Etwas mehr als ein Viertel der Regular Season ist absolviert, es gab schon die erste Trainer-Entlassung und mittlerweile hat sogar jedes Team einmal verloren und gewonnen (Hallo, Warriors und Sixers!). Da wird's höchste Zeit für ein Zwischenfazit! SPOX blickt auf die Tops und Flops vom Saisonstart.
nbaTops
Das W steht für "Warriors"
Kein Zweifel, mit wem man hier starten muss: Natürlich überstrahlten die Golden State Warriors bis dato alles und jeden. Die Bucks haben dem besten Saisonstart aller Zeiten (24-0!) zwar ein Ende gesetzt, dennoch dürfen sich die Dubs mit Fug und Recht auf die Schulter klopfen - und bei der NBA-Gemeinde auf eine gewisse Dankbarkeit stoßen.
Denn Golden State hat nicht nur für sich viel erreicht, sie haben den früheren Saisonmonaten auch einen Stellenwert verpasst, den sie sonst einfach nicht haben. Ob verfrüht oder nicht, diese Dubs generieren einen gewissen "Best Team ever"-Hype, der dazu führt, dass jede einzelne Partie zum Pflichtfernsehen avanciert - beziehungsweise zum Pflichttermin.
Denn der Hype erstreckt sich auch auf Auswärtsspiele. In Boston etwa wurde berichtet, dass Karten für diese Partie "das heißeste Ticket in der Regular Season seit 2008" seien, also seit der "Ring Night" des 08er Meisterteams der Celtics. Golden State stellt alles in den Schatten. Dass Stephen Curry dabei den Großteil der Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist kein Wunder und natürlich auch verdient: Der MVP ist auf Kurs zur vielleicht besten Offensiv-Saison aller Zeiten.
Dennoch sollten auch die Herren Draymond Green, Klay Thompson oder Andre Iguodala nicht vergessen werden. Diese Dubs machen einfach Spaß und die nächste Siegesserie kommt mit Sicherheit - mal sehen, wie viele All-Stars in dieser Saison vom Team aus der Bay Area kommen.
Die beste Position der Liga?
In den letzten Jahren war die Frage nach der tiefsten Position der NBA schneller beantwortet, als Busta Rhymes die Worte "Point" und "Guard" aussprechen könnte. Die Eins ist auch in dieser Saison elitär besetzt, hat nun aber legitime Konkurrenz bekommen. Denn: Die Small Forwards sind zumindest in der Spitze absolut überragend besetzt.
LeBron James und Kevin Durant muss man wohl nicht mehr vorstellen, der King agiert mal wieder auf MVP-Niveau und auch KD kommt Tag für Tag besser in Fahrt. Seine Quoten über 18 Spiele sind geisteskrank: 53,1 Prozent aus dem Feld, 44,3 vom Perimeter und 90 von der Freiwurflinie - läuft! Sie sind aber nicht die einzigen MVP-Kandidaten auf der Drei wie in vergangenen Jahren.
Da wäre zum einen noch Paul George zu nennen, der nach seinem Beinbruch besser denn je spielt und im Small-Ball-Lineup der Pacers nochmal einen riesigen Schritt gemacht hat. Und dann gibt es da ja noch diese Franchise vom Alamo, die nach den Warriors klar die beste Mannschaft stellt... und deren bester Spieler mittlerweile ganz offiziell auf den Namen Kawhi Leonard hört.
Paul George: Die Schallmauer durchbrochen
Die Drei ist vielleicht nicht ganz so tief besetzt wie die Aufbau-Position, trotzdem gibt es auch nach diesem MVP-reifen Quartett noch weitere Hochkaräter. Carmelo Anthony? Gordon Hayward? Nicolas Batum (noch so ein Leaper)? Rudy Gay? Nehmen wir! Kurzum: Wenn es Zeit für die All-NBA Teams wird, werden sich am Ende mindestens zwei Spieler mit Recht übergangen fühlen.
Von wegen Frischfleisch!
Vom vielleicht besten Rookie-Jahrgang seit der legendären '03er Klasse (LeBron, Wade, Melo, Bosh) war die Rede gewesen. Von einem Jahrgang, der die Liga über Jahre hinaus prägen könnte. Letztes Jahr. Nichts gegen den '14er Jahrgang, der von Verletzungen geprägt war und dennoch einige Talente mit sich brachte, aber diese Spekulation wäre vor diesem Draft vielleicht angemessener gewesen.
Denn Karl-Anthony Towns, Kristaps Porzingis und Co. rocken die Liga! Und auch wenn die beiden Big Men den Rookie des Jahres vermutlich unter sich ausmachen werden, folgen danach ebenfalls noch massig Youngster mit Potenzial.
Porzingis: Das ruhende Auge des Orkans
Jahlil Okafor hatte zwar mit einer turbulenten Franchise und einigen Undiszpliniertheiten abseits des Courts zu kämpfen, sein (Offensiv-)Talent ist aber offenkundig und 17,3 Punkte plus 7,9 Boards pro Spiel alles andere als schlecht. D'Angelo Russell hat mit seinem Coach und der merkwürdigen Wurfauswahl zu kämpfen, trotzdem kommt auch bei ihm langsam das Talent durch.
