Sommer 2016: Die Ankunft von Pascal Siakam und Fred VanVleet
Zwei weitere junge Spieler, die in der Hackordnung der Raptors sogar schon deutlich weiter oben stehen, kamen im Sommer 2016 nach Toronto, und beide hätten eigentlich auch bei jedem anderen Team landen können.
Bei Fred VanVleet ist das wortwörtlich zu nehmen: Der Point Guard wurde nach vier Jahren am Wichita State College nicht gedraftet, Toronto gab ihm eine Chance per Minimalvertrag. Schon in seiner zweiten Saison hatte sich VanVleet als einer der besten Bankspieler der NBA etabliert. Noch bemerkenswerter ist die Entwicklung von Pascal Siakam.
Der Kameruner, der erst seit rund sieben Jahren organisierten Basketball spielt, kam als Energizer ohne Wurf mit dem Nr.27-Pick 2016 nach Toronto und legte in seiner ersten Saison 4,2 Punkte im Schnitt auf, einen Teil seiner Zeit verbrachte er bei den Raptors 905 in der G-League, ähnlich wie der damals an Position 9 gedraftete Jakob Pöltl.
Schon im zweiten Jahr wurde der enorm vielseitige Siakam indes bereits zum wichtigen Rotationsspieler in Toronto, im dritten (diesem Jahr) ist er der Favorit auf den Most Improved Player-Award. Ujiri ist hier also ein großartiger Steal gelungen - auch wenn der Manager selbst zugibt, dass er eine solche Entwicklung bei Siakam niemals vorhergesehen hätte.
Die Statistiken von Pascal Siakam in der NBA
Saison | Minuten | Punkte | Rebounds | Assists | FG% |
16/17 | 15,6 | 4,2 | 3,4 | 0,3 | 50,2 |
17/18 | 20,7 | 7,3 | 4,5 | 2,0 | 50,8 |
18/19 (Regular Season) | 31,9 | 16,9 | 6,9 | 3,1 | 54,9 |
18/19 (Playoffs) | 36,9 | 19,0 | 7,1 | 2,8 | 46,7 |
Februar 2017: Serge Ibaka kommt per Trade
Serge Ibaka schien sich langsam aus seiner besten Zeit zu verabschieden, als er bei den Raptors landete. 2016 hatten die OKC Thunder den zweimaligen Block-Leader der NBA nach Orlando getradet, dort blieb er dann nicht einmal eine ganze Saison. Ujiri holte den Big Man für Terrence Ross und einen 2017er Erstrundenpick (daraus wurde Anzejs Pasecniks) von den Magic.
Als Ujiri Air Congo im Sommer 2017 dann einen lukrativen 64-Millionen-Dollar-Vertrag über drei Jahre vorlegte, rümpften einige Kritiker schon die Nase, aber spätestens in dieser Saison hat sich dies ausgezahlt, da Ibaka nun endgültig vom Power Forward zum Center umschulte. Zu Beginn der Saison teilte er sich den Starter-Posten mit Jonas Valanciunas, seit dem Trade für Marc Gasol ist er der designierte Backup und kommt in dieser Rolle überwiegend sehr gut zurecht.
Was Gasol an Finesse und Spielwitz mitbringt, ergänzt Ibaka mit Athletik, Shotblocking und mehr Scoring - seine 20 Punkte waren in Spiel 4 mitentscheidend für den Sieg.
14. Juni 2018: Nick Nurse übernimmt als Head Coach
Nach der besten Regular Season ihrer Geschichte starteten die Raptors mit großen Erwartungen in die Playoffs, dies sollte endlich das Jahr werden, in dem man nicht an LeBron James scheiterte. Nun. Die Cavs gewannen in vier Spielen in der zweiten Runde und auch wenn Dwane Casey als Favorit auf den Coach des Jahres galt (und es tatsächlich wurde), entschied sich Ujiri dafür, den langjährigen und sehr respektierten Coach zu ersetzen.
Sein Nachfolger Nick Nurse hatte zuvor als Assistant Coach auf der Raptors-Bank gesessen, dazu blickte er auf fast 30 Jahre an Erfahrung als Head Coach in unter anderem England und der damaligen D League zurück - ein richtiger "Rookie" war er also nicht, was allerdings nicht verhinderte, dass er oft als solcher bezeichnet wurde.
Auch hier bewies Ujiri ein gutes Händchen, wie sich spätestens in den Playoffs gezeigt hat. Nurse ist kreativ, er scheut sich auch nicht, mal unkonventionelle Methoden wie die Box-and-One-Defense gegen Stephen Curry auszuprobieren. Nurse hat einen vielseitigen Kader zur Verfügung, er holt allerdings auch sehr viel aus diesem "Material" heraus.
18. Juli 2018: Das Meisterstück von Masai Ujiri
Es wäre falsch, alles auf einen Trade zu reduzieren. Die wichtigste Transaktion für die heutigen Raptors erfolgte aber eindeutig an diesem schicksalsträchtigen Tag: Ujiri tradete Pöltl, DeRozan und einen Erstrundenpick nach San Antonio und bekam dafür einen in den letzten Jahren eher schwächer werdenden Danny Green sowie einen mysteriösen Superstar namens Kawhi Leonard zurück.
Folgendes nahm Ujiri in Kauf: DeRozan war sehr beliebt und hatte die Raptors gemeinsam mit Lowry legitimiert, er galt als Identifikationsfigur und verfügte noch über drei Vertragsjahre, der Österreicher Pöltl galt als wertvoller Rollenspieler. Leonard wiederum hatte in der Vorsaison nur neun Spiele für die Spurs absolviert und sich im Zuge seiner Quadrizeps-Verletzung vom Team entfremdet.
Zudem: Sein Vertrag läuft im Sommer 2019 aus, Gerüchte, dass er nach Los Angeles wechseln will, halten sich bis heute - Ujiri riskierte also viel für einen Spieler, dessen Gesundheit ungewiss war und der potenziell bloß ein Jahr in Kanada spielen würde. Wenngleich die Vermutung naheliegt, dass er DeRozan ohnehin nicht bezahlen wollte, mit dem man wohl nie die derzeitigen Höhen erreicht hätte.