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"Hätte er mich auch ausrauben können"

Coach/Manager Mike Dunleavy (l.) im Draft-Room mit Ex-Clippers-Besitzer Donald Sterling
© getty
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SPOX: Sie arbeiteten sowohl in L.A. als auch bei den Bucks zuvor als Coach und teilweise gleichzeitig noch als General Manager. Ist das nicht ein Nachteil gegenüber beispielsweise Houstons GM Daryl Morey, der jederzeit nach Europa fliegen kann, wenn er ein bestimmtes Talent mal persönlich scouten will?

Dunleavy: Das kommt meiner Meinung nach ganz darauf an. Ich bin rückblickend beispielsweise zufrieden mit meinen Draft-Entscheidungen sowohl in Milwaukee als auch in Los Angeles. Ich hatte aber auch ein sehr gutes Team um mich herum mit beispielsweise Neil Olshey, der heute GM in Portland ist. Das ist natürlich auch Pflicht, wenn man beide Jobs ausfüllt. Ich habe zwar immer darauf geachtet, dass ich nach Saisonende noch selbst Scouting-Trips nach beispielsweise Europa unternommen habe, aber das war während der Saison natürlich nicht möglich. Von daher würde ich Ihnen schon zustimmen, dass ein guter GM in dieser Hinsicht einen Vorteil hat. Auch die Doppelfunktion ist aber möglich, wie man aktuell zum Beispiel bei Stan Van Gundy in Detroit sieht. Die Hauptsache ist, dass man Talent evaluieren kann.

SPOX: Da hatten Sie ja schon zu Ihrer Zeit als Spieler gute Einblicke: Sie spielten mit absoluten Legenden zusammen wie Julius Erving, Moses Malone...

Dunleavy (unterbricht): George Gervin, Calvin Murphy, George McGinnis, Sidney Moncrief, Rick Barry, Artis Gilmore, Rudy Tomjanovich, Doug Collins...

SPOX: Eine ziemlich imposante Liste. Hatten Sie einen "Lieblingsmitspieler"? Jemanden, den Sie am witzigsten fanden?

Dunleavy: Der witzigste war auf jeden Fall Billy Paultz. Wir nannten ihn den "Whopper". (lacht) Ich habe in Houston und San Antonio mit ihm zusammengespielt. Er war ständig am Reden und einfach unglaublich witzig. Ich kann seine Witze leider nicht wiedergeben, die waren zumeist nicht jugendfrei. (lacht) Was die besten Spieler angeht: Das ist wirklich unglaublich schwer. Meine Starting Five sähe so aus: Moses als Center, Dr. J und Barry als Forwards, dazu Gervin und Moncrief im Backcourt. Das wäre auch ohne echten Point Guard ein imposantes Team... Auf einen Spieler möchte ich mich nicht festlegen, aber George Gervin schulde ich definitiv am meisten.

SPOX: Wie meinen Sie das?

Dunleavy: Er hat mir tatsächlich zu Geld verholfen. Damals sahen Verträge ja anders aus als heute. Ich sollte eigentlich von den Rockets, meinem bisherigen Team, 200.000 Dollar über drei Jahre bekommen. Dann war ich aber vor der Saison bei einem Freundschaftsturnier in Europa dabei, das mein Team gewann und in dem ich sehr gut spielte. Die Spurs sahen das und traten an mich heran, ich war ja noch Free Agent. Ihr Angebot war gut und ich wollte gerne wechseln, aber die Besitzer beider Teams waren befreundet und mussten erst etwas aushandeln. Sie sprachen sich ab - und auf einmal ging das Angebot der Spurs deutlich runter. Das wäre heute auf jeden Fall verboten gewesen, damals war es Usus. Ich wollte aber nun mal spielen, also rief ich den damaligen Spurs-Besitzer Angelo Drossos an und unterbreitete ihm selbst ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte: 'Du zahlst mir 200.000 Dollar im Jahr, also das Angebot, das mir auch Houston gemacht hat. Du musst aber nur 100.000 garantieren: Ich wette mir dir, dass ich einen Unterschied mache, was die Bilanz des Teams angeht.'

SPOX: Drossos akzeptierte?

Dunleavy: Ja! Er meinte, da hätte er ja nichts zu verlieren, und das stimmte auch. Der Deal sah wie folgt aus: Die Spurs hatten im Jahr davor 44 Siege geholt, 48 war der bisherige Franchise-Rekord. Ab 40 würde ich portionsweise mehr als 100.000 Dollar verdienen, bei 48 wären es 200.000. Bei 56 wären es dann sogar 300.000 geworden. Es waren letztendlich 54 Siege und 290.000 Dollar.

SPOX: Und wo ist die Verbindung zu Gervin?

Dunleavy: Er war ja unser bester Spieler! Der Iceman war zu der Zeit regelmäßig Topscorer der Liga und machte Teams teilweise im Alleingang fertig. Bei mir war es so, dass jeder Sieg am Ende der Saison finanziell umso wertvoller wurde. Deswegen massierte ich ihm vor Spielen den Rücken und redete ihm gut zu: 'Na los, Großer, hau' heute mal einen raus!' (lacht) Und wenn er dann tatsächlich wieder eine Gala abgeliefert hatte, dachte ich nur: 'Perfekt, 10.000 Dollar mehr.' Darum ist er in der Hinsicht mein Lieblingsmitspieler überhaupt. (lacht)

George Gervin: Eis in den Adern

SPOX: Ganz so unbeteiligt waren Sie daran aber auch nicht: In der angesprochenen Saison (1982/83) führten Sie die Liga bei den Dreiern an (67 getroffen, 34,5 Prozent Quote). Das Spiel hat sich seither natürlich mächtig verändert: Stephen Curry braucht für diese Ausbeute heute gefühlt drei Spiele. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Dunleavy: Oh ja, das ist mit dem heutigen Spiel natürlich nicht mehr zu vergleichen. Es gab damals nicht diesen Fokus auf den Dreier, Coaches sahen ihn teilweise noch als Gimmick an und nicht als Waffe. Das heißt aber nicht, dass ich nicht wirklich gut werfen konnte. Im Gegenteil. Als Coach der Clippers hatte ich folgendes Strafsystem, wenn jemand zu spät zum Training kam: 500 Dollar, falls ein Spieler eine Minute zu spät kommt, und jeweils 20 Dollar für jede weitere Minute. Dann musste der Spieler einen Dreier für "doppelt oder nichts" werfen, oder er konnte mich darum bitten, für ihn zu werfen. Das haben meine Spieler 35mal gemacht und ich habe davon 32 getroffen! Das meine ich damit, dass man meine Statistiken von damals mit den heutigen nicht wirklich vergleichen kann. Ich habe auch als Coach noch Shootouts gegen meine Spieler gewonnen. (lacht)

SPOX: Gefällt Ihnen diese Evolution des Spiels in Richtung des Dreiers?

Dunleavy: Ja, ich bin ein großer Fan dieser Entwicklung! Ich mag den Trend zum Small Ball, zur Stretch Four, die alles Mögliche auf dem Feld tun kann und das verbesserte Spacing. Es stellt die Defense vor so große Herausforderungen, wenn man diese spielerische Vielseitigkeit und Shooting auf fast jeder Position mitbringt. Es ist nur möglich, wenn du eine perfekt synchronisierte Verteidigung hast. Das macht die Warriors momentan auch so unglaublich gut. Ich genieße es, ihnen zuzusehen.

Seite 1: Dunleavy über die Clippers und Donald Sterling

Seite 2: Dunleavy über seine Zeit als Spieler und Dreierkönig

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