Fußball: 1x Silber, 1x Bronze
Mit dem WM-Titel der Herren im Rücken fliegt zum ersten Mal seit 1988 wieder ein deutsches Herrenteam zu den Spielen. Vielleicht ohne die ganz großen Stars, aber dann müssen es eben die deutschen Tugenden richten. Mit Julian Brandt, Max Meyer und Leon Goretzka kann Coach/Vaterfigur Horst Hrubesch in der Offensive durchaus Kreativität aufbieten, und die Jungs werden brennen wie Zunder, um ihm seinen Abschied von der großen Bühne zu versüßen. Jedes Spiel wolle man gewinnen, hat Hrubesch angekündigt, und am Ende auch eine Medaille holen. Absolut realistisch - auch nach dem Remis gegen Mexiko. In der Vorrunde geht es noch gegen Südkorea und Fidschi, sollte klappen. Und am Ende steht vielleicht ein Endspiel im Maracana an, von dem auch endlich Matthias Ginter seinen Enkeln erzählen kann. Der absolute Favorit ist aber natürlich Brasilien, mit Neymar und dem Ex-Leverkusener Renato Augusto. Auch deshalb, weil Argentinien, Kolumbien und eben auch der DFB auf die ganz großen Namen verzichten.
"Alle tätowiert, alle haben Ohrringe": Hrubesch fordert mehr Meinungsstärke
Bei den Damen gab es in der Olympia-Historie bislang dreimal Bronze. Bundestrainerin Silvia Neid hat bei ihren schon fünften Spielen sogar explizit Gold als Ziel vorgegeben. Bei der WM 2015, als man mit Platz 4 die Medaillen verpasste, habe "die Kaltschnäuzigkeit" gefehlt, diesmal seien die Spielerinnen frischer. Muss man auch sein, schließlich könnte es schon im Viertelfinale gegen die Französinnen gehen. Schlägt man die Equipe, muss man eigentlich nur noch vor den Amerikanerinnen um Carli Lloyd und Hope Solo Angst haben. Die führen die stärkste Mannschaft ins Feld und haben dem vierten Gold in Serie alles untergeordnet - die Japanerinnen sollen gerüchteweise immer noch Alpträume vom WM-Endspiel haben. Gibt es das Traumfinale zwischen den USA und Deutschland - oder funken die Brasilianerinnen dazwischen? Der Beweis, dass wir alt werden: Marta ist mittlerweile auch schon 30.
Gewichtheben:
Matthias Steiner eroberte in Peking die deutschen Herzen im Sturm. Im Vergleich zu 2008 kommt er heutzutage aber eher wie ein halbes Hemd daher - und dementsprechend schmal sind die Chancen, in Rio etwas zu reißen. (hehe) Die Devise beim DOSB muss deshalb lauten: Gürtel enger schnallen. Zwar sind die vollgepumpten Russen nicht am Start, dafür insgesamt gleich fünf deutsche Starter. Doch mit Edelmetall wird es eher nichts. Schließlich sind immer noch Nadel-affine Nationen wie China oder Nordkorea am Start. Und wenn man es mal ganz nüchtern analysieren will, dann sind wir halt auch keine Gewichtheber-Nation. Bundestrainer Oliver Caruso will mit Superschwergewichtler Almir Velagic eine Medaille abstauben, aber dessen höchste Gefühle waren bisher Rang acht. Da sehen selbst wir ausnahmsweise schwarz - es sei denn, Steiner stößt noch einmal dazu.
Golf: 1x Silber
Stell dir vor, es ist Olympia-Golf - und keiner geht hin. Erstmals seit 1904 ist der Sport wieder olympisch, aber wegen Zika (und wohl auch fehlendem Zaster und festgezurrten Zeitplänen) hat mehr als die halbe Weltelite abgesagt, darunter die Top 4 der Rangliste. "Ein Major ist der Gipfel unseres Sports und stets wichtiger als Olympia", erklärte Rory McIlroy lapidar. Keine Angst, Rory: Bei derartigem Interesse dürfte es ein kurzes Olympia-Gastspiel werden.
Par 10 zur PGA Championship: Selbst Neymar puttet besser als Rory!
Bis dahin steigen allerdings die Chancen von Deutschlands Nummer eins Martin Kaymer, der sich bei der PGA Championship vor wenigen Tagen in starker Form präsentierte und am Ende auf Rang sieben ins Klubhaus kam. "Olympia, das deutsche Team, das Olympische Dorf, all das werden neue Erfahrungen", sagte er dem SID. Bei so viel Motivation und so wenig Konkurrenz ist die Medaille absolut realistisch! Darüber hinaus sind Alex Cejka, Sandra Gal und Caroline Masson dabei. Bei den weltbesten Damen ist die Motivation auf Rio allerdings ungleich größer. Dementsprechend schwer dürfte es werden, an den Topstars wie Lydio Ko (Neuseeland) oder Inbee Park (Südkorea) vorbeizukommen.