Justise Winslow ist jetzt schon der vielleicht beste Defender bei den Heat, Devin Booker ist bisher der beste Shooter der Liga (73,9 Prozent 3FG!!!), wenn auch in extrem kleiner Stichprobe. Stanley Johnson, Kelly Oubre und Rondae Hollis-Jefferson zeigen regelmäßig vielversprechende Ansätze.
Natürlich ist es früh und es findet sich noch längst nicht jeder Frischling gut in der Liga zurecht (Hallo, Emmanuel Mudiay!) und auch der Zinger könnte noch die Rookie Wall erwischen - dennoch liegt die Annahme nahe, dass uns dieser Jahrgang noch viel Freude bereiten wird!
Rockstars von der Resterampe
Nach einer auf den ersten, zweiten und dritten Blick relativ katastrophalen Offseason hatten nahezu alle, die nicht auf den Nachnamen Kroos hören, die Mavericks abgeschrieben und die Playoff-Hoffnungen eher als Fiebertraum denn als realistisch bezeichnet. Auch wir sehen uns aktuell eines Besseren belehrt und das liegt nicht nur an Dirk Nowitzki, der zum x-ten Mal in den Jungbrunnen geplumpst ist und sich in allen Statistiken gegenüber der letzten Saison verbessert hat...
spoxDirk ist natürlich ein extrem wichtiger Faktor. Ebenso der noch immer unterschätzte Rick Carlisle. Ebenso wichtig sind aber die Neuzugänge beziehungsweise abgeschriebenen Veteranen, die sich schon etwas länger in Dallas tummeln. D-Will hat seinen Sinn wiedergefunden, Zaza Pachulia (10,7 Punkte, 10,3 Rebounds) verdient in dieser Saison knapp 15 Millionen Dollar weniger als DeAndre Jordan (11 Punkte, 13,4 Rebounds).
Wertvolle Rotationsspieler hören auf die Namen Raymond Felton (Triple-Double-Maschine!), Charlie Villanueva, Dwight Powell, J.J. Barea, Jeremy Evans... wait, what?!
Wer vorausgesehen hätte, dass Dallas mit einem halben Chandler Parsons (bisher 20,4 Minuten pro Spiel und 7,9 Punkte im Schnitt) und einem Wes Matthews auf dem Weg zurück zur Form (15,3 Punkte, aber nur 37,4 Prozent aus dem Feld) nach den ersten Saisonwochen auf Platz 5 im Westen stehen würden, hat eine Menge Anerkennung verdient. Es wird sich zeigen, ob die Mavs diesen Kurs halten können, der Saisonstart verlief zumindest beeindruckend.
Sonst so? "Vintage" Rajon Rondo, Kevin Garnetts Dunk über Blake Griffin, "Alien" Tim Duncan, Manu Ginobili, Erik Spoelstra, Brad Stevens, Steve Clifford, Kyle Lowry ohne Babyspeck, Jimmy Butler, Andre Drummond/Reggie Jackson-Pick'n'Rolls, die Zukunft der Timberwolves, die Renaissance im Osten.
nbaFlops
Das Chaos bei den Sixers
Die Philadelphia 76ers sind die Anti-Warriors. Es ist ja nichts Neues, dass man in Philadelphia keine Spiele gewinnen möchte (das dritte Jahr in Folge), diese Saison verlief aber selbst für die personifizierte Tank-Patrouille ziemlich peinlich und zog kürzlich auch erstmals echte Konsequenzen nach sich. Mit Jerry Colangelo wurde GM Sam Hinkie ein "Chairman of Basketball Operations" an die Seite gestellt, der die Franchise wieder respektabel machen soll.
Damit hat Colangelo eine anspruchsvolle Aufgabe vor sich. Gerüchten zufolge haben die Sixers in den letzten Jahren etliche Agenten verprellt, da sie sich weigerten, auch nur die Mindestanforderungen ans Salary Cap zu erfüllen und immer wieder Spieler entließen, ohne im Voraus Bescheid zu geben. Dass der Rest der Liga nicht begeistert davon war, dass sich ein Team über mehrere Jahre komplett dem Wettbewerb entzog und dadurch kein Publikum generierte, liegt auf der Hand - es geht schließlich immer auch um Geld.
Zumal der "Process" bisher nicht allzu viel Ertrag abgeworfen hat. Niemand weiß, ob Joel Embiid jemals für die Sixers auflaufen wird, Michael Carter-Williams wurde schon wieder verschifft, Dario Saric spielt weiterhin in Europa. Jahlil Okafor ist spielerisch vielversprechend, scheint mit der Situation allerdings nicht gut auszukommen - verständlicherweise. Der Big Man hat über Schulzeit und College kombiniert nicht so viele Spiele verloren wie schon jetzt als Profi (1-24).
Mal sehen, was Colangelo, Hinkie und Brett Brown, der in der ganzen Situation wohl die ärmste Sau ist (cc: Gregg Popovich), sich einfallen lassen. Vielleicht kommt ja tatsächlich noch Mike D'Antoni als Unterstützung. Für diesen Saisonstart ist das Wort "Flop" in jedem Fall nicht stark genug.
