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Die zweite Welle als Waffe

Dirk Bauermann analysiert für SPOX die Taktik der Dallas Mavericks
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Teil II: Calderons Rezept: Die zweite Welle

Ellis läuft wie ein Wiesel hin und her und scort per Drive, Nowitzki wiederum trifft hochprozentig wie selten - aber bei allem Bemühen der beiden ist im Mavs-Angriff eine gewisse Eindimensionalität zu erkennen, weil sich von beiden abgesehen niemand seinen eigenen Wurf kreieren kann.

Umso erstaunlicher, dass Dallas trotzdem über eine potente Offense verfügt. 47,2 Prozent verwandelte Würfe und 37,6 Prozent verwandelte Dreier sowie 23,3 Assists bedeuten jeweils Platz 6, außerdem unterlaufen nur drei Teams seltener ein Turnover als Dallas.

"Das Schlüsselwort heißt Uneigennützigkeit. Und niemand verkörpert es so wie Jose Calderon", sagt Bauermann. "Die Krankheit der modernen Point Guards ist es, den Ball zu lange zu halten und jeden Angriff komplett selbst vorzutragen. Dabei ist der Pass immer schneller als das Dribbling. Das weiß Jose und deswegen ist er ein Meister darin, die Kollegen im Angriff einzubeziehen, während in vielen anderen Mannschaften die Mitspieler einfach stehen bleiben, weil sie wissen, dass der Point Guard eh alles selbst macht."

Calderon war schon immer ein Ausbund an Effizienz mit herausragendem Assist/Turnover-Verhältnis. Diese Saison kommen auf einen Ballverlust 3,88 Vorlagen, was Platz zwei hinter Chris Paul bedeutet. Zudem finden 44,5 Prozent seiner Dreier das Ziel (Platz 6 in der NBA). Was ihn für die Mavs noch wichtiger macht, ist sein Gefühl für das richtige Tempo. (siehe Diashow)

Das defensiv sonst schwache Dallas rangiert mit 8,8 Steals unter den Top 5, doch in der Kategorie "Punkte nach Fast Breaks" findet man sich mit 12,1 Zählern pro Spiel nur auf Platz 20 wieder. Was vordergründig als Schwäche interpretiert werden könnte, ist tatsächlich eine Stärke, wie Bauermann erklärt.

"Wer soll bei Dallas außer Ellis nach einem Steal nach vorne sprinten und schnell abschließen? Marion läuft mit, aber nur selten geht er hart an die Grenze. Deswegen versuchen die Mavs aus der Not eine Tugend zu machen und vor allem im Secondary Wave zu punkten."

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Zur Erklärung: "Wenn eine Mannschaft in den ersten vier bis sechs Sekunden eines Angriffs eine Überzahlsituation herstellt, spricht man von einem Fast Break oder Primary Wave. Wenn in der Phase kein Abschluss gelingt und sich aus dem Schnellangriff eine neue Situation ergibt, ohne dass der Spielfluss unterbrochen wurde, spricht man vom Secondary Wave, der zweiten Welle", definiert Bauermann. (siehe Diashow)

Und jene zweite Welle ist Dallas' gefährlichste Waffe: "Die Mavs sind nicht schnell oder athletisch, daher müssen sie andere Wege finden. Und der Secondary Wave ist eine gute Alternative, den Gegner zu überraschen, wenn sich dieser in der Verteidigung noch nicht gesammelt hat. Um solche Möglichkeiten zu erkennen, braucht man einen exzellenten Floor General wie Calderon."

Bei allem Lob betont Bauermann, dass von Calderon keine Wundertaten erwartet werden dürfen. "Mir gefällt es, wie er emotional seine Mannschaft führt. Er führt nicht nur mit dem Kopf, sondern auch seiner Begeisterung. Er ist emotional sehr präsent und steckt die anderen mit seinem Feuer an. Dennoch darf man nicht vergessen, dass er in Europa zu den Größten überhaupt gehört, in der NBA jedoch nicht mit den Allerbesten mithalten kann. Es fehlt einfach die Explosivität und die Athletik."

Teil I: Nowitzki & Ellis - The Two Men Group
Teil II: Calderons Rezept: Die zweite Welle
Teil III: Die Gründe für die miese Defense
Teil IV: Methusalem-Alarm auf den Flügeln

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