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NBA Playoffs - 5 Fragen zum Saisonaus der Boston Celtics: Katastrophe mit Ansage

Kyrie Irving und die Boston Celtics erlebten eine hausgemachte Saison aus der Hölle.
© getty
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Warum konnten die Celtics ihr Potenzial nie abrufen?

Zunächst muss man wohl festhalten, dass große Teile der NBA-Welt das Potenzial des Teams vor der Saison schlichtweg überschätzt haben. Als Top-Contender im Osten galten die Celtics unter Experten, selbst die Warriors sahen Boston als größte Herausforderung an. Diesem Label wurden die Celtics aber nie gerecht. Nicht in der enttäuschenden Regular Season, nicht in den Playoffs. Warum?

Zum einen passte der Kader nicht so gut zusammen, wie man es dachte: Defensiv war die Qualität zwar sehr hoch, offensiv verfügten die Celtics aber über zu viele Spieler mit zu ähnlichen Tendenzen. Die Topscorer gingen allesamt fast nie an die Linie (Irving war mit mickrigen 3,7 Freebies pro Spiel ganz klarer Spitzenreiter!) und waren vom Sprungwurf abhängig, Irving und Tatum waren dazu in ihr Dribbling verliebt und zelebrierten immer wieder Alleingänge.

Nie kam dauerhaft Spielfluss auf, während fast das gesamte Team hinter Irving seine Rolle suchte und Gordon Hayward sich langsam zu reintegrieren versuchte. Die Celtics hatten Spiele, in denen die Jumpshots fielen und alles andere klickte, in denen sie fast unschlagbar aussahen, diese waren jedoch rar. Wenn der Wurf nicht fiel, schien oft nur Irving einen (selten perfekten) Plan B zu haben.

Die Stats der Celtics gegen Milwaukee

SpielerPunkteFG%3FG%Net-Rtg.
Kyrie Irving20,435,621,9-9,7
Al Horford16,247,646,4-4,7
Jaylen Brown16,246,630,8-10,1
Marcus Morris14,862,5551,9
Jayson Tatum1236,412,5-10,6
Gordon Hayward7,434,333,3-15,5
Terry Rozier5,828,615,8-6,1

Boston war nie mehr als die Summe seiner Einzelteile

Ähnliche Spielanlagen waren aber natürlich nur ein Faktor - zweifellos steckte mehr Potenzial in diesem Team als 49 Siege und ein Zweitrundenaus. Doch in der gesamten Saison wurde aus dem Team kein Kollektiv, das Ganze war nie mehr als die Summe seiner Einzelteile.

Alle Team-Meetings und Langstreckenflüge der Welt reichten nicht aus, um die inhärenten Konflikte zwischen beispielsweise Irving und den jüngeren Spielern, die in den Playoffs 2018 so aufgeräumt hatten, zu beenden. Auch Brad Stevens schien für diese Probleme im Miteinander keine Lösungen parat zu haben. Oft spielte Boston nicht miteinander, sondern nebeneinander.

"Es war nicht leicht, mit all dem Talent, das wir hatten, klarzukommen, mit den verschiedenen Jungs, die ins Rampenlicht wollten, so ein Scheiß - es war einfach viel", erklärte Terry Rozier nach Spiel 5. "Ich glaube schon, dass wir alle ein gemeinsames Ziel hatten. Aber es war sicher nicht leicht für unseren Coach, mit so vielen Jungs auszukommen, die großartig sein und ihr Stück vom Kuchen haben wollten."

Ein Stück weit amplifizierte Haywards Zustand diese Probleme. Vor seiner Verletzung war er die Art von Spieler, die Boston in dieser Saison fehlte: Ein guter und selbstloser Playmaker und gleichzeitig ein Spieler, der durchaus mit Dampf zum Korb ging und Kontakt suchte. Dieser Spieler war aber nur manchmal zu sehen, auf gute Phasen folgten immer wieder Hänger. So auch in den Playoffs.

Der Kollaps zeichnete sich ab

Auch ein Hayward in Topform hätte aber wohl nicht verhindert, dass vor allem Tatum und Rozier in ihren Entwicklungen stagnierten oder sich sogar in die falsche Richtung entwickelten (Brown fing sich nach seinem Horror-Start immerhin). Mit den veränderten Rollen kamen beide nicht ideal zurecht und gerade Tatum zeigte, dass die Entwicklung von NBA-Spielern nicht zwingend linear verlaufen muss.

Vielleicht hätte man die Probleme kommen sehen müssen. In jedem Fall geht Boston nun früher in den Urlaub, als vor der Saison erwartet wurde, mit einer wesentlich mieseren Laune. Wobei das Wort Urlaub angesichts der unzähligen Personalfragen ohnehin nicht wirklich angebracht ist.