Teil II: Das Geheimnis der Spurs-Defense
Selbst für einen Kauz kam das Gezeter überraschend. "Wir wollten den Fokus in den letzten zweieinhalb Wochen auf die Verteidigung legen, aber das hat nichts gebracht. Ich muss wohl eine andere Sprache lernen oder Gott weiß was machen. Ich bin sehr enttäuscht, wie wir Defense spielen. Letztes Jahr hatten wir nur mittelmäßig verteidigt, wobei wir dieses Jahr zu den besten zwei, drei Teams gehörten, bis wir uns dazu entschieden, das einfach wegzuschmeißen. Ich bin wirklich beunruhigt und tief enttäuscht", sagte Spurs-Coach Gregg Popovich Mitte März.
Was die Frage aufwirft: Ist Popovichs Kritik an seinem Team ein Indiz dafür, dass sich die Spurs mittlerweile zu sehr über die Offensive definieren? Nein, sagt Bauermann: "Man sollte die Worte nicht überbewerten. Vor allem in der Verteidigung müssen Trainer daran arbeiten, dass es kein Nachlassen gibt. Spieler neigen immer dazu, in der Defense nicht genug zu investieren. Daher muss man sich hin und wieder öffentlich beschweren, um entgegenzuwirken."
Vielmehr sei San Antonio weiterhin ein Vorbild für jedes andere NBA-Team: "Die Spurs sind als Kollektiv sehr sicher in den Defense Schemes und in der Rotation, wer wem aushilft. Sie besitzen seit Jahren eine kollektive Identität, die jeder Neuzugang annimmt. Jeder weiß genau, was er zu tun hat, wenn ein Gegenspieler die Pick'N'Roll-Situation sucht oder über die Grundlinie zum Korb zieht." (siehe Diashow)
Die kollektive Identität wird vorgelebt durch die Führungsspieler: Duncan gehört ohnehin zu den besten Verteidigern der NBA-Geschichte, doch auch der in der Defense meist unterschätzte Parker geht mit Fleiß voran.
"Tony hat super schnelle Hände und antizipiert gut. Er und Duncan haben die Verteidigungssysteme wie mit der Muttermilch aufgesogen und automatisiert abgespeichert. Diese beiden stehen genauso für den Spurs-Basketball wie Gregg Popovich. Sie geben die Messlatte vor, an der sich der Rest der Mannschaft orientieren muss", sagt Bauermann. (siehe Diashow)
Mit Erfolg: Trotz der schnellen und offensiven Spielausrichtung gehört San Antonio zu den besseren Verteidigungsmannschaften. Bei den gegnerischen Punkten, der gegnerischen Wurfquote, der gegnerischen Dreierquote und den Blocks liegen die Texaner immerhin unter den Top Ten. Bei den Steals und defensiven Rebounds reicht es sogar für die Top Five.
Auch ein Verdienst der beiden eher Namenlosen in der Starting Five: Die Flügelspieler Kawhi Leonard und Danny Green beschränken sich im Angriff vor allem auf das Treffen des offenen Dreiers, in der Verteidigung hingegen sollen sie sich einem Berserker gleich an den Gegenspieler hängen. (siehe Diashow)
Bauermann: "Leonard und Green bringen aufgrund ihrer athletischen Fähigkeiten alles mit, was man als guter Verteidiger benötigt. Und bei den Spurs finden sie die richtige Umgebung, um taktisch richtig geschult zu werden. Sie könnten bald zu den Elite-Verteidigern der NBA gehören, wenn sie es nicht schon sind."
Teil I: Tony Parker - der meist unterschätzte Superstar
Teil II: Das Geheimnis der Spurs-Defense