Radsport (22 Entscheidungen): 3x Gold, 2x Silber, 1x Bronze
Eins vorweg: Ganz, ganz großen Respekt an Kristina Vogel. Die gewann 2016 im Sprint die ersehnte Goldmedaille im Einzel, kann diese aber nicht verteidigen: Seit einem Trainingsunfall 2018 ist sie querschnittsgelähmt, geht mit der Situation aber unglaublich offen um und ist ein Vorbild für uns alle. Während der Spiele in Tokio wird sie als TV-Expertin im Einsatz sein. Chapeau!
Wir hoffen nicht nur für Kristina, dass sie eine ganze Reihe an Medaillen einzuordnen hat. Im Straßenrennen ist Maximilian Schachmann für einen Coup gut, nach dem Verzicht auf die Tour de France sollten die Beine frisch sein. "Ich fahre nach Tokio, um eine Medaille zu holen", sagt er. Na dann! Auch Emanuel Buchmann ist nicht chancenlos. Bei den Damen um Lisa Brennauer, die ebenfalls auf der Bahn antritt, ist dagegen wohl leider keine Medaille drin.
Womit wir auch schon bei der Bahn wären - da geht nämlich einiges! 17 Athleten sind vom BDR nominiert, das Damen-Trio Emma Hinze/Lea Friedrich/Pauline Grabosch gewann bei der WM in Berlin gleich vier Titel! Mit Roger Kluge ist im Madison zu rechnen, und dann gibt es ja noch die Teams, die auch nicht chancenlos sind. Medaillenregen, ick hör dir trapsen!
Nicht unter den Tisch fallen sollen Mountainbike, wo Manuel Fumic mit seinen 39 Lenzen zum fünften Mal dabei ist, und Lara Lessmann im BMX-Freestyle. Erholt sie sich komplett von ihrem Schlüsselbeinbruch im Juni, kann die 21-Jährige bei den Medaillen ein Wörtchen mitreden. Das Ergebnis von Rio (1x Gold, 1x Bronze) sollte auf jeden Fall zu knacken sein. In Sitzsportarten sind wir eben eine Macht!
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Reiten (6 Entscheidungen): 2x Gold, 2x Silber, 2x Bronze
"Unsere Reiterinnen und ihre Pferde sind fast schon beängstigend gut in Form", sagt Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu. Das hört man gern! Da muss im Einzel die dreimalige Olympiasiegerin Charlotte Dujardin aus Großbritannien endlich wieder zu schlagen sein. Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl - die Namen im Viereck machen immer wieder mächtig was her, wobei so ein Kevin Schmidt auf Terminator II auch mal ganz famos wäre! - haben beide die Chance auf Gold, in der Mannschaft macht uns ohnehin niemand was vor. Bei der Dressur klingelt traditionell die Kasse, das wird diesmal nicht anders.
Auch im Springreiten sind wir immer vorn dabei, allerdings sind die Ausfälle von Weltmeisterin Simone Blum und Christian Ahlmann nur schwer zu kompensieren. Muss eben der Weltranglistenerste Daniel Deußer auf Killer Queen ran! Im Mannschaftswettbewerb rettet uns die Breite des ... Kaders? Stalls? Ihr wisst, was ich meine.
Bleibt noch das gute alte Military, zu Deutsch: Vielseitigkeitsreiten. Europameisterin Ingrid Klimke ist nicht dabei, aber mit Titelverteidiger Michael Jung haben wir ein ganz heißes Hufeisen im Feuer. Und natürlich die Mannschaft, versteht sich ja fast von selbst. Macht summa summarum in etwa sechs Medaillen, das Ergebnis von Rio wäre so eingestellt.
Ringen (18 Entscheidungen): 1x Bronze
"Hoffentlich trägt mich mein Körper noch bis zu Olympia." Dieser Satz von Altmeister Frank Stäbler (32) macht nicht sonderlich viel Hoffnung. Dazu kommt das elendige "Abkochen" von Gewicht, schließlich wurde seine Weltmeister-Klasse bis 72 kg gestrichen. Er muss nun auf 67 Kilo runter, was in der Vorbereitung eine üble Tortur bedeutet. "Die letzten Tage sind der Weg durch die Hölle. Man kann kaum Atmen und Schlafen, weil der Mund ausgetrocknet ist", sagt er. Aber auch: "Ich bin bereit, die Schmerzen für meinen Traum von Gold in Kauf zu nehmen." Auf geht's, Frank! Ein letztes Hurra - und dann nur noch Cheat Days!
Sechs weitere Deutsche sind in Tokio am Start, vor zu hohen Erwartungen muss allerdings gewarnt werden. Die Vorbereitung war aufgrund von Corona einfach nicht besonders gut. Denis Kudla und Aline Rotter-Focken könnten ins Halbfinale vorstoßen. Die Phalanx der Russen, Japaner und Kubaner ist allerdings imposant.
Frank Stäbler im Interview: "Ich esse ganz viel Chili, um das innere Feuer anzuheizen"
Rudern (14 Entscheidungen): 2x Gold, 2x Bronze
Wusstet ihr, dass Rudern eigentlich schon 1896 olympisch sein sollte? Dann war aber dummerweise das Wetter schlecht. Tja. Kannste nix machen. Ging es eben erst 1900 los. Nicht so gut läuft es auch beim Deutschen Ruderverband, der diesmal nur sieben von 14 Bootsklassen besetzt. Wahrscheinlich fehlt mittlerweile einfach der Galeeren-Nachwuchs.
