"Die NBA vielleicht in der Allianz Arena"

Die Bayern gegen ein NBA-Team - vor 60.000 Zuschauern? Marko Pesic will nichts ausschließen
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SPOX: Die Bayern legen Wert darauf, dass ein Neuzugang den Level des Teams hebt. Ein struktureller Nachteil der Bayern beim Wettbieten ist allerdings die Monetarisierung der Heimspiele. Der Audi Dome hat mit 6700 Zuschauern nicht einmal die Hälfte des Fassungsvermögens der Berliner O2 World. Wie weit sind die Planungen bezüglich der Red-Bull-Arena?

Pesic: Ich bezweifle, dass sie Red-Bull-Arena heißen wird. Es wird eine Arena, die von Red Bull gebaut wird, und es gibt nun die Zustimmung der Stadt München, das Vorhaben zu unterstützen. Das ist der aktuelle Stand. Doch konkrete Gespräche, wie die Zusammenarbeit zwischen Red Bull und Bayern München aussehen soll, stehen erst noch an. Die Fertigstellung dürfte vor 2018 ohnehin nicht in Frage kommen. Das Bayern-Präsidium kümmert sich darum, dieses Projekt gemeinsam mit Red Bull zu erörtern und gegebenenfalls zu entwickeln. Wir sind mit dem Audi Dome sehr zufrieden und finden hier eine perfekte Situation vor: Eine Heimstätte für alle Trainingseinheiten, alle Heimspiele und für die gesamte Geschäftsstelle.

SPOX: Blicken Sie nicht neidisch auf Alba, das dank der O2 World pro Spiel 5000 bis 10.000 Zuschauer oder sogar ein NBA-Team wie die San Antonio Spurs empfängt?

Pesic: Es steht außer Frage, dass uns eine höhere Kapazität gut tun würde. Dennoch ergibt der Vergleich zu Berlin keinen Sinn. Die O2 World hat ja nicht so viel mit Alba zu tun, sondern wurde von der Anschutz Entertainment Group gebaut, die ebenfalls die Hallen in London oder Istanbul betreibt. Deswegen reisen die NBA-Teams in diese Städte. Alba profitiert davon. Ich gehe aber mittelfristig davon aus, dass NBA-Teams zu uns nach München kommen.

SPOX: Sie waren Anfang Januar in New York. Stimmt es, dass Sie im Austausch mit der NBA stehen?

Pesic: Ich wollte mir die Arena der Brooklyn Nets anschauen und den engen Kontakt zur NBA pflegen. Ich bin gespannt, was in der nächsten Zeit passiert.

SPOX: Die Olympiahalle, die größte in München, ist mit rund 12.500 Plätzen gleichfalls limitiert. Ist das kein Ausschlusskriterium für die NBA?

Pesic: Unrealistisch ist gar nichts. Es gibt keine Probleme, sondern nur Lösungen und alles ist möglich. Vielleicht können wir irgendwann in der Allianz Arena spielen. Es gibt viele Optionen.

SPOX: Wie ist es um die lose Kooperation mit den Oklahoma City Thunder bestellt?

Pesic: Wir stehen immer wieder in Austausch. Wir laufen nicht blind durch die Welt, sondern sind neugierig, wie andere Organisationen mit Herausforderungen umgehen. Den Thunder erging es mit der Verletzung von Kevin Durant und Russell Westbrook ja ähnlich und wir tauschen uns über solche Themen aus. Wir haben ein exzellentes Verhältnis zueinander.

SPOX: Auf den großen Positionen könnte bei den Bayern eine Zäsur anstehen. Von Dusko Savanovic abgesehen sind alle Center und Power Forwards nach der Saison ungebunden: John Bryant, Vladimir Stimac, Jan Jagla, Yassin Idbihi. Helfen die Verbindungen zu den Thunder, um Tibor Pleiß nach München zu locken? Oklahoma City hält die Rechte am Center, der diese Saison beim FC Barcelona spielt und um seine Minuten kämpfen muss.

Pesic: Wenn Tibor anruft und sagt, dass er in Barcelona unzufrieden ist, lege ich sofort auf, steige ins Auto und hole ihn persönlich ab. In dem Moment, in dem er etwas anderes machen will und Bayern eine Option ist, werden wir alles versuchen. Ich weiß nicht, wie realistisch das ist. Tibor hat sich überall durchgesetzt: Erst in Bamberg, dann in Vitoria, und er hat das Talent, sich auch jetzt bei Barca durchzukämpfen. Das wird er schaffen.

SPOX: Mit Pleiß hätten die Bayern zumindest wieder einen weiteren Leistungsträger in der deutschen Nationalmannschaft. Es ist nicht ganz unrealistisch, dass nur Schaffartzik für die EM 2015 nominiert wird.

Pesic: Benzing und Zipser sind ebenfalls No-Brainer für die EM.

VOTING Wie würde Euer EM-Kader aussehen?

SPOX: Es bleibt die Frage: Streben die Bayern-Basketballer nicht an, wie im Fußball den Kern der deutschen Nationalmannschaft zu stellen?

Pesic: Unser primäres Ziel lautet nicht, dass ein Bayern-Profi im DBB-Team spielt. Es ist ja nicht nur von Vorteil. Heiko, Robin und Lucca hatten nach der Meisterschaft 2014 rund eine Woche Pause und stiegen dann beim DBB in die Vorbereitung zur EM-Quali ein. Als das geschafft war, ging es mehr oder weniger direkt in unsere Saisonvorbereitung. Einige Profis anderer Teams standen dem DBB hingegen wegen irgendwelcher Entschuldigungen nicht zur Verfügung. Wir werden immer unsere Spieler abstellen, weil wir wissen, wie wichtig eine Nationalmannschaft für die Entwicklung des deutschen Basketballs ist. Abgesehen davon weiß ich nicht, wo der große Vorteil sein soll, dass ein Bayern-Profi wegen der Nationalmannschaft ein Jahr durchspielt. Wir beten jeden Tag, dass sich niemand verletzt, wenn sie beim DBB sind.

