Woran hat es gegen die Warriors gelegen?
Die Rockets sind bekanntermaßen ein Team, das von Dreiern, Korblegern und Freiwürfen lebt. Der wichtigste Abschluss davon - der Longball - ließ das Team in den entscheidenden Phasen der Serie komplett im Stich.
Bezeichnend dafür war Spiel 7 mit einer schlimmen Quote von 15,9 Prozent (7/44), wobei sie 27 Dreier in Folge an den Ring setzten. Das ist wenig überraschend ein Playoff-Minus-Rekord. 11 ihrer Würfe von Downtown waren im Übrigen "uncontested", es hat also nicht nur an der durchaus starken Defense des Gegners gelegen.
James Harden war an diesem Abend keine Ausnahme. Klar, am Ende hatte er wieder 32 Punkte auf dem Konto, aber eben auch 2/13 Dreier in teilweise wichtigen Sequenzen. Überhaupt war es nicht die beste Serie des Bartes, der in durchschnittlich 38,2 Minuten 41 Prozent aus dem Feld und 24,4 Prozent von der Dreierlinie produzierte.
Zum Ende der Conference Finals wirkte er durchaus platt - womit wir bei einer weiteren Problematik wären. Ihm fehlte es an Unterstützung der Rollenspieler, die defensiv alle ihren Mann standen, offensiv jedoch zu oft Totalausfälle waren. Mal spielte P.J. Tucker gut, mal Trevor Ariza oder Gerald Green - die Spiele, in denen alle funktionierten, gab es allerdings zu selten.
Überhaupt schenkte Mike D'Antoni nur wenigen Spielern das Vertrauen. In den Duellen ohne Garbage Time griff er auf 7-Mann-Rotationen zurück - offenbar zurecht. Denn als er in Game 7 Leute wie Ryan Anderson aufs Feld schickte, wurden dessen Schwächen von den Dubs gnadenlos attackiert und ausgenutzt.
Ein weiteres Problem: Regelmäßig gingen sie im dritten Viertel komplett baden. Einerseits sind diese Spielabschnitte der Dubs legendär gut, andererseits taten die Rockets nicht viel, um die dominanten Runs zu verhindern. Zu oft kamen die Warriors in die Transition und zu freien Punkten (23:6 Fastbreak-Punkte in Spiel 7) und dadurch in Fahrt. Die Spielweise der Rockets mit den vielen Dreiern förderte in dieser Hinsicht Nachteile zutage - denn schon U12-Spieler wissen: Lange Würfe, lange Rebounds. Diese wiederum begünstigen das offensive Umschalten.
Zuletzt ist natürlich noch der Ausfall von Chris Paul zu erwähnen. Beim Sieg in Spiel 5 war er der entscheidende Mann, bevor er sich in den Schlusssekunden verletzte und anschließend nicht mehr in die Serie eingreifen konnte. Eric Gordon vertrat CP3 als zweiter Ballhandler mehr als ansprechend, defensiv war der Ausfall jedoch nicht zu kompensieren.
Die Topscorer der Rockets gegen Golden State
Spieler | Punkte | FG% | 3FG% |
James Harden | 28,7 | 41,5 | 24,4 |
Chris Paul | 19,8 | 40,7 | 36,8 |
Eric Gordon | 19 | 42,3 | 35 |
Clint Capela | 10,3 | 72,1 | - |
Trevor Ariza | 8,9 | 33,3 | 20 |
P.J. Tucker | 8,7 | 47,6 | 48,1 |
Gerald Green | 6,3 | 38,5 | 42,9 |
Team | 98,4 | 42 | 31,4 |
Und: In der zweiten Halbzeit und während dem "Streak" von 27 Downtown-Fahrkarten in Folge wäre ein Spieler wie Paul Gold wert gewesen. Er hätte es kaum zugelassen, dass sein Team so auseinanderbricht und andere, kreative Wege gefunden, um Punkte aufs Scoreboard zu bringen. Seine Leadership, auch wenn er von der Bank aus Präsenz zeigte, lässt sich ebenfalls als fehlender Faktor heranziehen.
"Wenn Chris gespielt hätte, dann hätten wir die Finals erreicht", war sich Eric Gordon nach Spiel 7 sicher. Möglich, dass er damit Recht hat - es gilt aber zu bedenken, dass mit Andre Iguodala auf der anderen Seite ebenfalls ein Spieler fehlte, dessen Impact grob unterschätzt wird.
Im Endeffekt war es also eine Kombination aus dem Fehlen Pauls und dem Mythos "if you live by the three, you die by the three", das sich zumindest in diesem Fall als wahr herausgestellt hat.