Sudden Death / Shootout
Nach dem No-Brainer kommen wir jetzt noch einmal zu einer zugegebenermaßen recht absurden Idee. Sie könnte dennoch funktionieren! Zumal sie sich vorerst auch nur auf einen sehr selten eintretenden Fall konzentriert - und zwar die Double-Overtime.
Wir alle haben es vermutlich schonmal erlebt, wie wir nachts aufgestanden sind, um ein Spiel zu gucken, das dann aber einfach nicht enden wollte. Mal abgesehen von Spielen, in denen "Hack-A-..." praktiziert wird, passiert das vor allem bei solchen mit Verlängerung. Gegen die erste haben wir nichts - die Idee bezieht sich nur auf die Situation, wenn die erste Verlängerung keine Entscheidung bringt.
Warum orientieren wir uns nicht beispielsweise am Fußball? Es wäre vermutlich ein Stück weit zu radikal, eine "Sudden Death"-Möglichkeit wie ein "Golden Goal" einzuführen - dafür gibt es im Basketball einfach zu viele Körbe und das Team, das den Jump gewinnt, wäre klar übervorteilt. Also präsentieren wir eine andere Variante.
Im Detail: Wenn die erste Overtime durch ist, dürfen die Coaches beider Teams fünf Schützen bestimmen, die einen bestimmten Wurf treffen müssen (Freiwurf, Dreier, wie auch immer). Wie beim Elfmeterschießen im Fußball gewinnt das Team mit mehr Treffern. Und wenn es nach den ersten fünf Schützen Gleichstand gibt, kommt es eben doch zu Sudden Death.
Zur Klarstellung: Wir haben nichts gegen die zweite Verlängerung, die beim Basketball ja in der Regel trotzdem noch deutlich sehenswerter ist als die Verlängerung im Fußball, da einfach mehr passiert. Die Frage ist bloß, ob man das Ganze noch spektakulärer hinbekommen und den Zuschauern noch größeren Mehrwert bieten kann.
Oder im Fall von uns Europäern: Ob man vielleicht noch etwas mehr Schlaf bekommen kann. Wie siehst Du denn diese Idee, Dirk? Zu albern?
Dirk Bauermann: Nette Idee, davon höre ich zum ersten Mal. Ich finde den Vorschlag nicht absurd, ich mag ein solches Outside-the-Box-Denken und die Möglichkeit ist durchaus diskutabel. Ich würde in dem Fall aber wieder betonen, dass ich der Meinung bin, wir sollten den Sport nicht zu sehr verkomplizieren. Es ist jetzt schon eher zu kompliziert und sollte vereinfacht werden. Und hier sehe ich keine Not: Wenn der Fall mal eintritt, dass es eine zweite Verlängerung gibt, ist das ja doch immer eine sehr spannende Situation, anders als beim Fußball. An dieser Stelle muss man nicht aktiv werden.
Dirk Bauermann, geboren 1957 in Oberhausen, ist ein deutscher Basketballtrainer, der vor allem für seine Erfolge mit der Deutschen Nationalmannschaft (WM-Halbfinale 2002 und EM-Finale 2005) sowie für seine diversen Titel mit Bayer Leverkusen, GHP Bamberg und Bayern München bekannt ist. Am 14.12.2015 erschien sein zweites Buch "Basketballtraining", das er selbst als "Lehrbuch aus persönlicher Perspektive" bezeichnet. Schwerpunkte sind Motivation, Führung, der Wandel des Spiels in den letzten fünf bis zehn Jahren und Selbstverständnis. Bauermann spricht aus eigener Erfahrung, schlägt aber auch immer wieder Brücken zum Jugendbasketball. Über 400 Seiten gibt es Bilder, Diagramme und Ratschläge für Trainer auf jedem Niveau. Auch anderen Basketball-Interessierten vermittelt Bauermann ein "tieferes Verständnis des Spiels".
Seite 1: Eins-gegen-Eins beim All-Star Weekend
Seite 2: Einführung einer 4-Punkte-Linie