"Schröder ist das Nonplusultra bei der EM“

Von Ole Frerks, Thorben Rybarczik, Robert Arndt
Dennis Schröder schreitet beim deutschen Team voran
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Spanien und Serbien machen den Titel unter sich aus

Thorben Rybarczik: Das unterschreibe ich so. Wenn ich mich komplett für eines dieser Teams entscheiden müsste, wäre ich dieses Jahr sogar bei den Serben. Denn in einem harten Turniermodus, in dem ab dem Achtelfinale ein schwacher Tag reicht, um rauszufliegen, sind sie - gerade im Hinblick auf die vielen Star-Absagen - im Vorteil. Wenn der Dreier mal nicht fällt, wenn der offensive Rhythmus nicht da ist, dann geht es darum, mit Defense und Physis im Spiel zu bleiben und Selbstvertrauen zu generieren. Und das beherrschen die Serben wie kein anderes Team. Zumal mit Djordjevic ein Spezialist an der Seitenlinie steht, wenn es um diese Attribute geht.

Stephen Arigbabu: Das Argument kann man aber genauso gut umdrehen. Was ist denn, wenn ein Team, das man vielleicht noch gar nicht auf dem Zettel hat, plötzlich heiß läuft und das über mehrere Spiele konserviert? Dann kann alles passieren, woran auch Serbiens Physis nichts ändern kann. Rebounds prallen unglücklich ab und landen beim Gegner und schon hagelt es den nächsten Dreier. Dann können sich Mannschaften in einen Rausch spielen und jedes Spiel gewinnen. So etwas sieht man auch vereinzelt in der BBL oder NBA, wenn Bamberg oder Golden State unerwartet einzelne Spiele verlieren, weil beim Gegner alles geht. Für einen Sieg in einer Playoff-Serie würde das zwar nicht reichen, in einem Do-or-Die-Duell sieht das aber ganz anders aus. Und darum geht es ja bei einer EM. Als Beispiel muss man sich nur die EM 2005 anschauen, als wir mit Dirk völlig unerwartet ins Finale gekommen sind, nachdem wir im Halbfinale Spanien geschlagen haben. Damit hat auch niemand gerechnet.

Robert Arndt: Und was haben Bamberg, Golden State und der Dirkster gemeinsam? Sie haben eine hohe Qualität. Natürlich hast du Recht, wenn du sagst, dass Überraschungen in einem Spiel möglich sind. Aber in der K.o.-Runde sind es eben vier Spiele, die du gewinnen musst und da sehe ich kaum ein Team, welches sich in einen Rausch spielt. Nur einen Kandidaten habe ich: Litauen. Die haben über Jahre vor allem eines bewiesen: Sie sind grundsolide und eingespielt, für mich ein nicht zu unterschätzender Faktor, dazu haben sie rund um Jonas Valanciunas die Schützen, die, wie du sagst, an einigen Abenden richtig heiß laufen können. Aber: Ich habe Zweifel am serbischen Team. Der Auftritt beim Supercup war stark, dennoch sehe ich Schwächen in der Guardrotation. Neben Teodosic ist auch der zurückgetretene Stefan Markovic nicht dabei. So bleiben Stefan Jovic und Vassilije Micic. Vor allem der Ex-Bayern-Spieler wird sicher einige Probleme bekommen. Da tut auch die kurzfristige Verletzung von Nemanja Nedovic sehr weh.

Ole Frerks: Bei einem Turnier mit K.o.-Modus halte ich nicht viel von solchen Thesen. Natürlich gibt es Favoriten, zu denen Serbien und Spanien zweifelsohne gehören, aber Stephen hat es schon richtig gesagt: Wenn ein Favorit am falschen Tag mies drauf ist und gegen ein brandheißes Team antritt, kann schon auch mal im Viertelfinale Schluss sein. Ich würde den Favoritenkreis wie Robert um Litauen erweitern, dazu kommen die Franzosen, auch wenn sie einige Ausfälle zu verkraften haben - das Guard-Duo de Colo/Heurtel ist trotzdem aller Ehren wert. Traditionell muss man die Griechen ebenfalls auf dem Zettel haben und leichte Außenseiterchancen gebe ich auch Slowenien, wenn Dragic und der (in meinen Augen) No.1-Pick 2018 Luka Doncic entsprechend harmonieren. Mein Tipp wäre trotzdem Serbien, aber wenn es nur nach Favoriten ginge, würde Kentucky auch fast jedes Jahr die NCAA gewinnen.