SPOX: Hat sich das Verhältnis zwischen dem DBB und den BBL-Klubs nicht verbessert? Spätestens mit der Ernennung von Chris Fleming?

Pesic: In der Vergangenheit gab es fast keine Zusammenarbeit zwischen dem DBB und der BBL. Es war eher ein Arbeiten neben- oder gegeneinander. Seitdem Armin Andres im Verband als Vizepräsident für den Bereich Leistungssport zuständig ist, haben wir endlich einen, der selbst aus dem Sport kommt, selbst Spieler und Trainer war. Er weiß, wie Basketball funktioniert und kann es vermitteln. Dank ihm geht es in die richtige Richtung. Die Beziehungen zu den Klubs haben sich verbessert. Und Chris Flemings Ernennung zum Bundestrainer war richtig, weil er in seinem Leben schon etwas erreicht und aufgebaut hat. Gemeinsam mit Armin Andres funktioniert das gut.

SPOX: Svetislav Pesic hätte sich gewünscht, in Doppelfunktion den DBB-Job zu übernehmen, doch das scheiterte am Veto der BBL. Zugleich wurde Ludwigsburgs Vorsitzender Alexander Reil zum neuen BBL-Präsidenten gewählt, der damit ebenfalls zwei Ämter innehat. Wie lässt sich das erklären?

Pesic: Indem man sich vor Augen hält, dass die erste Entscheidung falsch und die zweite Entscheidung richtig ist. Das Verbot der Doppelfunktion bedeutet nämlich, dass die bestmöglichen Trainer, die den deutschen Basketball am besten kennen, für das DBB-Team nicht zur Verfügung stehen, nur weil irgendwelche Leute die - meiner Meinung nach unbegründete - Angst haben, dass ein Spieler für die Nationalmannschaft bevorzugt oder zum Klub des Coaches gelockt wird.

SPOX: Ist die Angst wirklich unbegründet? Was würden Sie sagen, wenn nicht Svetislav Pesic sondern Berlins Trainer Sasa Obradovic die Nationalmannschaft verantworten würde?

Pesic: Ich könnte nur was dagegen haben, wenn ich glauben würde, dass alle deutschen Nationalspieler der Bayern plötzlich nach Berlin wechseln würden. So würde ich aber nie denken, nicht nur wegen Sasa, sondern weil ich sonst die Spieler für wenig intelligent halten würde.

SPOX: Jene vermeintlich unbegründete Angst trieb Oldenburgs geschäftsführender Gesellschafter Hermann Schüller dazu an, in der "BIG" ein Interview zu geben, in der er das Doppelfunktions-Verbot auch für das BBL-Präsidentenamt fordert. Es hätte neutralere Kandidaten gegeben und Reil wäre parteiisch.

Pesic: Als ich das sah, fand ich den Vorgang erstaunlich. Denn der einzige Gegenkandidat war doch derjenige, den Herr Schüller unter anderem im Interesse seines Vereins positioniert hatte. Und dieser wurde offenbar nicht gut genug beworben. Wenn jetzt Herr Reil nach dem Votum der Klub-Mehrheit der beste Kandidat als Präsident ist - warum stellt man das nachträglich in Frage? Zumal die Amtsperiode vorerst ohnehin nur bis September geht. Und wie ich Herrn Reil kenne, würde er danach von sich aus abtreten, wenn er wüsste, dass es Geeignetere als ihn gäbe. Er hat allerdings seit Jahren verschiedene Ämter in der BBL inne - und immer im Sinne der Liga gehandelt. Jetzt wird das leider in Frage gestellt. Das gibt es in anderen Sportarten nicht. Im Fußball ist Reinhard Rauball Präsident der DFL und zugleich von Borussia Dortmund. Ich habe kein einziges Mal etwas Negatives gehört, im Gegenteil.

SPOX: Trotz des Doppelfunktions-Verbots für Trainer: Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit von BBL-Geschäftsführer Jan Pommer und speziell mit dem League-Pass-Angebot durch die Deutsche Telekom? Bambergs Coach Andrea Trinchieri verglich Pommer sogar mit Steve Jobs - wobei die Reichweite mit 40.000 Abonnenten nicht den Ansprüchen der Bayern genügen dürfte.

Pesic: Es gibt in Europa kein besseres Basketball-Produkt. Das Angebot ist der Wahnsinn! Wichtig ist vor allem, dass die Deutsche Telekom nicht nur finanziell investiert, sondern mit vollem Engagement dabei ist und die Fachkompetenz des eigenen Programms vorantreibt. Man spürt, dass die Telekom als Weltunternehmen an Basketball in Deutschland glaubt - es gibt kein größeres Lob als das. Uli Hoeneß hat vor zwei Jahren zu Jan Pommer gesagt, dass das Pokal-Final-Four der BBL bald im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen laufen müsse. Damals glaubte das niemand - nun wird es im April im ZDF gezeigt. Das wäre ohne die Telekom nicht möglich gewesen. Aber: Auf Dauer wird das nicht ausreichen, wenn wir es in der BBL nicht alle gemeinsam verstehen, ein gutes Produkt noch weiter nach vorne zu pushen.

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Seite 2: Pesic über die Entwicklungen der Bayern-Spieler und Interesse an Per Günther

Seite 3: Pesic über die NBA in München, Red Bull und die Beziehungen zum DBB

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