Medaillencheck zu den Olympischen Spielen in Tokio: Im Sitzen sind wir Weltklasse

Der Ruder-Achter, Malaika Mihambo und Florian Wellbrock gehören zu den deutschen Gold-Hoffnungen in Tokio.
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Skateboard (4 Entscheidungen)

How do you do, fellow Kids!? In Tokio und Paris sind die Skater erstmals olympisch, fahren aber noch auf Bewährung. Geskatet wird in den Disziplinen Street und Park, also keine Halfpipe oder sonstiger altmodischer Kokolores. Dementsprechend jung sind die Teilnehmer: Die deutschen Farben vertreten Lilly Stoephasius (14) und Tyler Edtmayer, mit 20 praktisch schon ein Grufti. Um Medaillen wird es bei beiden nicht gehen, eher ganz gechillt um Spaß haben und Werbung für den Sport und so. Richtig ernst wird es für Lilly dann vielleicht in Paris in drei Jahren. Wir sind gespannt, genau wie auf Sky Brown. Die Amerikanerin ist erst 13 und könnte im Park mal eben die jüngste Olympiasiegerin der Geschichte werden. Also offiziell - bei den Turnerinnen aus China und so weiß man ja nie so genau ...

Sportklettern (2 Entscheidungen)

Und noch so ein Debütant. Deshalb erklären wir kurz die Regeln: Zuerst geht es in der Disziplin "Speed" so schnell wie möglich eine 15 Meter hohe Wand hinauf, dann das klassische "Bouldern" wie an jeder örtlichen Kletterwand, nur ein bisschen schwerer wahrscheinlich. Und schließlich noch "Lead": In sechs Minuten eine bis zu 20 Meter hohe Wand hinauf, also so schnell bzw. hoch wie möglich, die Konkurrenz darf dabei nicht abgucken. Die Ergebnisse werden kombiniert und voila! stehen die Olympiasieger fest. Aus deutscher Sicht klettern Jan Hojer und Alexander Megos mit. Man sollte sie mal nach ihrer Meinung zu Reinhold Messner befragen. Der erklärte vor einigen Jahren, angesprochen auf die neue Olympia-Sportart: "Das findet an einer Plastikwand statt! Mit Plastikgriffen! Was soll das? Jeder Affe ist schneller da oben."

Surfen (2 Entscheidungen)

Zum ersten Mal dabei? Na klar! Hippe Sportarten mit S haben es schon immer leichter im Leben gehabt. Zum Einsatz kommt das Shortboard am Tsurigasaki Surfing Beach vor Chiba, ein gutes Stück südöstlich von Tokio. Auch hier gibt es natürlich einen deutschen Verband, nämlich den der Wellenreiter (DWV). Auch hier soll Werbung für die eigene Sportart gemacht werden. Übernehmen muss das Leon Glatzer, der hat sich nämlich als einziger deutscher Starter für das Feld der besten 20 qualifiziert. Die Medaillen werden aber nach Brasilien, USA oder Australien gehen. Also wenn die Wellen mitspielen. Vorsorglich hat man die komplette erste Olympia-Woche geblockt.

Taekwondo (8 Entscheidungen): 1x Bronze

Vorsicht, liebe Kampfsportler: Plötzlich spielen die Karatekas auch mit im Kampf um weltweiten Glanz und Glorie - da ist man schneller ausgestorben, als einem lieb ist.

Nicht komplett weg vom Fenster ist die Deutsche Taekwondo-Union - aber ein Ein-Mann-Team ist nicht das, was man sich erhofft hat. Das weiß auch Bundestrainer Georg Streif: "Es ist bitter für alle Beteiligten. Für die Sportler, für das Umfeld und auch für die Fans." Über die Gewichtsklasse bis 80 kg geht Alexander Bachmann an den Start, aber der war immerhin mal Weltmeister. "Ich werde in Tokio alles geben, um nicht mit leeren Händen nach Hause zu kommen", sagt der 27-Jährige, der es bis Halbfinale schaffen müsste, um Bronze sicher zu haben. Das ist absolut möglich. Die Goldenen machen dann die Südkoreaner und Iraner unter sich aus.