Problemlösungen in Houston
So verheerend wie zu Saisonbeginn sieht es in Houston zwar nicht mehr aus, der Conference-Finalist des Vorjahrs gab bis dato trotzdem kein besonders gutes Bild ab. Seinen Coach nach elf Spielen gefeuert zu bekommen, nachdem er nicht mal ein Jahr zuvor noch eine Vertragsverlängerung unterschrieben hatte, ist ein ziemlich starkes Stück und wohl allein der Lustlosigkeit einiger Spieler geschuldet.
Allen voran James Harden. Der Bärtige war in der Vorsaison noch Zweiter bei der MVP-Wahl und sollte dadurch eigentlich zusätzliche Motivation getankt haben, stattdessen kam er Berichten zufolge außer Form ins Training Camp und spielte dementsprechend mies.
Seine Quoten brachen ein - mittlerweile hat sich Harden etwas stabilisiert, 41,1 Prozent aus dem Feld und 32 Prozent vom Perimeter schreien aber immer noch nicht gerade "MVP! MVP!". Von seiner streckenweise mehr als peinlichen Defense ganz zu schweigen.
Dass sich Curry nach seiner MVP-Saison noch einmal (gravierend) verbessert hat, während sein ärgster Widersacher einen klaren Rückschritt gemacht hat, lässt die Konversation in der Vorsaison irgendwie lächerlich erscheinen.
Doc Rivers als Philosoph und GM
Eigentlich nur als GM. Für seine Aussagen über das "Glück" kann man Rivers sogar dankbar sein, schließlich hat er damit immerhin dazu beigetragen, die Warriors weiter anzustacheln. Und seine Privatfehde mit Draymond Green ist sowieso ein absolutes Highlight, wenngleich er bisher regelmäßig den Kürzeren zieht (Stichwort: "Cool story, Glenn!").
Als Manager hat es Rivers aber offenbar - wieder einmal - versäumt, sein Team zu verstärken. Es zeigt sich das alte Bild bei den Clippers: Die Starting Five ist eine Wucht, beziehungsweise vier Teile davon. Eine wirklich funktionierende Lösung auf der Drei gibt es indes immer noch nicht, ebenso wenig wie eine Bank, die nicht regelmäßig Führungen verspielt.
Ob Paul Pierce, Lance Stephenson oder Josh Smith - die vermeintlich hochkarätigen Neuzugänge der Offseason agieren bisher alle weit unter ihren Möglichkeiten. Der solideste Neuzugang ist noch Wesley Johnson, der allerdings auch nicht gerade Bäume ausreißt.
Man sollte eigentlich meinen, um das Gerüst Chris Paul-Blake Griffin-DeAndre Jordan-J.R. Redick ließe sich relativ leicht ein Meisterschaftsfavorit schnitzen. Offenbar nicht. Die Abhängigkeit von ihren Stars ist nicht weniger geworden.
Showtime zwischen Abschied und Konfusion
Die Lakers-Saison stand schon unter einem komischen Stern, bevor Kobe Bryant sein baldiges Karriereende verkündete - mittlerweile ist sie endgültig zum Zirkus verkommen. Auf der einen Seite steht die Black Mamba, die so langsam aber sicher doch wieder ein paar gute Spiele auf dem Buckel hat und bei jedem Auswärtsspiel ohnehin gefeiert wird wie der Papst im Vatikan.
Auf der anderen Seite stehen die Youngster wie Russell, Larry Nance, Julius Randle und Jordan Clarkson. Sie sollen die Zukunft der Franchise sein, werden aktuell aber eher in ihrer Entwicklung behindert - von der Aufmerksamkeit, die Kobe auf sich zieht, und auch von seinen Spielanteilen. Und von ihrem Coach.
Byron Scott hat unbestrittenes Talent dafür, sarkastischen NBA-Fans Freude zu bereiten: Mit Zitaten wie "Ich habe den jungen Spielern gesagt, dass ich Geduld haben werde. Aber nicht lange!" oder seiner Erklärung, warum er mit Russell und Randle nicht darüber sprach, warum er sie aus der Starting Five genommen hatte: "Das ist eine Liga für große Jungs." Ob er ihnen damit einen Gefallen tut, darf bezweifelt werden.
Vielleicht ist das ja aber sogar der Plan der Lakers - so mies auftreten wie möglich, Kobe schön machen lassen, den ersten Pick bekommen (sie behalten ihren Draftpick nur, wenn er in der Top 3 landet) und Ben Simmons draften. Würde das nicht irgendwie zur LakeShow passen?
Sonst so? Derrick Rose mit Gesichtsmaske, Sam Mitchell, Verletzungspech in New Orleans, Milwaukee, Ty Lawson, Freiwürfe von Andre Drummond (36,6 Prozent) und DeAndre Jordan (38,7), Omer Asik als NBA-Spieler, das PER von Kyle Singler (-1,3 über 204 Minuten!), Nikola Mirotic.