NBA

Die große Rookie Watch: Believe the Hype!

Von Robert Arndt
Ben Simmons und Jayson Tatum zählen zu den Favoriten auf den Award Rookie of the Year
© getty
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Platz 3: Lonzo Ball (Los Angeles Lakers), PG, 2. Pick

Stats: 4 Spiele, 35,8 Minuten, 11,5 Punkte, 9,0 Rebounds, 9,0 Assists, 31,6 Prozent FG

"Ich musste ihn willkommen heißen", berichtete Pat Beverley von den Clippers. Der hatte Lonzo über 48 Minuten über das komplette Feld gescheucht und bei nur 3 Punkten und 4 Assists gehalten. Ball wirkte eingeschüchtert und verunsichert, physisch konnte er gegen Kettenhund Beverley nicht dagegen halten. Doch die Antwort folgte prompt: Bereits in seinem zweiten Spiel legte Ball gegen Phoenix beinahe ein Triple-Double auf (29 Punkte, 11 Rebounds, 9 Assists).

Vieles steht und fällt mit dem Wurf, da dieser dem Big Baller Platz für seine eigentliche Stärke, die Pässe, schaffen kann. Bisher fiel der Wurf nur gegen die Suns beständig, besorgt ist Coach Walton deswegen aber nicht: "Selbst wenn er seine Würfe nicht trifft, hat er stets einen guten Einfluss auf unser Spiel."

Das zeigt sich vor allem in Transition, wo Ball immer auf der Suche nach dem besten Pass für die Mitspieler ist. So ist Ball ein beliebter Mitspieler, da jeder in der Offense seine Touches bekommt. "Er macht seine Teamkollegen glücklich", so Walton. "Er ist so selbstlos. Seine Mitspieler spielen hart für ihn und laufen den Fastbreak, weil sie wissen, dass sie den Ball bekommen werden."

Schwierigkeiten hat Ball bisher hingegen noch, wenn es in die Sets geht, seine Stärken liegen vor allem im offenen Feld. Auch defensiv muss er natürlich noch zulegen. Fakt ist aber: Die Lakers produzieren dank Balls Einfluss wieder sehenswerten Basketball. So anstrengend sein Vater auch sein mag.

Platz 2: Jayson Tatum (Boston Celtics), F, 3. Pick

Stats: 4 Spiele, 34,5, 14,8 Punkte, 7,8 Rebounds, 47,5 Prozent FG, 45,5 Prozent Dreier

Die Experten waren sich vor der Saison einig - dieser Junge ist bereit für die NBA. Sie lagen nicht daneben. Spätestens nach der Verletzung von Gordon Hayward war klar, dass Tatum eine größere Rolle für die Celtics einnehmen müsste, und bislang enttäuschte er nicht. Dabei bekam er es gleich mit der Creme de la Creme zu tun und stand bereits LeBron James und Giannis Antetokounmpo gegenüber.

Das zehrt, und natürlich konnte Tatum gegen die Superstars nicht immer gut aussehen, aber defensiv hält er schon viel besser mit als erwartet - und offensiv ist er weiter entwickelt als alle anderen Rookies. Er mag nicht der Schnellste sein, doch mit seinem IQ und guter Fußarbeit findet Tatum immer Wege, um einen Wurf abzufeuern. Coach Brad Stevens vertraut ihm bereits jetzt und gab ihm auch schon Minuten als Anführer der Second Unit, um die Offense ohne Kyrie Irving und Al Horford am Laufen zu halten.

Es ist durchaus möglich, dass die hohe Belastung Tatum früher oder später einholen wird. Die Strapazen machen ihm bereits ein wenig zu schaffen: "Wir spielten in Cleveland und waren um 4 Uhr morgens wieder da, um dann gegen die Bucks zu spielen. Ich dachte, wir haben dann einen Tag frei, wir sind aber nach Philly geflogen. Oh mein Gott", bilanzierte Tatum semi-seriös seine ersten Tage. Bisher läuft es für diese Umstellung aber extrem gut.

Platz 1: Ben Simmons (Philadelphia 76ers), G/F, 1. Pick (2016)

Stats: 4 Spiele, 34,7 Minuten, 17,0 Punkte, 10,8 Rebounds, 7,0 Assists, 49,1 Prozent FG

Der Australier ist aber sowas von ready für die NBA. Es ist Simmons anzumerken, dass er bereits ein wenig reifer ist als die anderen Rookies. Der Point Guard im Körper eines Forwards kennt seine Stärken und Schwächen genau. Den Großteil seiner Punkte generiert er direkt am Brett, allerdings nicht nur durch Leger und Dunks. Auch schwere Floater und Hakenwürfe (mit beiden Händen) hat er in seinem Werkzeugkasten.

Durch seine Größe ist er für jeden Gegner ein wandelndes Mismatch. In hohem Tempo sieht er Mitspieler und spielt Pässe, wie es in der NBA nur wenige können. Die Spielintelligenz sticht in jedem Spiel heraus, zumal ihn die Sixers auch richtig einsetzen. Coach Brown stellt immer mindestens drei Schützen an die Seite von Simmons, damit dieser Platz für seine Drives bekommt.

So konnte Simmons gegen die Pistons bereits sein erstes Triple-Double verbuchen, zudem wurde er zum ersten Rookie seit Oscar Robertson (Saison 1960/61), der in den ersten vier Spielen immer mindestens 10 Punkte, 10 Rebounds und 5 Assists auflegte.

Durchaus überraschend ist bislang seine Defense. Jeder wusste, dass er hervorragende Anlagen hat, am College zeigte er sich aber zumeist lustlos. Das ist bei den großen Jungs anders. Simmons verteidigt vom Point Guard bis zum Power Forward jeden Spieler auf dem Court - mit beachtlichem Erfolg. "Ich glaube, dass er zu einem der besten Defensivspieler der Liga werden kann", meint auch Brown.

Ein echter Scharfschütze wird er dagegen wohl nicht. In fünf Spielen hat Simmons erst drei Distanzwürfe genommen (kein Treffer) und auch aus der Mitteldistanz drückte der 21-Jährige kaum ab. Früher oder später muss er der gegnerischen Defense beweisen, dass er zumindest gewillt ist, einen absinkenden Verteidiger zu bestrafen. Dass dies bisher die einzige echte erkennbare Schwäche in seinem Spiel ist, dürfte die anderen Teams aber das Fürchten lehren.