Tennis (5 Entscheidungen): 1x Silber, 1x Bronze

Wimbledon verlief nicht wirklich nach seinem Geschmack, die French Open mit der knappen Niederlage gegen Stefanos Tsitsipas sowieso nicht. Muss sich Alexander Zverev eben in Tokio den Frust von der Seele schmettern. Was nicht ganz einfach wird: Zwar hat das olympische Turnier eine wahre Absagenflut ereilt - Federer, Nadal, Berrettini, Kerber, Serena Williams, und und und -, aber in der Spitze stehen die Herren spätestens seit der Zusage von Golden-Slam-Anwärter Novak Djokovic sehr gut da. Landet Zverev, Platz vier der Setzliste, nicht in dessen Hälfte, könnte er das Finale durchaus anpeilen - und über drei Sätze auf Hartplatz hat er auch schon den Djoker geschlagen. Und im Doppel mit Jan-Lennard Struff? Das hat doch Becker/Stich-Potenzial!

Bei den Damen ist nach Kerbers Absage nur Laura Siegemund übrig geblieben, sie wird ganz klassisch von Runde zu Runde planen. Spannend wird die Rückkehr von Naomi Osaka zu beobachten sein. Wimbledon ließ sie aus, ihre Querelen mit der Presse sind bekannt. In Tokio wird der Druck ungeheuer groß sein. Andererseits ist sie auf Hartplatz die beste Spielerin der letzten Jahre.

Tischtennis: (5 Entscheidungen): 2x Silber, 1x Bronze

Das Mixed ist neu am Start - ist ja nicht so, als würde China nicht schon genügend Medaillen abstauben. 28 von möglichen 32 Goldenen seit der Olympia-Premiere 1988. Die Duelle mit Gastgeber Japan könnten episch werden, aber der Heimvorteil fehlt ja leider.

Das Aufgebot des DTTB wird mal wieder von Timo Boll und Dimitri Ovtcharov angeführt, bei den Damen ist zuallererst Europameisterin Petrissa Solja zu nennen. Bei der EM im Juni räumte die deutsche Mannschaft fast alle Titel ab, in Tokio kommt viel auf die Auslosung an - den Chinesen so lange wie möglich aus dem Weg gehen, lautet die Devise. Dann können es alle drei Mannschaften ins Finale schaffen, und auch für Boll/Ovtcharov ist im Einzel was drin. Gerade für den 40 Jahre alten Boll ist es wahrscheinlich die letzte Chance auf die erste Olympia-Einzelmedaille. Das muss doch endlich klappen! Muss!

Die Olympischen Spiele starten am Freitag.
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Die Olympischen Spiele starten am Freitag.

Triathlon (3 Entscheidungen): 1x Silber

Schade, dass die Olympischen Spiele nicht im Ironman-Modus ausgetragen wird, am besten in Hawaii. Wir würden uns vor Medaillen kaum retten können. So treten über die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen) unter anderem Sprint-Europameisterin Laura Lindemann an, die im Juni den EM-Titel holte, dazu kam Silber im Mixed. "Das Ziel für Tokio hat sich nicht verändert. Ich will nach wie vor eine Medaille. Das ist mein Traum, dafür tue ich immer noch alles", betonte sie gegenüber dem SID. In einer der beiden Disziplinen kommt sie durch, auch wenn die ganz großen Favoriten wohl eher aus den USA stammen. Bei den Männern ist die Chance auf Edelmetall verschwindend gering. Da vielleicht doch lieber nochmal den Weltrekord von Jan Frodeno gucken?

Turnen (18 Entscheidungen): 1x Bronze

In der rein weiblichen rhythmischen Sportgymnastik und am Trampolin wird ohne deutsche Beteiligung geturnt, beim "richtigen" Turnen richten sich alle Augen auf Simone Biles. Die Rekordweltmeisterin ist längst eine lebende Legende - und erfindet mittlerweile aus Spaß Übungs-Elemente, die dann vom Weltverband abgelehnt werden, weil sich Normalsterbliche dabei sämtliche Knochen brechen würden. Biles wird im Mehrkampf zu Gold spazieren, auch bei den einzelnen Elementen mehrere Medaillen holen und dann in den Sonnenuntergang reiten. 24 ist im Damenturnen schließlich ein fast schon biblisches Alter. Klare Sache: Biles' Auftritte werden eines der absoluten Highlights dieser Spiele.

Bei den Herren will Japans Volksheld Kohei Uchimura am Reck die Nachfolge von Fabian Hambüchen antreten, der in Rio ja so sensationell triumphiert hatte - wir verdrücken allein bei der Erinnerung an seinen Wettkampf ein paar sentimentale Tränchen. Ohne ihn ist Gold für den deutschen Turnverband nur ein Wunschtraum, aber beide Mannschaften haben sich qualifiziert. Realistische Medaillenchancen haben Elisabeth Seitz am Stufenbarren und vielleicht Lukas Dauser am Barren, wenn wirklich alles passt.

