Eisschnelllauf: 1x Silber, 2x Bronze
Sie wurde gedemütigt. Verstoßen. Ausgelacht. Und kann nun ihre große Rückkehr feiern. Mehr "In your face" geht eigentlich gar nicht. Es wäre die perfekte Hollywood-Story, wenn Claudia Pechstein in Sotschi noch mal das Podest betreten würde. Und die Chancen stehen gar nicht so schlecht. In Sachen Erfahrung hat sie sowieso die Nase vorne. Als die fünfmalige Olympiasiegerin 1992 in Albertville an ihren ersten Spielen teilnahm, wusste ein nicht unwesentlicher Teil der Athleten von heute wahrscheinlich noch nicht einmal, was es denn nun mit den fünf Ringen auf sich hat.
Dass die 41-Jährige zum erweiterten Favoritenkreis zählt, bewies sie zudem mit zwei dritten Plätzen bei der WM 2013 über die 3000 und 5000 Meter. Und nachdem die ganze Veranstaltung rein zufällig in der berühmtesten Baustelle der Welt stattfand, setzt sie ihre Bronze-Serie in Sotschi einfach fort und schnappt sich gleich zwei Mal Rang drei.
Ansonsten ruhen die Hoffnungen auf Jenny Wolf, die extra für Olympia auf die Sprint-WM in Nagano verzichtete. Einmal Japan und zurück ist eben nicht die beste Vorbereitung auf Winterspiele. Stichwort Reisestrapazen. Bestens ausgeruht und vorbereitet geht Wolf über die 500 und 1000 Meter an den Start - einmal Silber inklusive. Gegen Wang Beixing, die ihr erst kürzlich den Bahnrekord von Inzell abnahm, sowie Heather Richardson wird das jedoch kein einfaches Unterfangen.
Freestyle-Skiing: 1x Gold
17 Jahr, blondes Haar... Nein, Udo Jürgens hat keinen geheimen Auftritt in Sotschi, auch wenn man Wladimir Putin und Co. vieles zutrauen darf. Die Rede ist vielmehr von Lisa Zimmermann. Ein Teenager, der schon vor den Spielen Geschichte geschrieben hat. Als erste Deutsche gewann Zimmermann Mitte Januar in Bad Gstaad einen Slopestyle-Weltcup. Ihr Kommentar dazu: "Das ist ein cooles Gefühl."
Mehr braucht man von ihr eigentlich nicht wissen. Die Coolness geht so weit, dass sie sich vor Olympia sogar mit dem DSV anlegte. "Bei der Eröffnungsfeier müssen wir die Bogner-Klamotten vom DSV tragen: rote Hosen mit Blümchen für die Mädels und die megabunte Jacke. Auch auf dem Podium müsste ich das anziehen", so Zimmermann gegenüber dem Magazin "Business-Punk". Das wird sie aber wohl verkraften können, wenn sie dafür einen ganz besonderen Goldschmuck bekommt. Und spätestens bei der Party danach darf sie dann wohl auch wieder sie selbst sein.
Langlauf: 1x Silber, 1x Bronze
Tote Hose bei der WM 2013 in Val di Fiemme: Es gab nichts. Nada. Niente. Schlechter kann es also in Sotschi nicht laufen. Und tatsächlich: Die Langläufer sehen ein kleines Licht am Ende des Tunnels. Man mag es kaum glauben, aber mit Denise Herrmann und Josef Wenzl führen zwei Deutsche die Sprint-Weltcups an. Dass Deutschland im gesamten Winter noch keinen Sieg eingefahren hat? Geschenkt!
Wen interessieren schon Weltcups in Szklarska Poreba oder Nove Mesto na Morave? Kann eh niemand aussprechen. In Sotschi zählt's - und in Sotschi werden Herrmann, die bislang in jedem Sprintrennen unter den Top Five war, und Wenzl zur Stelle sein. Über die längeren Distanzen hüllen wir dagegen lieber den Mantel des Schweigens. Außer Tobias Angerer erlebt seinen x-ten Frühling.
Nordische Kombination: 3x Gold, 1x Bronze
Gestatten: Frenzel, Eric. Der Dominator des Winters in der Nordischen Kombination. Und nebenbei auch noch SPOX-Kolumnist. Wenn wir da nicht auch mal unsere Finger im Spiel hatten... Seine Regentschaft wird auch in Sotschi nicht zu Ende gehen. Wer die letzten vier Einzelweltcups für sich entscheidet, den Gesamtweltcup eigentlich schon locker in die Tasche hat und die erstmals ausgetragene Nordic Combined Triple einsackt, der wird auch bei Olympia nicht enttäuschen.
Damit wären zwei Goldmedaillen schon mal sicher. Spätestens dann werden sich Björn Kircheisen, Tino Edelmann und Johannes Rydzek an der Ehre gepackt fühlen, im Einzel zumindest einmal aufs Podest marschieren und zusammen mit dem Ericnator im Team alles in Grund und Boden springen bzw. laufen. Und zur Not tritt Frenzel eben alleine an.
Rodeln: 4x Gold, 3x Silber
Achtung, Goldregen! Im horizontalen Gewerbe ist Deutschland nun mal nicht zu schlagen. Wer jetzt nicht an zwei Kufen, einen Eiskanal und eine Pritsche denkt, muss übrigens ins russische Straflager. Die Rede ist natürlich von Felix Loch und Co. Gerade für den legitimen Nachfolger von Georg Hackl zählt nur Gold. Immerhin hat Loch mit seinem dritten Gesamtweltcup-Erfolg in Serie erst kürzlich den Hackl-Schorch überholt. Hinter ihm macht entweder David Möller oder Andi Langenhan den Doppelsieg perfekt.
Der Felix Loch der Damenwelt hört auf den Namen Natalie Geisenberger, ist amtierende Weltmeisterin und hat in dieser Saison sieben von acht Weltcups gewonnen. Bliebe einzig zu klären, wer Geisenberger die Perfect Eight versaut hat. Tatjana Hüfner heißt die junge Dame, die ebenfalls Schwarz-Rot-Gold trägt und sich nach Vancouver 2010 am liebsten zum zweiten Mal Olympia-Gold umhängen würde. Allein klappen wird das angesichts von Geisenbergers Dominanz wohl nicht. Silber dürfte allerdings ein netter Trost sein. Zumal es sich gemeinsam immer noch am Besten feiern lässt.
Nun könnte man der internationalen Konkurrenz wenigstens im Zweisitzer ihre Chance lassen. Doch auch das wird "leider" nicht passieren. Tobias Wendl und Tobias Arlt dominierten in trauter Zweisamkeit den Winter. Halbwegs Schritt halten konnten lediglich die beiden Teamkollegen Toni Eggert und Sascha Benecken. Worauf das Ganze hinausläuft, sollte dem geneigten Leser klar sein: Gold-Silber-Doppelpack Nummer drei. Wer jetzt übrigens auf einen Tipp für den Teamwettbewerb wartet, hat den Schuss nicht gehört...
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