Trotzdem könnte das Ergebnis von Rio, als zehn Wettbewerbe besetzt wurden, geschlagen werden. Oliver Zeidler setzt im Einer die Maßstäbe, der ruhmreiche Deutschland-Achter muss sich gegen die Boote aus Großbritannien und Holland durchsetzen. 2016 gab es nur Silber, die Scharte von damals wird ausgewetzt! Außerdem holen Jonathan Rommelmann/Jason Osborne im Doppelzweier und der Doppelvierer der Frauen Edelmetall. Sitzen und so, Ihr wisst schon ...
Ruder-Superstar Oliver Zeidler im Interview: "So stelle ich mir das Sterben vor"
Rugby (2 Entscheidungen)
Leider sind beide deutschen 7er-Teams in der Qualifikation ausgeschieden. Favorit bei den Männern sind die Fidschi-Inseln, bei den Frauen Australien und Neuseeland. Damit ist alles gesagt. Deshalb hier noch der Text zum Haka-Tanz "Kapa o Pango" der All Blacks:
"All Blacks, lasst mich eins mit dem Land werden! Das ist unser Land, das poltert! Das ist meine Zeit, mein Augenblick! Das macht uns aus als die All Blacks! Das ist meine Zeit, mein Augenblick! Unsere Dominanz Unsere Überlegenheit wird triumphieren Und hoch angesehen werden! Silberfarn! All Blacks! Silberfarn! All Blacks!"
Schießen (15 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Silber, 1x Bronze
Mit drei Goldmedaillen belegten die deutschen Schützen mit dreimal Gold und einmal Silber hinter den Kanuten Rang zwei im Medaillenspiegel. Ganz so glitzernd wird es diesmal kaum werden, schließlich reist der Schützenbund mit nur acht Athleten an - in Rio waren es noch 15. Christian Reitz und Co. können mit ihren Schießeisen aber immer noch ganz hervorragend umgehen: Gerade an der Pistole sind gleich mehrere Medaillen möglich. Am Gewehr und der Flinte ist weniger drin, dafür muss dann wohl doch wieder die Wehrpflicht eingeführt werden.
Genau wie neue Wettbewerbsformen, um die Call-of-Duty-Generation endlich vom überteuerten Gaming-Stuhl runter zu kriegen. Paint Ball und dann Capture the Flag, King of the Hill ... die Möglichkeiten sind endlos, die Einschaltquoten würden stimmen. Los jetzt, IOC!
Schwimmen (39 Entscheidungen): 1x Gold, 2x Silber
Im Tokyo Aquatics Centre werden 35 Goldmedaillen vergeben, dazu kommen zwei im Odabai Marine Park in der Bucht von Tokio. Im Becken feiert auch hier eine Mixed-Staffel Premiere, geschwommen werden die 4x100 m Lagen.
Alles wie immer im Wasser? Die USA und Australien dominieren, dazu ein bisschen Japan und Russland, Caeleb Dressel wird der neue Michael Phelps und Katie Ledecky gewinnt fünf Goldmedaillen? Mag ja alles sein, aber: Florian Wellbrock, Freunde! Oder auch "Gold-Flo", wie wir ihn in drei Wochen hoffentlich rufen werden. Der 23-Jährige kann nicht nur die 10 km im Freiwasserschwimmen gewinnen, sondern ist auch über die 1500 m im Becken heißer Kandidat auf Gold. Ein historisches Double, das ihm schon bei der WM 2019 gelang - und die 800 Meter Freistil, die diesmal auch dabei sind, haben wir noch gar nicht erwähnt! 2016 gingen die deutschen Schwimmer komplett leer aus - das wird Wellbrock im Alleingang verhindern.
Und weil es so schön ist, packt seine Verlobte Sarah Köhler auch noch zu, als Vizeweltmeisterin gehört sie über 1500 Meter zu den Favoritinnen. Danach wird es deutlich schwieriger, aber es könnte auch sein, dass die leeren Ränge die Favoriten aus den USA und Down Under mehr bremsen als das deutsche Aufgebot. Eine vierte Medaille aus dem Nichts? Das bleibt wohl ein schöner Traum.
Ach ja richtig. Aufmerksame Leser werden bemerkt haben, dass zwei Medaillensätze noch fehlen. Dabei handelt es sich ums liebe Synchronschwimmen, wo Titel im Duett und mit der Mannschaft vergeben werden. Hier halte ich es mit meinem ehemaligen Schulkollegen Tobi Z., der in der Deutsch-Oberstufe eine besonders garstiges Lesestück mit folgendem Bonmot bedachte: "Es ist mir egal, wenn ich null Punkte kriege - zu dem Sch*** hab ich einfach nichts zu sagen!" Obwohl, eins hab ich tatsächlich: Russland gewinnt wieder alles.
Segeln (10 Entscheidungen): 1x Gold, 1x Bronze
2016 rissen wir in der Vorschau angesichts miserabler Wasserbedingungen vor Rio de Janeiro noch Pandemie-Witze. Konnte ja keiner ahnen ... Deshalb diesmal ganz artig: Philipp Buhl holte 2020 im Laser den WM-Titel und will jetzt in Tokio nachlegen: "Ich möchte eine Medaille gewinnen. Das ist mein Ziel. Der WM-Sieg hat mich auf dem Weg dahin ruhiger, aber nicht weniger entschlossen werden lassen." Das Duo Erik Heil/Thomas Plößel, das in Rio im 49er die einzige Medaille für Deutschland gewann, ist wieder dabei, dazu kommt unter anderem das 49erFX mit Tina Lutz und Susann Beucke. Klingt nach mindestens zweimal Edelmetall.