Handball: 1x Bronze
"Ey, SPOX, so pessimistisch kennen wir euch ja gar nicht! Spanien abgekocht und sensationell Europameister geworden - und jetzt nur Bronze?" Richtig, erfundener User, es gibt leider nur Bronze. Gold ist nicht unmöglich, aber man muss dann doch konstatieren, dass die Bad Boys von Dagur Sigurdsson bei der EM über ihren Verhältnissen gespielt haben. Kein einziger Spieler im Kader hat Olympia-Erfahrung. Steffen Weinhold ist nicht fit. Und in der Vorbereitung lief längst nicht alles glatt. Zu wenig Aggressivität, auch in der Abwehr. Dazu fehlt der unbedingte Wille, konstatierte DHB-Vize Bob Hanning gegenüber dem SID. Kann also klappen, muss aber nicht. Deshalb rechnen wir mit einer Leistungssteigerung und dem Einzug ins Halbfinale, bevor Dänemark oder Frankreich schlicht und ergreifend besser sind. Überhaupt werden die Franzosen ganz schwer zu schlagen sein. Es könnte der letzte Gala-Auftritt von Karabatic, Omeyer und Co. werden, bevor ihr Stern langsam untergeht.
SPOX-Power-Ranking : Come on, Bad Boys!
Hockey: 1x Gold, 1x Bronze
Klingt irgendwie ungewohnt, aber wenn unsere Vorhersagen eintreffen, dann sind die Mannschaftssportarten echte Medaillenlieferanten. Fangen wir mit den Männern an: Gold in Peking. Gold in London. Und nun? Das Triple! Die Truppe von Coach Valentin Altenburg hat das Olympia-Gen und kann auch ohne den bisherigen Erfolgscoach Markus Weise bärenstarke Leistungen abliefern. Die letzten Tests gegen Weltmeister Australien und Kanada gingen verloren, aber da ging es ja auch nur um die goldene Ananas. Man sei stolz, die "gejagte Nation" zu sein, so Altenburg, der pünktlich zu Rio unberechenbarer spielen will. Den Europameister aus Holland bezwang man zuletzt, Oranje wartet auch in der Vorrunde wieder.
Am Selbstbewusstsein wird der Titelverteidiger nicht scheitern. "Es gibt keine Hockeynation weltweit, die eine positive Bilanz gegen Deutschland hat", betont Altenburg stolz. In Rio zeigen die Jungs, warum das auch so bleibt. Die Damen gehörten in den letzten Jahren nicht mehr zur absoluten Weltspitze, die Holländerinnen, aber auch die richtig guten Argentinierinnen sind ein Stückchen weg. Trotzdem zeigte der dritte Platz in der World League im Dezember, dass in Topform einiges möglich ist. Das Viertelfinale ist Pflicht, danach fehlt nur ein Sieg, um die Medaillen anzuvisieren. Am Ende darf nicht nur Herrencoach Altenburg jubeln, sondern auch seine Frau Lisa. Die stürmt nämlich bei den Damen.
Judo: 1x Gold, 1x Silber, 1x Bronze
"Wir stehen selten genug derart in der Öffentlichkeit, daher müssen wir in Rio liefern. Ohne Medaille dürfen wir eigentlich nicht nach Hause kommen", gab Peter Frese vom Deutschen Judo-Bund die Richtung vor. Sehen wir ähnlich. Vor allem wollen wir nach Yvonne Bönisch 2004 und Ole Bischoff 2008 wieder ganz oben auf dem Treppchen stehen. Die Chancen stehen gut: Karl-Richard Frey gehört in der Klasse bis zu 100 kg als Vizeweltmeister zu den absoluten Favoriten. Bei den Damen war Martyna Trajdos auch schon Europameisterin. Da die Top-Nationen wie Japan oder Frankreich je nur einen Athleten pro Gewichtsklasse ins Rennen schicken durften, steigen unsere Chancen. Bei 13 deutschen Teilnehmern (in 14 Disziplinen) sind die vom DOSB angepeilten 3-4 Medaillen drin, zumal jeweils zweimal Bronze vergeben wird.
Kleiner Tipp: Wenn ihr ein paar Sekunden über habt, dann zieht euch den Franzosen Teddy Riner rein. Der 27-Jährige ist mit 2,04 Metern und über 130 Kilo ein absoluter Koloss, der bei seinen Gegnern im Bademantel-Beinstellen unkontrollierten Schüttelfrost auslöst. Der erfolgreichste Judoka aller Zeiten ist seit 2010 unbesiegt, woran sich auch nichts ändern sollte. Finale ist am Freitag, 12. August um 22.20. Und sein Gegner tut uns jetzt schon Leid.
Kanu: 4x Gold, 2x Silber, 3x Bronze
Schickt die Medaillen doch gleich mit der Post, liebes IOC! Dann ersparen sich die deutschen Asse immerhin das Paddeln in der Plörre vor den Stränden Rios. Gut, soweit wird es wohl nicht kommen. Dann holen sich die Kanuten ihr Edelmetall eben auf die altmodische Art. Denn wenn wir eines können, dann durchs Wasser pflügen. In allen 16 Wettbewerben in der Bahn und im Wildwasser ist der DKV vertreten, teilweise mit absoluten Favoriten wie Olympiasieger und Weltmeister Sebastian Brendel im Canadier-Einer. Im Kajak gehören Tina Dietze (K2 und K4) oder Franziska Weber (K2 und K4) zur Weltspitze, im Slalom holt Sideris Tasiadis nach Silber in London diesmal Gold. Außerdem haben wir die Weltmeister Franz Anton und Jan Benzien im C2 im Programm. Freunde, da geht einiges!