Tarzan: Per Identitätsdiebstahl zu Gold

Johnny Weissmüller gewann bei Olympia 1924 und 1928 insgesamt fünf Goldmedaillen
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Als Bachrach für die Olympischen Spiele 1924 zum Trainer der US-amerikanischen Schwimmer bestimmt wurde, musste Weissmüller mit. Plötzlich bot sich eine Chance, die sein Leben verändern könnte. Eine Gelegenheit, die ihn aus der Armut befreien würde.

Johnny hatte nur ein Problem: Er war kein US-Amerikaner, er war Deutscher.

Der Identitätsdiebstahl des Johnny W.

Der junge Donauschwabe beseitigte die Schwierigkeiten. Er lieh sich die Geburtsurkunde seines jüngeren Bruders. Denn während Johnny als Deutscher in Freidorf das Licht der Welt erblickt hatte, wurde Peter jr. in Pennsylvania geboren und war damit US-Amerikaner.

Die Eltern gaben die nötigen Unterschriften. Den Reisepass erhielt Johann. Sein Name wurde abermals geändert.

Aus Janos, dem magyatisierten Johann, war Peter John geworden. Es wäre schließlich aufgefallen, wenn der Vorname auf der Geburtsurkunde gar nicht im Reisepass aufgetaucht wäre. Im Kirchenbuch von Windber stand lediglich Peter.

Leben mit einer Notlüge

Weissmüller hielt die Lüge aufrecht. Selbst seine Kinder erfuhren erst nach seinem Tod am 20. Januar 1984 in Acapulco, Mexiko davon, dass ihr Vater gar nicht in den Vereinigten Staaten geboren wurde. Die Associated Press dachte zu diesem Zeitpunkt noch, die Familie Weissmüller sei aus Wien nach Amerika eingewandert.

Der Ausnahmeschwimmer mit einer Körpergröße von 1,90 Metern und einem Kampfgewicht von 87 Kilogramm konnte nicht anders als zu lügen. Wie hätte er seinem Land die Wahrheit erklären sollen, nachdem er in Paris Gold über 100-m- und 400-m-Freistil, Bronze mit den Wasserballern und Gold mit der 4x200-m-Freistil-Staffel geholt hatte? Oder als er in den drei folgenden Jahren 15 weitere US-Meisterschaften gewann? Oder nach den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam, als er Gold über die 400-m-Freistil und mit der 4x200-Lagen-Staffel holte?

Hollywood: Wie Weissmüller zu Tarzan wurde

Ein öffentliches Geständnis war für Weissmüller ausgeschlossen. Er war zum Star aufgestiegen. Dieser Umstand ermöglichte ihm seine zweite Karriere - in Hollywood.

Wieder verdankte Weissmüller seine Berufung glücklichen Umständen. Die Metro-Goldwyn-Mayer-Studios (MGM) hatten für ihren Film "Trader Horn" zu viel Material aus dem Urwald gesammelt. Schnell wurde beschlossen, es für einen weiteren Film zu verwenden: Tarzan, basierend auf dem Buch von Edgar Rice Burroughs. Regisseur W.S. Van Dyke hatte eine genaue, aber unrealistische Vorstellung von seinem Hauptdarsteller: "Ich will einen Mann, der jung, stark, gut gebaut halbwegs attraktiv, aber nicht gutaussehend, und ein kompetenter Schauspieler ist." Das Studio castete mehr als 100 Kandidaten, erfolglos.

Erst Drehbuchautor Cyril Hume half weiter. Er nächtigte im selben Hotel wie Weissmüller und sah den Ausnahmeschwimmer am Pool. Das Problem: Weissmüller hatte einen Exklusivvertrag mit einem Bademodenhersteller unterschrieben, der den Kontrakt nicht auflösen wollte. MGM sicherte kurzerhand zu, seine weiblichen Superstars Greta Garbo, Joan Crawford und Jean Harlow für Fotoshootings in Bademode abzustellen. Der Deal war perfekt.

Frauenschwarm trotz Holzschauspiel

"Ich Tarzan - Du Jane" wurde selbst in Deutschland zum geflügelten Wort, auch wenn dieser Satz so im Original nie fiel. Weissmüller wurde zum Frauenschwarm schlechthin. MGM zahlte seiner Ehefrau Bobbe Arnst 10.000 Dollar für die Scheidung, vier weitere Hochzeiten folgten im Laufe der Jahre.

Weissmüller war ein hölzerner Schauspieler, nach 12 Tarzan-Filmen endete seine Karriere ohne weitere große Rollen. Seines fehlenden Talents war sich der fünffache Olympiasieger durchaus bewusst.

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"Es war wie Diebstahl", sagte er einmal: "Es gab Schwimmszenen und ich musste nicht viel sagen. Wie kann ein Typ Bäume hochklettern "Me Tarzan, you Jane" sagen und dafür Millionen bekommen?" Noch mehr Selbstreflexion: "Die Öffentlichkeit vergibt mir mein Schauspiel, weil sie mich als Athlet kennt. Sie wissen, dass ich niemand bin, der andere an etwas glauben lässt."

Eins aber, das konnte Weissmüller: melodisch Schreien. Und spätestens da hätte den US-Amerikanern auffallen können, welcher Nation ihr schwimmender Volksheld zuzuordnen eigentlich angehörte. Als Jugendlicher hatte Johann Weißmüller das Jodeln gelernt. Aus diesen Lauten setzte er den berühmten Tarzan-Schrei zusammen.