5 Fragen zum Aus der Pelicans: Alles schaut auf Boogie Cousins

Robert Arndt
11. Mai 201815:27
DeMarcus Cousins ist der wichtigste Free Agent der Pelicansgetty
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Die New Orleans Pelicans musste nach fünf Spiele gegen die Golden State Warriors die Segel streichen. Dennoch dürfen die Playoffs als Erfolg verbucht werden. Der Sommer dürfte dennoch spannend werden, fast alles dreht sich um DeMarcus Cousins. SPOX beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist passiert?

Erstmals nach zehn Jahren gewann eine Franchise aus New Orleans in der NBA mal wieder eine Playoffrunde - und das mit Stil. Ohne Heimvorteil sweepten die Pelicans die Portland Trail Blazers aus dem Weg und waren auf einen Schlag das heißeste Team der Liga.

New Orleans spielte entschlossen, schnell und konnte sich auf seine Stars verlassen. Anthony Davis erklärte die Zone zu seinem Eigentum und Jrue Holiday spielte auf beiden Seiten des Courts den besten Basketball seiner Karriere.

Ärgerlich nur, dass in der zweiten Runde das wohl beste Team der vergangenen 20 Jahre wartete, welches wieder auf einen zweifachen MVP mit dem Namen Stephen Curry nach Verletzung zurückgreifen konnte.

Warriors vs. Pelicans: Alle Spiele der Serie

TagDatumUhrzeitSpielHeimAuswärtsErgebnis
Samstag27. April4.30 Uhr1Golden StateNew Orleans123:101
Mittwoch2. Mai4.30 Uhr2Golden StateNew Orleans121:116
Samstag5. Mai3.30 Uhr3New OrleansGolden State119:100
Sonntag6. Mai21.30 Uhr4New OrleansGolden State92:118
Mittwoch9. MaiTBD5Golden StateNew Orleans113:104

Doch die Pels schlugen sich wacker und konnten den Champion in Spiel 3 zumindest ein wenig kitzeln. Dass Warriors-Coach Steve Kerr in Spiel 4 erstmals (!) die Hampton Five aus Curry, Klay Thompson, Kevin Durant, Andre Iguodala und Draymond Green als Starting Five aufstellte, war auch ein indirektes Lob an den Kontrahenten.

Dabei war das Matchup für die Pelicans mehr als undankbar. Gegen Portland profitierte die Franchise noch von den fehlenden Flügelspielern der Blazers, die Dubs hatten jedoch Durant, für den New Orleans keinen geeigneten Gegenspieler hatte. Das kleine Lineup war einfach nicht geeignet für die Warriors, die in einem Shootout ohnehin kaum zu schlagen zu sind. Dies wäre jedoch die einzige Chance für die Pels gewesen, denn defensiv fehlt es dann doch vor allem an Defensiv-Spezialisten auf den Forward-Positionen.

Wie ist die Saison der Pelicans insgesamt zu bewerten?

Sehr positiv. Die Pelicans waren über Jahre eine chronisch erfolglose Franchise, die es in der Ära Anthony Davis zuvor nur einmal in die Playoffs geschafft hatte. Häufig machten Verletzungen New Orleans einen Strich durch die Rechnung, das war dieses Jahr mit Boogie nicht anders.

Diesmal trotze das Team dem Verletzungspech und holte in der Regular Season 49 Siege, so viele wie seit der Spielzeit 2008/09 nicht mehr. Damals hieß man noch New Orleans Hornets und ein gewisser Chris Paul zog die Fäden im Big Easy.

Davis und Holiday konnten dafür im Gegensatz zu Cousins endlich eine komplette Saison absolvieren und zeigten ihre Qualitäten. Die Braue katapultierte sich nach dem Boogie-Aus in die MVP-Diskussion und etablierte sich als einer der besten Spieler der Liga, während der Point Guard mit seinen Two-Way-Qualitäten unter Beweis stellte, dass er im Sommer 2017 nicht massiv überbezahlt wurde.

Pelicans: Mirotic-Trade ein Coup

Wozu Holiday in der Lage war, sahen die Fans spätestens in den Playoffs, als er Damian Lillard an den Rand des Wahnsinns brachte. Selbst gegen Kevin Durant machte er trotz des eklatanten Größenunterschieds seine Sache gar nicht schlecht, auch wenn der Finals-MVP letztlich kaum zu stoppen war und knapp 28 Punkte bei Wurfquoten von 50 Prozent aus dem Feld auflegte.

