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Wer würde nicht gerne ein Eins-gegen-Eins zwischen Russell Westbrook und Steph Curry sehen?
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Anpassung der College-Regeln an den Profisport

Diese Revolution ist eigentlich keine Revolution, sondern mehr ein No-Brainer. Durch NCAA-Basketball soll in erster Linie Spielermaterial für die NBA und alle internationalen Ligen produziert werden (na gut, und jede Menge Geld). Warum werden also die Regeln nicht zumindest teilweise an den Profisport angeglichen? Warum baut man jungen Spielern diese Hürde, über die viele direkt nach den College-Jahren regelmäßig stolpern?

Das bezieht sich in erster Linie auf zwei Aspekte. Zum einen verändert es das Spiel einfach auf extreme Art und Weise, wenn man statt 24 Sekunden 30 hat, um einen Wurf loszuwerden. Man muss sich schneller entscheiden, seine Sets sauberer laufen und generell "wacher" sein. Dies, kombiniert mit der ungleich höheren körperlichen Belastung, ist für viele Rookies das größte Problem bei der Umstellung auf den Profisport.

Vor dieser Saison hat die NCAA die Shotclock ja sogar von 35 auf 30 Sekunden reduziert. Warum nicht noch die 6 weiteren Sekunden ebenfalls wegnehmen? Das kriegen in Deutschland auch schon 16-Jährige hin, warum also nicht die Jugendlichen im "Mutterland" des Sports?

Der zweite gravierende Unterschied ist die Dreierlinie, die am College einen ganzen Meter näher am Korb ist als in der NBA. Bei den FIBA-Regeln sind es immer noch 24 Zentimeter. Natürlich gibt es körperliche Unterschiede, aber könnte man den Perimeter nicht zumindest der FIBA angleichen? Auch dies verursacht immer wieder Probleme bei der Umstellung.

Generell ist es teilweise verwirrend, warum das Ausbildungssystem in den USA den jungen Spielern so viele Steine in den Weg legt. Das fängt bereits an den Schulen an und geht dann am College nahezu nahtlos weiter. Es hat schon seine Gründe, warum europäische Spieler so häufig besser ausgebildet sind als ihre Altersgenossen aus den USA.

Die NCAA verkauft ihren Basketball in den USA als eigene Marke, und das ist wohl der Hauptgrund dafür, warum sie sich mit ihren Regeln (Dreier und Shotclock sind nur zwei Beispiele) so gravierend von den Profis unterscheidet. Für die Aussichten ihrer Alumni wäre es aber ganz klar von Vorteil, sich zumindest schrittweise den Profis anzupassen.

Dirk Bauermann: Ich stimme Dir zu. Ich bedauere generell die Tatsache, dass Basketball als vielleicht größter Teamsport weltweit die einzige Sportart ist, die überall nach unterschiedlichen Regeln gespielt wird. Das kann nicht gut sein. Je einfacher und vergleichbarer ein Spiel ist, desto besser. Es ist ein strukturelles Problem, das überall auf der Welt angegangen werden sollte.

College-Basketball ist aber zugegebenermaßen ein Extremfall. Einige Spiele dort sind einfach nicht zumutbar für den Zuschauer, weil die NCAA sich der modernen, höheren Dynamik des Spiels immer wieder entzogen hat und nicht das zeigt, was im Sport möglich ist. Es gibt dort extrem viele Traditionalisten, die allen Veränderungen grundsätzlich gegenüberstehen. Die 30 Sekunden beispielsweise sind ein halbgarer Kompromiss, der weder den jungen Spielern noch dem Zuschauer großen Mehrwert bietet.

College-Basketball ist aber nicht das einzige Feld mit großem Verbesserungspotenzial. Ich wäre beispielsweise dafür, in Europas Top-Ligen das Feld zu verlängern und zu verbreitern wie in der NBA. Die Spieler sind auch hier viel athletischer geworden, die Entwicklung wird durch die kleineren Spielfelder aber gehemmt. Auch Fouls im Fastbreak sollten endlich richtig geahndet werden und nicht nur Persönliche Fouls sein - da gefällt mir die Clear-Path-Foul-Regelung in den USA deutlich besser. Wer will denn keine Fastbreaks sehen? Das ist unansehnlich und schadet dem Spiel, also muss dort zwangsläufig eine Änderung her.

Und zu guter Letzt: Es muss auf europäischem Level möglich sein, viermal 12 Minuten zu spielen. Selbst die Teams mit Euroleague-Verpflichtungen spielen maximal zweimal die Woche, während in der NBA regelmäßig drei- bis viermal gespielt wird. Das wäre auch für junge deutsche Spieler von Vorteil, da sie so zwangsläufig mehr Spielzeit bekommen würden.

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