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Auf der Jagd nach dem Thron

Von Steff Oswald
Unstoppable: Ohne Anthony Davis (M.) wären die Pelicans ein Lottery-Team
© getty
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Aus "AD" mach "KD"

Die letzten großen Schwachstellen der Nummer 23 waren das Low-Post-Game und der nichtvorhandene Dreier. Gute Nachricht für die Pelicans-Fans: AD hat im Sommer an beidem gearbeitet. Vor allem die erweiterte Range sollte den Gegnern den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Die haben nun die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Entweder Davis bekommt von seinem Gegenspieler zu viel Platz und kann von draußen unbedrängt abdrücken. Oder er geht mit seinem schnellen ersten Schritt am Gegenspieler vorbei, zieht in die Zone und stopft die Murmel durch die Reuse. Mit seiner Schnelligkeit ist er kaum zu verteidigen. In seinen bisherigen drei NBA-Jahren nahm Davis bis jetzt lediglich 27 Dreier, von denen nur drei das Ziel fanden. Zu dieser Zahl dürften einige hinzukommen, da Gentry bereits angekündigt hat, dass er Davis von Downtown werfen sehen will.

"Mechanismen, die man nicht lernen kann"

Dass das Experiment Davis als Dreierschütze scheitern könnte, ist unwahrscheinlich. Immerhin ist er zu Highs-School-Zeiten noch als Guard aufgelaufen, bevor er von einem späten 15-Zentimeter-Wachstumsschub profitierte, und dabei das Glück hatte, seine Athletik, Beweglichkeit und Koordination zu behalten. Anthony Davis: Der Guard im Körper eines Big Man.

Und auch seine Wurfbewegung profitiert noch heute von seinem damaligen Spielstil. So schnell wie er seinen wackligen Jumpshot nach der Rookie-Saison zu einer verlässlichen Waffe geformt hatte, könnte es auch aus 7,24 Meter Entfernung gelingen. Zuzutrauen wäre es ihm jedenfalls - was kein geringerer als Steph Curry ebenfalls so sieht:

"Wenn man Davis' Wurf anschaut, dann weiß man dass er früher mal ein Guard war, weil er diese Mechanismen hat, die du nicht wirklich erlernen kannst. Ich sage voraus, dass wir nach seinem Karriereende wahrscheinlich auf einen 40%-Dreierschützen zurückschauen werden. Wenn er das in sein Spiel aufnimmt, weiß ich nicht wie er zu stoppen ist."

Roster 2015/16

Als Pelicans-Center Omer Asik im Sommer einen neuen 5-Jahresvertrag über saftige 58 Millionen Dollar unterschrieb, stellte sich die Frage, wie der - sagen wir es mal durch die Blume - offensiv limitierte Türke in das schnelle Spiel von Alvin Gentry passen sollte. Auf den zweiten Blick verfolgen die Pelicans mit der Weiterverpflichtung von Asik aber einen Plan: Davis soll mehr von außen agieren und zu einer Art Kevin Durant als Power Forward mutieren. So kann sich Asik ausschließlich um die Zone kümmern und Davis hat Narrenfreiheit.

Die Erfolgschancen für dieses Projekt stehen deutlich besser als es bei den Houston Rockets mit Asik und Dwight Howard der Fall war. Beide Center standen sich gegenseitig auf den Füßen, während Davis in der Lage ist, um Asik herum zu spielen.

Den Frontcourt komplettieren der neu verpflichtete Routinier Kendrick Perkins und, der vier bis sechs Wochen verletzte, Alexis Ajinca. Beide werden sich - wie Asik auch - auf die Defensive beschränken. Auf der Position des Power Forwards ist Scharfschütze Ryan Anderson die erste Option von der Bank, Dante Cunningham kämpft ebenfalls um Minuten als Davis-Ersatz. Tyreke Evans, Rookie of the Year von 2010, wird auf der Drei beginnen, Quincy Pondexter hat seinen Platz als 3&D-Spieler in der Rotation sicher.

Den Ballvortrag übernehmen soll auch in diesem Jahr Ex-All-Star Jrue Holiday. Die Hoffnung im Front Office ist, dass er an vergangene Tage anknüpfen kann und endlich von Verletzungen verschont bleibt. Als Backup-Point-Guard wird Norris Cole auflaufen. Der langjährige Kollege von LeBron James wurde im Februar zu den Pelicans verfrachtet und erkämpfte sich durch ansprechende Leistungen bei den Pelicans nun einen neuen Einjahresvertrag.

Gute erste Fünf, dünne Bank

Auf der Shooting-Guard-Position hoffen die Pelikane, dass Eric Gordon seine ansteigende Form konservieren kann und für zusätzliches Spacing sorgt. Der siebte Pick aus dem Jahr 2008 befindet sich im letzten Vertragsjahr, das ihm stolze 15 Millionen Dollar einbringt.

Sitzt Gordon zwischenzeitlich auf der Bank, könnte Tyreke Evans von der Drei auf die Zwei rutschen, da die Shooting-Guard-Position recht dünn besetzt ist. Ex-Clipper Chris Douglas-Roberts will mit guten Leistungen die missratene Zeit in Hollywood vergessen machen.

Alles in allem sind die Pelicans auch in der Saison 15/16 nur leicht überdurchschnittlich besetzt. Dass sich daran etwas ändert, wird insbesondere vom Gesundheitszustand der Starting Five abhängen, da die Bank dünn bestückt ist. Holiday, Anderson, Davis und Gordon verpassten letzte Saison zusammen 98 Spiele.

Bleiben die Pelicans jedoch gesund und können Holiday und Gordon die großen Erwartungen erfüllen, kann New Orleans eine erfolgreiche Saison bevorstehen. Die erste Fünf (Holiday, Gordon, Evans, Davis und Asik) braucht sich - wenn gesund! - vor keinem Gegner verstecken.

Ein Pelikan als MVP?

Das Erreichen der Playoffs sollte für die Pelicans kein Hindernis darstellen, da sich mit Portland und Dallas zwei Teams aus dem Playoff-Rennen verabschieden könnten. Auch dieses Jahr liegt aber die ganze Last wieder einmal auf den Schultern von Anthony Davis. Gute Nachricht: die Schultern sind den Sommer über wieder einmal breiter geworden - Davis hat den Sommer über zwölf Pfund reinste Muskelmasse zugelegt. Sein Athletiktrainer drohte der Konkurrenz mit der Ankündigung, dass Davis "stärker, schneller und explosiver sein wird als letztes Jahr."

Wichtig sein wird, dass der Backcourt um Holiday und Gordan Davis den Ball öfter in die Hände spielt. In welche Sphären die Stats von AD dann schießen, will man sich jetzt noch nicht einmal vorstellen. Für Davis gilt nur ein Motto: The sky is the limit.

Shaquille O'Neal meldete sich kürzlich zu Wort und bezeichnete Davis als aktuell besten Spieler auf seiner Position. Doch diese Frage stellt sich mittlerweile gar nicht mehr. Die Frage, die es eher gilt zu beantworten, ist, ob Anthony Davis in der neuen Saison an King James' Thron sägen kann. Es scheint bei seinen Möglichkeiten nur eine Frage der Zeit zu sein.

Seite 1: Davis auf Augenhöhe mit Chamberlain, Wechsel auf der Trainerbank

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