Auch erfreulich: New Orleans bekam Produktives von einigen Rollenspielern. E'Twaun Moore blühte im kleinen Lineup mit drei Guards auf, der Trade für Nikola Mirotic zahlte sich aus und die Pels konnten dabei sogar den scheinbar nicht tradebaren Vertrag von Ömer Asik nach Chicago senden.

Man darf also nach schweren Jahren ein wenig durchatmen im Big Easy. Der Stuhl von Gentry scheint nun gefestigter, die Pels zogen bereits vor den Playoffs die Option für ein weiteres Jahr. Das war vor der Saison 2017/18 keineswegs beschlossene Sache.

Wie geht es mit DeMarcus Cousins weiter?

Es ist die entscheidende Frage der Offseason. Die Kombo Davis/Cousins verbuchte ein Netrating von 4,2 über die Saison, doch nach der Boogie-Verletzung wurden die Pelicans sogar noch besser, weil New Orleans mit dem Trade für Nikola Mirotic ein echter Coup gelang. Dieses Tandem kam sogar auf ein noch besseres Netrating von 10,7.

Die Pelicans spielten nun mit mehr Pace, hatten mehr Shooting und AD dominierte auf der Centerposition. "Dieses Team passt einfach wunderbar zusammen", stellte auch Warriors-Coach Steve Kerr fest.

Eine Verlängerung von Cousins ist ein großes Risiko für New Orleans. Anscheinend ist Mirotic der bessere Partner für die Monobraue, dazu schweben zahlreiche Fragezeichen über Boogie. Wie viel zahlt man einem Center, der sich seine Achillessehne gerissen hat, in der Vergangenheit in der Kabine für Stunk sorgte (wenn auch nicht in NOLA) und zudem nicht in der besten körperlichen Verfassung ist? Alles deutet darauf hin, dass New Orleans von Cousins absehen sollte, doch so leicht ist es eben nicht.

Würden die Pels mit Boogie nicht verlängern, könnte das Team nicht einmal annähernd Ersatz beschaffen. Der Frontcourt um Mirotic, Davis und Boogie wäre einer der besten der Liga und würde gerade den verletzungsanfälligen Davis entlasten.

Pelicans: Die Luxussteuer als Damokles-Schwert

Der Franchisespieler der Pelicans ist ohnehin für den Verbleib des Bigs. "Ich werde weiter Werbung für ihn machen", sagte Davis Marc Stein von der New York Times. "Ich will, dass er bleibt."

Und das scheint auch die Franchise zu wollen, wie General Manager Dell Demps auf einer Pressekonferenz erst kürzlich zugab. "In einer perfekten Welt wollen wir Cousins halten", machte der GM klar.

Doch zu welchem Preis? Laut Zach Lowe (ESPN) wollen die Pels einen Max-Vertrag über zwei bis drei Jahre bieten, was im Camp von Cousins weniger gut ankam. Boogie ist nun 27 Jahre alt, sollte er den kürzeren Vertrag nehmen, könnte er einen weiteren fetten Zahltag erwarten. Doch ist Cousins dann noch ein Top-Spieler?

Die Pels werden dies genau erörtern. Wird Boogie zum maximalen Preis verlängert und wird der Roster in der Folge nur mit Minimal-Verträgen aufgefüllt, zahlt New Orleans dennoch nächste Saison 21,5 Millionen Dollar Luxussteuer.

Was können die Pelicans sonst noch in der Offseason machen?

Wenn man mal von der Boogie-Thematik absieht, bleiben weiterhin viele Fragen offen. New Orleans zahlt 92,8 Millionen Dollar für gerade einmal sieben garantierte Verträge, einer davon ist der von Alexis Ajinca, der die komplette Saison wegen einer Knieverletzung verpasste.

Ansonsten werden Rondo, Ian Clark und Jordan Crawford Free Agents, das Gehalt von Darius Miller, Cheick Diallo, Emeka Okafor und DeAndre Liggins ist höchstens in Teilen garantiert. Auch der Draft verspricht wenig Hoffnung. Den Erstrundenpick besitzen nach dem Mirotic-Trade nun die Bulls, es bleibt ein mickriger Pick zum Ende der zweiten Runde.

Priorität wird die Verlängerung von Rondo haben, der in den Playoffs wieder voll motiviert war und seine Qualitäten unter Beweis stellen konnte, unter anderem mit 21 Assists gegen die Warriors. Mit 32 Jahren wird er sicher kein Schütze mehr, doch seine Führungsqualitäten waren enorm wichtig für dieses Team und jeder in der Organisation wird nicht müde dies zu betonen.

