SPOX: War es schwer für Sie, Jacksons Triangle Offense zu verstehen und sich dementsprechend auf dem Feld zu verhalten?
Rice: Überhaupt nicht, sogar ziemlich einfach. Als Shooter bewegt man sich ohnehin recht viel auf dem Feld, daher war es für mich leicht. Wenn du in der Triangle den Ball haben willst, musst du dich bewegen - anders geht es gar nicht. Und ich mochte den Ball. (lacht) Durch die Bewegung haben sich immer großartige Möglichkeiten ergeben, zu punkten. Und man darf nicht vergessen, dass wir mit Kobe Bryant und Shaquille O'Neal zwei der besten Scorer der NBA-Geschichte im Team hatten. Mit solchen Spielern zusammenzuspielen, war allein schon ein Segen.
SPOX: Wie schwer war es bei diesen Teamkollegen, einen Wurf zu bekommen? Mussten Sie ständig "Ball, Ball" rufen?
Rice: (lacht). Nein, nicht so häufig. Nur ab und zu. Ich hätte praktisch jedes Mal den Wurf nehmen können, wenn ich den Ball hatte. Ich war ein Shooter und irgendwie war ich auch gut darin, äußerlich wenig Gefahr auszustrahlen, sodass sich die Verteidiger ein wenig zurückgelehnt haben. Und wenn der Ball dann zu mir kam, hatte ich oft einen guten Blick. Aber ich war ein Teamplayer. Sie hatten bereits zwei Superstars und es hat mich nicht gestört, die dritte Geige zu spielen.
SPOX: Gab es eine Situation, in der Kobe Sie richtig angegangen hat, wie es manchmal von Teamkollegen berichtet wurde?
Rice: Nein, nie. Das hätte er sich nicht getraut. Dafür war ich viel zu etabliert. Ich wurde von allen respektiert, genau wie ich alle anderen Teamkollegen respektiert habe. Ich habe mich aus den kleineren Gefechten, die es gegeben hat, rausgehalten.
SPOX: Vor wenigen Wochen hat Kobe sein Karriereende verkündet, weil sein Körper nicht mehr mitspielt. Sie selbst traten 2004 wegen einer Knieverletzung zurück. Wann haben Sie gemerkt, dass Sie nicht mehr in der Lage sind, weiterzuspielen?
Rice: Ich habe es schon in Houston gemerkt, wo ich von 2001 bis 2003 gespielt habe. Eine Saison musste ich fast komplett wegen eines Anrisses der Patellasehne draußen sitzen. Da war mir schon klar, dass ich nicht mehr so fit und auch nicht mehr so gut bin. 2004 ging ich zu den Clippers und dachte: 'Wenn ich es nochmal ins Allstar Game schaffe - warum nicht?' (lacht) Aber natürlich wusste ich, dass meine Karriere langsam zu Ende geht. Sie hatten ein junges Team und brauchten Veteranen wie mich weniger als Spieler, sondern mehr als Mentor. Und da habe ich irgendwann die Entscheidung getroffen, dass es das für mich und meinen Körper war. Ich wusste es und habe es akzeptiert. So ähnlich wird es auch bei Kobe gewesen sein. Ich kann ihn komplett verstehen. Er wollte es diese Saison noch einmal versuchen, aber vor allem wollte er sich selbst beweisen, dass er es noch kann. Schade, dass es auch für ihn bald vorbei ist.
SPOX: Nach dem Ende Ihrer Karriere wurden Sie 2006 Promoter für Mixed Martial Arts, inzwischen gehören Ihnen die G-Force Fights in Miami. Wie ist das denn passiert?
Rice: Das war wirklich eine lustige Entwicklung. Einige meiner Freunde waren schon länger in dem Bereich aktiv. Ich stehe auf MMA und es ist einer der stark wachsenden Märkte. Im Basketball hatten wir immer die Möglichkeit, Scouts und Teams in Camps von unseren Fähigkeiten zu überzeugen. Dadurch habe ich die Chance bekommen, in der besten Liga der Welt zu spielen. geht mir nicht darum, Gewalt zu promoten, sondern ich wollte den Kämpfern ebenfalls eine Bühne geben, um sich zu präsentieren. Ihr Ziel ist es, in die UFC zu kommen und das haben wir einigen Jungs ermöglicht.
SPOX: Als ehemaliger Shooter werden Sie Steph Curry vermutlich gern zuschauen. Der MVP ist dabei, mal wieder sämtliche Dreier-Rekorde zu brechen. Es gab viele gute Shooter wie Sie, aber was macht Curry so besonders?
Rice: Ich liebe Steph Curry. Er hat das Shooting verändert, es interpretiert es neu und man assoziiert seit Currys Explosion ein anderes Gefühl damit. Er kann aus dem Dribbling besser werfen als jeder andere vor ihm. Seine Wurfbewegung ist so schnell - das habe ich noch nicht gesehen. Ich liebe alles an ihm. Und er macht auch noch alles richtig. Er hat die Warriors zum Titel geführt, er arbeitet weiter an sich und ist immer noch hungrig auf mehr. Er ist ohne Wenn und Aber einer der besten Shooter, den die NBA je gesehen hat. Wenn er gesund bleibt, wird ihm niemand das Wasser reichen können - egal ob verwandelte Dreier oder True Shooting Percentage. Nicht einmal im Ansatz! Man merkt, dass ich ein Riesenfan von ihm bin, oder? (lacht)
SPOX: Sie leben in Miami und den Heat noch immer sehr verbunden. Was sehen Sie rückblickend, wenn Sie auf die Ära LeBron James von 2010 bis 2014 zurückschauen?
Rice: In der Zeit, in der LeBron in Miami war, sind wir viermal in die Finals eingezogen und haben zweimal gewonnen. Das sind die Fakten und das ist für sich allein genommen schon bemerkenswert. Er ist ohne Zweifel schon jetzt einer der besten Spieler aller Zeiten. Natürlich war es für mich als Heat-Fan unglücklich, dass er sich entschieden hat, nach Cleveland zurückzugehen. Aber ich kann ihn verstehen. Ich kann seinen Entschluss und auch die Gründe für seine Rückkehr nachvollziehen.
SPOX: Wer ist besser? LeBron oder Curry?
Rice: Das ist schwer. Beide sind unglaublich talentierte Spieler. Aber der bessere Shooter ist eindeutig Curry. Das lassen wir mal so stehen. (lacht)
Seite 1: Die Heat-Zeit und der Trade zu den Lakers