SPOX: Herr Folger, an diesem Wochenende startet die neue Saison in Katar. Sie waren aber vor kurzem noch im Skigebiet zu sehen. Ist das Ihr Ausgleich zur Strecke?
Jonas Folger: Ja auch, ich mache ziemlich viel nebenbei. Im Winter kann man ja eh nicht viel machen, außer Skifahren und ins Fitnessstudio gehen.
SPOX: Welche Rolle spielt dabei das Verletzungsrisiko?
Folger: Ich brauche das einfach. Der Spaß darf nicht zu kurz kommen. Da nehme ich das Risiko gerne in Kauf.
SPOX: Sie starten in diesem Jahr erstmals für Dynavolt Impact GP. Wie fühlen Sie sich auf der neuen Maschine?
Folger: Gut. Wir waren schon zwei Mal vor Katar beim Testen. Das Motorrad an sich ist ja das gleiche, bis auf ein paar neue Feder-Elemente. Das ist eigentlich der größte Unterschied. Dazu kommt natürlich, dass das komplette Team deutsch spricht. Das ist für mich ein großer Vorteil. Ich habe die ganzen Jahre, die ich mittlerweile in der WM fahre, noch kein deutsches Team gehabt.
SPOX: Ist das die einschneidendste Neuerung im Vergleich zum letzten Jahr?
Folger: Genau. Das macht am meisten aus und ist meiner Meinung nach auch am wichtigsten. An einem Wochenende hat man nicht so viel Zeit. Da ist es wichtig, dass man schnell die optimale Abstimmung bekommt. Da ist die Kommunikation mit dem Chefmechaniker sehr wichtig.
SPOX: Hatte der Teamwechsel auch Auswirkungen auf Ihr Privatleben?
Folger: Nicht direkt. Die Beziehung zum Team ist einfach enger. Das Team ist in Memmingen stationiert, was nicht weit weg von meinem Heimatort ist. So bin ich relativ schnell vor Ort. Wir sind schon gut zusammengewachsen.
SPOX: Leben Sie trotzdem weiterhin mit Ihrem Kumpel und Konkurrenten Marcel Schrötter in der WG in Spanien?
Folger: Den kompletten Januar waren wir in Spanien zur Vorbereitung. Aber während der Saison ist es so, dass ich zuhause in Bayern sein werde. Ich bin gerne daheim und bin eigentlich sowieso immer unterwegs. Marcel dagegen bleibt die meiste Zeit in Spanien.
SPOX: Sie sind eher heimatverbunden. Ein Blick in Ihre Vita verrät das nicht unbedingt. Sie sind im Grunde seit einer gefühlten Ewigkeit nur außer Haus.
Folger: Das kommt natürlich dazu. Ich bin jetzt schon lange Zeit viel unterwegs und es ist schön zuhause zu sein. Dort kann ich am besten abschalten.
SPOX: Spielte das eine Rolle beim Wechsel? Sie hatten ja bestimmt mehrere Angebote. War die Nähe zur Heimat der ausschlaggebende Punkt?
Folger: Der ausschlaggebende Punkt war eigentlich der, dass ich einfach in ein deutschsprachiges Team wollte. Aber das ist natürlich ein super Nebeneffekt.
SPOX: Nach dem offensichtlich ersten sehr guten Eindruck der neuen Zusammenarbeit: Was erwarten Sie sich von der kommenden Saison?
Folger: Zu allererst will man immer eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Für mich ist es auch extrem wichtig, dass ich konstant werde. Das war immer ein Riesen-Manko. Ein paar Rennen waren gut und dann kam wieder ein kleiner Durchbruch. Das habe ich mir als größtes Ziel gesetzt.
SPOX: Wie würden Sie Ihr letztes Jahr in einem Wort beschreiben?
Folger: Verrückt. (lacht)
SPOX: Sportlich verrückt oder generell?
Folger: Es hat sich viel verändert für mich. Es hat einen Wechsel im Management gegeben. Man hat nie so wirklich gewusst, wie das Wochenende wird, als ich zum Rennen geflogen bin. Entweder hat es dann gepasst oder eben nicht. Ich wusste aber nie, wohin es geht. Das war natürlich auch strapazierend.
SPOX: Diese sportliche Achterbahnfahrt ist man von Ihnen aber fast schon gewohnt.
Folger: Das stimmt, das war immer so bisher.
SPOX: Haben Sie schon mal mit dem Gedanken gespielt, alles hinzuwerfen?
Folger: Ja, das ist aber schon eine Weile her. Das war ein Punkt, an dem alles zusammengekommen ist. Das war im Jahr 2011. Ich war krank, konnte ein Rennen nicht mitfahren und dann kam eins nach dem anderen. Im Jahr darauf habe ich kein gutes Team bekommen, konnte dann nicht einmal starten, weil es finanzielle Probleme gab. Dann bin ich kurzfristig für ein anderes Team eingestiegen. Das hatte jedoch auch enorme Probleme. Von acht Rennen bin ich nur in einem ins Ziel gekommen. Das war schon alles sehr chaotisch. Da ging auch irgendwo der Spaß verloren. Das war definitiv ein Tiefpunkt meiner Karriere, an dem ich überlegte, alles hin zu schmeißen, was ich dann Gott sei Dank nicht gemacht habe.