Flops
Das Chaos bei den Sixers
Die Philadelphia 76ers sind die Anti-Warriors. Es ist ja nichts Neues, dass man in Philadelphia keine Spiele gewinnen möchte (das dritte Jahr in Folge), diese Saison verlief aber selbst für die personifizierte Tank-Patrouille ziemlich peinlich und zog kürzlich auch erstmals echte Konsequenzen nach sich. Mit Jerry Colangelo wurde GM Sam Hinkie ein "Chairman of Basketball Operations" an die Seite gestellt, der die Franchise wieder respektabel machen soll.
Damit hat Colangelo eine anspruchsvolle Aufgabe vor sich. Gerüchten zufolge haben die Sixers in den letzten Jahren etliche Agenten verprellt, da sie sich weigerten, auch nur die Mindestanforderungen ans Salary Cap zu erfüllen und immer wieder Spieler entließen, ohne im Voraus Bescheid zu geben. Dass der Rest der Liga nicht begeistert davon war, dass sich ein Team über mehrere Jahre komplett dem Wettbewerb entzog und dadurch kein Publikum generierte, liegt auf der Hand - es geht schließlich immer auch um Geld.
Zumal der "Process" bisher nicht allzu viel Ertrag abgeworfen hat. Niemand weiß, ob Joel Embiid jemals für die Sixers auflaufen wird, Michael Carter-Williams wurde schon wieder verschifft, Dario Saric spielt weiterhin in Europa. Jahlil Okafor ist spielerisch vielversprechend, scheint mit der Situation allerdings nicht gut auszukommen - verständlicherweise. Der Big Man hat über Schulzeit und College kombiniert nicht so viele Spiele verloren wie schon jetzt als Profi (1-24).
Mal sehen, was Colangelo, Hinkie und Brett Brown, der in der ganzen Situation wohl die ärmste Sau ist (cc: Gregg Popovich), sich einfallen lassen. Vielleicht kommt ja tatsächlich noch Mike D'Antoni als Unterstützung. Für diesen Saisonstart ist das Wort "Flop" in jedem Fall nicht stark genug.
Problemlösungen in Houston
So verheerend wie zu Saisonbeginn sieht es in Houston zwar nicht mehr aus, der Conference-Finalist des Vorjahrs gab bis dato trotzdem kein besonders gutes Bild ab. Seinen Coach nach elf Spielen gefeuert zu bekommen, nachdem er nicht mal ein Jahr zuvor noch eine Vertragsverlängerung unterschrieben hatte, ist ein ziemlich starkes Stück und wohl allein der Lustlosigkeit einiger Spieler geschuldet.
Allen voran James Harden. Der Bärtige war in der Vorsaison noch Zweiter bei der MVP-Wahl und sollte dadurch eigentlich zusätzliche Motivation getankt haben, stattdessen kam er Berichten zufolge außer Form ins Training Camp und spielte dementsprechend mies.
Seine Quoten brachen ein - mittlerweile hat sich Harden etwas stabilisiert, 41,1 Prozent aus dem Feld und 32 Prozent vom Perimeter schreien aber immer noch nicht gerade "MVP! MVP!". Von seiner streckenweise mehr als peinlichen Defense ganz zu schweigen.
Dass sich Curry nach seiner MVP-Saison noch einmal (gravierend) verbessert hat, während sein ärgster Widersacher einen klaren Rückschritt gemacht hat, lässt die Konversation in der Vorsaison irgendwie lächerlich erscheinen.
Doc Rivers als Philosoph und GM
Eigentlich nur als GM. Für seine Aussagen über das "Glück" kann man Rivers sogar dankbar sein, schließlich hat er damit immerhin dazu beigetragen, die Warriors weiter anzustacheln. Und seine Privatfehde mit Draymond Green ist sowieso ein absolutes Highlight, wenngleich er bisher regelmäßig den Kürzeren zieht (Stichwort: "Cool story, Glenn!").
Als Manager hat es Rivers aber offenbar - wieder einmal - versäumt, sein Team zu verstärken. Es zeigt sich das alte Bild bei den Clippers: Die Starting Five ist eine Wucht, beziehungsweise vier Teile davon. Eine wirklich funktionierende Lösung auf der Drei gibt es indes immer noch nicht, ebenso wenig wie eine Bank, die nicht regelmäßig Führungen verspielt.
Ob Paul Pierce, Lance Stephenson oder Josh Smith - die vermeintlich hochkarätigen Neuzugänge der Offseason agieren bisher alle weit unter ihren Möglichkeiten. Der solideste Neuzugang ist noch Wesley Johnson, der allerdings auch nicht gerade Bäume ausreißt.
Man sollte eigentlich meinen, um das Gerüst Chris Paul-Blake Griffin-DeAndre Jordan-J.R. Redick ließe sich relativ leicht ein Meisterschaftsfavorit schnitzen. Offenbar nicht. Die Abhängigkeit von ihren Stars ist nicht weniger geworden.
Showtime zwischen Abschied und Konfusion
Die Lakers-Saison stand schon unter einem komischen Stern, bevor Kobe Bryant sein baldiges Karriereende verkündete - mittlerweile ist sie endgültig zum Zirkus verkommen. Auf der einen Seite steht die Black Mamba, die so langsam aber sicher doch wieder ein paar gute Spiele auf dem Buckel hat und bei jedem Auswärtsspiel ohnehin gefeiert wird wie der Papst im Vatikan.
Auf der anderen Seite stehen die Youngster wie Russell, Larry Nance, Julius Randle und Jordan Clarkson. Sie sollen die Zukunft der Franchise sein, werden aktuell aber eher in ihrer Entwicklung behindert - von der Aufmerksamkeit, die Kobe auf sich zieht, und auch von seinen Spielanteilen. Und von ihrem Coach.
Byron Scott hat unbestrittenes Talent dafür, sarkastischen NBA-Fans Freude zu bereiten: Mit Zitaten wie "Ich habe den jungen Spielern gesagt, dass ich Geduld haben werde. Aber nicht lange!" oder seiner Erklärung, warum er mit Russell und Randle nicht darüber sprach, warum er sie aus der Starting Five genommen hatte: "Das ist eine Liga für große Jungs." Ob er ihnen damit einen Gefallen tut, darf bezweifelt werden.
Vielleicht ist das ja aber sogar der Plan der Lakers - so mies auftreten wie möglich, Kobe schön machen lassen, den ersten Pick bekommen (sie behalten ihren Draftpick nur, wenn er in der Top 3 landet) und Ben Simmons draften. Würde das nicht irgendwie zur LakeShow passen?
Sonst so? Derrick Rose mit Gesichtsmaske, Sam Mitchell, Verletzungspech in New Orleans, Milwaukee, Ty Lawson, Freiwürfe von Andre Drummond (36,6 Prozent) und DeAndre Jordan (38,7), Omer Asik als NBA-Spieler, das PER von Kyle Singler (-1,3 über 204 Minuten!), Nikola Mirotic.