Effizienz dank Selbstlosigkeit
Dreier? Drin! Alley-oop mit Steph Curry? Kein Problem! Pull-up-Dreier aus dem Fast-Break? Komm schon. Rund ein Monat ist vergangenen, seit Klay Thompson gegen die Kings diesen ganz speziellen Moment erlebte. Er konnte einfach nicht vorbeiwerfen. Klay Thompson legte in einem Viertel 37 Punkte auf. Zwölf Minuten für die Geschichtsbücher.
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Gleichzeitig unterstrich Thompson, dass er seinen Platz in der (Geld-)Elite definitiv verdient hat. Doch es war nicht die einzige Theorie-Beweis-Kette des Abends. Ein Blick auf die Warriors-Bank zeigte völlig durchdrehende Teamkollegen. Die Dubs feierten Thompson. Ob nun Rollenspieler wie Marreese Speights oder Franchise-Player Steph Curry - die Warriors jubelten im Kollektiv. Ohne Neid. Ohne aufgesetzte Freude.
Der verletzte Andre Iguodala zückte sogar sein Smartphone, um es in 30 Jahren erneut herausholen und seinen Enkeln stolz vor Augen führen zu können, dass er damals dabei war, als Klay Thompson Geschichte schrieb. Es passt einfach bei den Warriors. In Golden State hat sich eine Gruppe gefunden, deren einzelne Mitglieder sich verstehen, sich mögen.
Und das spiegelt sich auf dem Parkett wider. Natürlich besitzen die Warriors mit Curry einen der beeindruckendsten Offensivspieler unserer Zeit, natürlich zählt Thompson zu den besten Shootern der Association - eine effektive Offense ist deshalb allerdings noch lange nicht garantiert. Eine solche nennen die Dubs jedoch ihr Eigen. Die zweiteffektivste, um ganz genau zu sein.
Golden States Offensive Rating (109,6) wird lediglich von den Clippers übertroffen (110,4). Einerseits liegt dies selbstverständlich am hervorragenden Shooting. Die True Shooting Percentage, also der Wert, der auch Dreier und Freiwürfe nach Wertigkeit in die Quote miteinbezieht, ist die beste gesamten Liga (57,2 Prozent).
Zudem schließen die Warriors 31,2 Prozent ihrer Angriffe von jenseits des Perimeter ab und treffen gleichzeitig 38,6 Prozent ihrer Dreier (Ligahöchstwert). Heißt: Die Warriors kennen ihre Stärke und orientieren sich daran. Irgendwo selbstverständlich, am Ende aber nicht immer so einfach umzusetzen.
Dass dazu lediglich sieben Teams seltener aus der Mitteldistanz abschließen als die Warriors, rundet das Bild ab. Offensichtlich weiß man auch in der Bay Area um das Credo modernen Basketballs, das den ineffizientesten Wurf - also jenen aus der Mitteldistanz - am liebsten gänzlich aus dem Offensivarsenal verbannt sähe.
Doch zurück zum Teamgedanken. Denn effizientes Shooting ist das eine, eine funktionierende Einheit das andere. Und in Oakland verschmelzen diese beiden Komponenten nun mal zu einem beeindruckend Gesamtkunstwerk aus Shooting und Passing.
Letzteres ist quasi basketballerischer Beleg für die gute Atmosphäre innerhalb des Teams. Hier gibt Draymond Green einen offenen Dreier her, nur um den freien Marreese Speights am Ellbow zu bedienen. Dort spielt Harrison Barnes den Extrapass. Kurz: Bei den Warriors ist sich niemand zu schade, einen guten eigenen Wurf zugunsten eines sehr guten für den Teamkollegen zu opfern. Persönliche Eitelkeiten stehen hintenan.
So nehmen Curry und Thompson beispielsweise lediglich rund 17 Würfe pro Spiel, bei Quoten von 48,1, respektive 46,8 Prozent. Trotz eines True Shootings von 62,1, beziehungsweise 59,7 Prozent. Die Warriors tun das, wofür die Hawks regelmäßig (zurecht) gelobt werden. Sie spielen selbstlosen Basketball.
So verteilen die Dubs pro 100 eigene Angriffe 19,6 Assists und teilen sich damit gemeinsam mit Atlanta den Bestwert der Association. Erfolgreichen Würfen gehen zudem in 65,1 Prozent der Fälle ein Assist voraus - häufiger als bei den Spurs.
Bedenkt man nun noch den Fakt, dass lediglich die Clippers ein positiveres Verhältnis zwischen Assists und Ballverlusten, eine bessere Assist-Turnover Ratio, aufweisen als die Warriors, wird relativ schnell deutlich, weshalb Golden State Offense derart schwer zu stoppen ist. Sie ist variabel, fußt auf dem Teamgedanken und kommt am Ende unglaublich effektiv daher.