Volleyball (4 Entscheidungen): 1x Bronze

Hach, was waren das für Highlights: Brink/Reckermann mit der Goldmedaille in London 2012 - und 2016 setzte das Duo Ludwig/Walkenhorst an der Copacabana von Rio noch einen drauf. Gänsehaut! Wer setzt diese Serie fort? Laura Ludwig wird ihren Titel an der Seite von Ex-Hallenspielerin Maggie Kozuch verteidigen, aber in Gold-Form war das Duo in letzter Zeit eher selten. Karla Borger und Julia Sude sind kein unbeschriebenes Blatt, bei den Herren hat es mit Julius Thole und Clemes Wickler nur ein Duo geschafft. Wobei: Die beiden sind immerhin Vizeweltmeister! Die Konkurrenz ist zwar stark, aber ein Team bringen wir in die Medaillenränge.

In der Halle sieht es leider zappenduster aus: Den Damen und den Herren fehlte in der Quali im Januar jeweils noch ein Sieg, es sollte aber nicht sein. "Wir haben alles getan, um das Ticket zu den Olympischen Spielen zu holen", sagte Sportdirektor Christian Dünnes geknickt: "Mir tut es für alle Athleten sehr leid, trotzdem können wir stolz sein." In drei Jahren dann aber!

Wasserball (2 Entscheidungen)

Leute, so wird das nichts. 1984 hatte der DSV in Los Angeles noch Bronze geholt. Und jetzt? 2012 nicht qualifiziert, 2016 nur zugeschaut - und diesmal gab es in der Quali für die deutschen Herren mal eben fünf Pleiten in fünf Spielen. Die Frauen waren sogar noch nie bei den Spielen dabei. Was soll's: Schauen wir eben den Italienern, Ungarn oder Amerikanern zu, wie sie sich unter Wasser gegenseitig fies die Badebuchse in die Ritze ziehen.

Wasserspringen (8 Entscheidungen): 1 Bronze

Hand aufs Herz: Hättet Ihr gewusst, dass Patrick Hausding erst 32 Jahre alt ist? Gefühlt stemmt sich der Rekord-Europameister (17 Titel!) schon seit 1992 alle vier Jahre der Übermacht der Chinesen entgegen, und das in allen Höhen und Disziplinen, die der Sprungturm so hergibt. Tokio werden seine letzten Spiele sein - nach Silber 2008 und Bronze 2016 fehlt eigentlich nur noch ... ja gut, da müssten die Chinesen schon plötzlich ihre Badehosen daheim vergessen. Und die könnten wahrscheinlich auch in Jeans perfekte vierfache Auerbach-Saltos zeigen.

Oder stapeln wir hier tatsächlich mal ausnahmsweise etwas zu tief? "Wir werden um die Medaillen mitkämpfen, wir sind gut vorbereitet", tönt Hausding, der beim Synchron vom Dreier mit Lars Rüdiger die besten Chancen hat. In Rio hatte er neben der Bronze-Medaille im Einzel noch zwei undankbare vierte Plätze belegt. Also gut, Patrick, dann schreiben wir dir eine Medaille auf. Hinter ihm stehen mehrere Europameister im Aufgebot, darunter Tina Punzel (3-m-Brett, Synchron). Die Weltelite ist für die meisten aber ein bisschen zu weit weg.

Endergebnis: 21x Gold, 17x Silber, 24x Bronze

Olympia: Die Olympischen Sportarten und Disziplinen

SportartDisziplinen
Badminton
Base- und SoftballBaseball und Softball
BasketballBasketball und 3x3-Basketball
Bogenschießen
Boxen
Fechten
Fußball
Gewichtheben
Golf
Handball
Hockey
Judo
KanusportKanurennsport und Kanuslalom
KarateKata und Kumite
Leichtathletik
Moderner Fünfkampf
RadsportBahn, BMX (Freestyle und Race), Mountainbike, Straße
ReitenDressur, Springen, Vielseitigkeit
RingenFreistil und Griechisch-römisch
Rudern
Rugby7er-Rugby
Schießen
SchwimmsportFreiwasserschwimmen, Schwimmen, Synchronschwimmen, Wasserball, Wasserspringen
Segeln
SkateboardPark-Skaten und Street-Skaten
Sportklettern
SurfenShortboard
Taekwondo
Tennis
Tischtennis
Triathlon
TurnsportKunstturnen, Rhythmische Sportgymnastik, Trampolinturnen
VolleyballBeachvolleyball und Volleyball