Gelbes Trikot: Die Gesamtwertung
Beim Kampf um das Gelbe Trikot heißt es auch diesmal wieder: Alle gegen Alberto Contador. Der Spanier will sich seinen dritten Tour-Erfolg in Folge holen. Andy Schleck und Co. haben dagegen andere Pläne. Ein Deutscher sieht derweil die große Chance für ein letztes Hurra der Karriere. Im Favoriten-Ranking nimmt SPOX die aussichtsreichsten Klassementfahrer unter die Lupe:
Alberto Contador (28, ESP / Saxo Bank): Der Verdächtige
Sportlich gesehen ist Contador auch vor dieser Tour wieder über jeden Zweifel erhaben. Keiner klettert so schnell die Berge hoch, nur echte Spezialisten nehmen ihn im Zeitfahren ein paar Sekunden ab. Und das komplette Team samt Chef Bjarne Riis steht voll und ganz hinter dem neuen Spitzenfahrer. Zu Recht, denn Contador hat die Konkurrenz bei seinem Giro-Sieg im Mai nicht nur besiegt, sondern auseinandergenommen.
Die große Frage ist, ob der 28-Jährige diese Überform in die Tour und vor allem in die entscheidende letzte Woche retten kann. Zuletzt hatte ein gewisser Marco Pantani 1998 den Doppelpack aus Giro- und Tour-Sieg geschafft. Gerüchten zufolge plant Contador sogar das Triple mit einem möglichen Vuelta-Sieg. Das ist bisher keinem Radprofi gelungen. Keinem Merckx. Keinem Hinault. Keinem Armstrong.
Ob der Start des Spaniers angesichts der Dopingvorwürfe jedoch auch regulär ist, bleibt nicht nur moralisch gesehen fraglich. Bei der Tour darf Contador auf Bewährung teilnehmen. Vorläufig zumindest.
SPOX-Prognose: Trotz des schwächeren Teams im Vergleich zu Schleck wird Contador auch in diesem Jahr Gelb nach Paris tragen, auch wenn es richtig eng wird. Im Zeitfahren ist der Spanier dem Luxemburger eine Nasenlänge voraus. Ob Contador den möglichen Titel dann aber auch behalten darf, würde sich erst in der ersten Augustwoche bei seiner Anhörung vor dem CAS entscheiden.
Andy Schleck (26, LUX / Leopard-Trek): Der Herausforderer
Mickrige 39 Sekündchen trennten Andy Schleck 2010 von seinem ersten Tour-de-France-Sieg. Sekunden, die er vermutlich bei seinem Kettenmissgeschick verloren hatte.
In diesem Jahr unternimmt der Luxemburger einen neuen Anlauf. Als Kapitän der radelnden Weltauswahl Leopard-Trek wartet Schleck aber immer noch auf den ersten Saisonsieg. Zumindest dürfte ihn die Streckenführung positiv stimmen: Nur ein kurzes Zeitfahren, kein Kopfsteinpflaster. Und in den Bergen macht ihm so schnell sowieso niemand etwas vor. Auch das Auslassen des Giros - im Gegensatz zu Contador - macht Schleck Mut: "Von uns ist keiner den Giro gefahren. So gesehen habe ich einen Vorteil. Das glaube ich nicht nur, davon bin ich fest überzeugt."
SPOX-Prognose: Der einzige, der Contador das Wasser reichen kann. Mit einem gesunden Bruder Fränk als Edelhelfer und einem Contador, der den Giro noch in den Beinen spürt, könnte Andy endlich der große Wurf gelingen. Vor allem die letzte Woche schreit geradezu nach einem luxemburgischen Angriffsfestival.
Tour de France 2011: Vorschau von mySPOX-User UnrealFabian
Samuel Sanchez Gonzalez (33, ESP / Euskaltel): Der Olympiasieger
2008 war er Siebter, 2010 Vierter. Nun will Sanchez endlich aufs Podest. Nach seinem Sieg beim GP Miguel Indurain und guten Platzierungen beim Wallonischen Pfeil und Paris-Nizza geht der Baske mit hohen Erwartungen in die Tour. Und mit der Gewissheit, dass ein Konkurrent schon mal gar nicht an den Start gehen darf. Das Geox Team samt Denis Mentschow, letztjähriger Dritter, wurde nämlich nicht zur Tour eingeladen. Ein Gegner weniger, ein paar Helfer mehr. Denn Euskaltel nimmt einige Kletterer mit, allen voran Egoi Martinez, der 2009 Neunter bei der Vuelta wurde.
SPOX-Prognose: Durch den Wegfall einiger Konkurrenten könnte Sanchez zum ersten Mal auf dem Podest in Paris stehen. Contador und Schleck fahren trotzdem in einer anderen Liga.
Robert Gesink (25, NED / Rabobank): Der Geheimfavorit
Neben Contador war wohl Gesink derjenige, der im Frühjahr am meisten Eindruck bei der Konkurrenz schinden konnte. Sieg bei der Tour of Oman, Dritter bei der Baskenland-Rundfahrt, starke Auftritte bei der Dauphine Libere. Neben den harten Fakten sollte aber vor allem eines den Gegnern das Fürchten lehren: Der Rabobank-Kapitän hat sich im Vergleich zum letzten Jahr enorm entwickelt, vor allem im einst verhassten Zeitfahren.
Fast genauso wichtig: Intimfeind Oscar Freire und Mentschow sind nicht dabei, Gesink ist der alleinige Kapitän der Rabos. Bei den Oranjes stehen alle Farben auf Gelb - und das heißt volle Attacke auf die Gesamtwertung.
SPOX-Prognose: Gesink muss man schon mit 25 Jahren fast alles zutrauen. Nach dem bei der Dauphine angedeuteten Leistungsvermögen könnte der Niederländer sogar das Podium ins Auge fassen. Wird an den Bergen stets vorne zu finden sein. Ein Etappensieg in den Alpen ist auf jeden Fall drin.
Andreas Klöden (36, GER / RadioShack): Die deutsche Hoffnung
Klöden erlebte in der bisherigen Saison im wahrsten Sinne des Wortes seinen zweiten Frühling. Zuerst der zweite Platz bei Paris-Nizza, dann der Sieg gegen die Uhr beim Criterium International. Und nicht zu vergessen der Erfolg bei der Baskenland-Rundfahrt. Mehr geht eigentlich nicht. Nicht wenige Experten sagen über seine Tour-Chancen: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Im Gegensatz zum Vorjahr muss er zudem nicht auf einen alternden Ex-Tour-Sieger warten und hat mit den ebenfalls ambitionierten Levi Leipheimer (Tour-de-Suisse-Sieger), Christoper Horner (Kalifornien-Rundfahrt-Sieger) und Janez Brajkovic eine schlagkräftige Truppe um sich. Mit einem Alterdurchschnitt weit über 30 wird es an Erfahrung im Team RadioShack sicherlich nicht mangeln.
SPOX-Prognose: Für Klöden wird diese Tour vermutlich sein letztes Hurra. Alles hängt von der internen Teamstrategie ab. Setzt RadioShack auf die Amerikaner Leipheimer und Horner als Kapitäne, wird Klöden schuften müssen. Bekommt er freie Fahrt, ist das Podium nicht utopisch.