Die Gehälter der wichtigsten Pelicans-Spieler in Millionen Dollar

Spieler2017/182018/192019/202020/212021/22
Jrue Holiday25,726,126,926,127,1*
Rajon Rondo3,3UFA
E'Twaun Moore8,48,88,7UFA
DeAndre Liggins0,61,8UFA
Solomon Hill12,212,813,3UFA
Darius Miller2,12,2UFA
Anthony Davis23,825,427,128,8UFA
Nikola Mirotic12,512,5UFA
DeMarcus Cousins18,1UFA
Alexis Ajinca5,05,3UFA
Cheick Diallo1,31,5RFA
Emeka Okafor0,62,4UFA

*Spieleroption, **Teamoption, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

"Er hat diese Gewinner-Mentalität, das kennen viele gar nicht", adelte Holiday und auch Gentry stimmte mit ein: "Man muss ihm einfach vertrauen, er wird seinen Mitspielern gute Positionen verschaffen." Ob Rondo aber noch einmal für magere 3,3 Millionen unterschreibt, bleibt zweifelhaft.

Doch es bleiben noch ganz andere Baustellen. Die Serie mit den Warriors hat gezeigt, dass es vor allem an Flügelspielern mangelt. Der ein oder andere 3-and-D-Spieler würde dem Roster guttun, doch diese Gattung von Spielern ist sehr begehrt und es gibt sie nicht wie Sand am Meer.

Auch in dieser Free-Agency-Klasse sind die Alternativen begrenzt, wenn man das Budget der Pels im Hinterkopf hat. Danny Green oder Trevor Ariza wären gute Lösungen, doch dafür müsste Besitzerin Gayle Benson aufgrund der drohenden Luxussteuer tief in die Tasche greifen.

Haben die Pelicans an ihrem Limit gespielt?

Geht es nach den Verantwortlichen im Big Easy, dann ist diese Frage zu verneinen. Es gibt auch gute Gründe, sich dieser Meinung anzuschließen. Holiday (26) und Davis (24) stehen noch langfristig unter Vertrag und werden Teile ihrer Prime mit den Pelicans verleben. Dies ist zumindest einmal ein anständiger Kern, um den herum es aber noch einige Lücken gibt, die nicht so leicht geschlossen werden können.

Vor allem auf der Drei bereitet der Vertrag von Solomon Hill Kopfschmerzen. Der Swingman ist zwar einer der besseren Verteidiger in Louisiana, doch über seinen Wurf (36 Prozent in den Playoffs) sollte der Mantel des Schweigens geworfen werden. Sollte den Pels ähnlich wie mit Rondo im Vorjahr hier ein Steal gelingen, könnte dies dem Team eine neue Dimension verleihen.

Ähnliches gilt auch für Cousins. Mit seinen Qualitäten sollte er die meisten Teams besser machen - zumindest auf dem Papier. Wer sich auch einige Pels-Spiele vor der Verletzung angeschaut hat, sah, dass Davis und er immer besser harmonierten. Mirotic würde dann als Sixth Man die starke Frontcourt-Rotation komplettieren.

Pelicans: Eine Frage der Gesundheit

In der Theorie klingt dies alles sehr nett, doch gerade bei den Pelicans muss auch auf die Gesundheit der Spieler geachtet werden. Das Trio Davis, Cousins und Holiday hat eine bedenklich dicke Krankenakte, gerade um Davis mussten die Pels einige Male bangen, als er mehrfach während eines Spiels in der Kabine behandelt werden musste. Inzwischen gibt es sogar Twitter-Accounts, die sich nur damit beschäftigen, ob AD verletzt ist.

Ganz so schlimm steht es um Holiday nicht. Nach Jahren voller Blessuren spielte der Guard erstmals seit seinem Trade aus Philaldelphia eine Saison verletzungsfrei durch. Die Gesundheit wird die Zukunft der Pels diktieren. Bis 2020 hat New Orleans Zeit, ein Team für Davis zusammenzustellen, welches ein ernsthafter Contender ist. Keine leichte Aufgabe in einer Western Conference, die weiter den Großteil des Talents der Liga bündelt.

Für ganz oben wird es für die Pelicans wohl nicht reichen, dafür ist Golden State und mit Abstrichen Houston (wenn sie die Kapelle zusammenhalten können) zu stark. Für New Orleans wird es dagegen wohl um einen möglichen Heimvorteil gehen - wenn sie von Verletzungen verschont bleiben. Der Grat für dieses Team bleibt schmal.