. Und wenn man dann in einem der Städte ankam, musste man immer auf Abruf bereitstehen, weil man nicht weiß, welche Gelegenheit sich ergibt. Man wusste nie, was am nächsten Tag passiert. Und das drei Monate lang.

SPOX: Wie enttäuscht waren Sie, dass all die Mühe vergebens war? In der Summer League kamen Sie für Memphis nicht eine Minute zum Einsatz. Für Utah lief es nur bedingt besser, unter anderem trafen Sie nur 3 von 14 Dreiern.

Giffey: Am Ende muss ich klar sagen, dass ich nicht gut genug war, um von den Jazz eine Garantie zu bekommen, die mir ausreicht. Sie hatten das größte Interesse und wir pflegen weiterhin ein gutes Verhältnis. Nur ich habe nicht so eingeschlagen, um hundertprozentig sicher zu sein.

SPOX: Sie sagen offen, dass Sie bei den NBA-Scouts in der Schublade "Three and D" stecken: Als Rollenspieler, der offensiv den offenen Dreier trifft und gute Defense spielt. In Berlin hingegen setzten Sie sich das Ziel, "kreativer" zu sein. Wie drückt sich das aus?

Giffey: Ich möchte variabler sein und mich nicht nur auf meinen Wurf verlassen, sondern mehr penetrieren, mehr mit Fakes arbeiten. Und anders als am College mit der Doppelbelastung durch das Lernen habe ich jetzt wirklich die Zeit, gezielt diese Skills zu trainieren. Ich möchte weiter ein guter Dreipunktwerfer sein, aber ich möchte als Spieler einen guten Mix verkörpern aus Slasher und Schützen.

SPOX: Wie sehen Sie sich in der Hierarchie von Alba? Derzeit sind Sie ein Rollenspieler, doch nach dieser Saison, wenn die Abgänge von McLean, Redding, Cliff Hammonds und Leon Radosevic drohen, gebührt Ihnen eine Führungsposition.

Giffey: Es ist zu früh, um sich darüber Gedanken zu machen. Ich habe als Profi noch nicht einmal eine komplette Saison gespielt.

SPOX: Sie verließen mit 19 Jahren Alba und gingen zu UConn, weil Sie mit der damaligen Jugendförderung von Trainer Luka Pavicevic nicht zufrieden waren. Seit Ihrer Rückkehr spielen Sie mit Moritz Wagner in einem Team. Eine wie Sie damals ähnlich talentierte Nachwuchshoffnung, die vor der gleichen Entscheidung steht wie Sie 2010: Bei Alba verlängern oder ans College wechseln. Neben Duke und Michigan bietet unter anderem UConn ein Stipendium.

Giffey: Die Situation ist ähnlich - und gleichzeitig unterscheidet sie sich grundlegend. Ich möchte Luka Pavicevic nicht zu nahetreten, aber es ist Fakt, dass ihn die Jugendförderung nicht interessiert hat. Damals wurde ich vielleicht dreimal zum Profi-Training eingeladen, in der ich eineinhalb Stunden Defense spielen musste, ohne die Systeme überhaupt zu kennen. Das brachte mich null weiter und ich fühlte mich nie als Teil der Mannschaft. Jetzt ist die Lage komplett anders: Alba setzt bewusst auf den Nachwuchs und Coach Obradovic trägt die Philosophie voll mit. Wenn es damals schon so gewesen wäre, hätte ich mich vielleicht gar nicht so intensiv mit UConn beschäftigt. Daher kann ich Moritz leider keinen Rat geben, die schwierige Entscheidung muss er selbst treffen.

Seite 1: Giffey über Alba, die Unterschiede zum College und Obradovic vs. Calhoun

Seite 2: Giffey über die NBA-Try-outs, die "Schublade" und seinen Nachfolger

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