Center: Isaiah Hartenstein (L.A. Clippers)
Der 23-Jährige wettete im Sommer auf sich selbst, als er auf ein garantiertes Vertragsjahr in Cleveland verzichtete, um anderswo einen neuen Deal zu suchen. Das rächte sich beinahe, es sollte bis Mitte September dauern, dass Hartenstein eine Chance bei den Clippers erhielt.
Es war ein Exhibit-9-Deal ohne Garantien, den Kaderplatz musste sich Hartenstein erst im Training Camp verdienen. Mitte Oktober fiel die Entscheidung, die Clippers trennten sich dafür von Harry Giles. Das hat sich jetzt schon als vollkommen richtig erwiesen. Hartenstein hat sich ab dem zweiten Saisonspiel zu einem festen Bestandteil der Clippers-Rotation entwickelt.
Zunächst profitierte er dabei auch vom Ausfall von Serge Ibaka und nahm dessen Rolle als erster "großer" Backup ein, mittlerweile ist der Spanier zwar zurück, aber noch bei weitem nicht der alte. Und Hartenstein funktioniert so gut, dass die Motivation von Tyronn Lue nicht allzu groß sein dürfte, die Minuten des Deutschen zu begrenzen. Neuerdings muss Ibaka des Öfteren gesund zusehen.
Hartensteins Counting Stats springen zwar nicht ins Auge, seine Effizienz ist dafür überragend - 66 Prozent seiner Würfe bringt er im Korb unter. Das hat auch damit zu tun, dass er einen sehr klar abgesteckten Wirkungsbereich hat: 98 Prozent seiner Würfe erfolgen am Ring oder aus der kurzen Mitteldistanz alias Floater Range.
Hartenstein beschränkt sich im Abschluss auf das, was er kann, beschränkt ist sein Spiel aber keineswegs, denn er gibt den Clippers weit mehr als die Punkte. Er hat immer den Blick oben und füttert Cutter mit sehr guten Pässen, wie in diesem Beispiel.
Er ist dazu ständig in Bewegung, bei jeder Transition-Möglichkeit rennt Hartenstein den ganzen Weg nach vorne und beschäftigt die gegnerische Defense. Er ist eine ständige Gefahr für Offensiv-Rebounds, sammelt fast 12 Prozent der Fehlwürfe seines Teams wieder ein.
Er ist im Pick'n'Roll ein exzellenter Partner sowohl für Eric Bledsoe als auch Luke Kennard, da er gute Screens setzt und konsequent abrollt. Die Clippers generieren laut nba.com/stats überragende 1,41 Punkte pro Play, wenn Hartenstein als Roll-Man entweder selbst abschließt oder jemand unmittelbar nach seinem Pass wirft. Unter Spielern mit mindestens 1,5 solcher Aktionen pro Spiel ist das ein Top-5-Wert.
Hartenstein ist einer der Gründe dafür, warum die Clippers in vielen Spielen von ihrer Bank getragen werden beziehungsweise einen Schub bekommen. L.A. ist in seinen Minuten laut Cleaning the Glass um 16 Punkte stärker als ohne ihn, speziell mit Kennard harmoniert er sehr gut (+14,7). Besonders erfreulich ist dabei, dass vor allem die Defense mit den Hartenstein/Bank-Lineups sehr gut funktioniert.
Hartenstein war in seiner bisherigen NBA-Karriere enorm foulanfällig, noch vergangene Saison sammelte er bei den Nuggets 10,7 Fouls pro 100 Ballbesitze. Aktuell sind es mit 7,7 immer noch viele, trotzdem hat er hier klare Fortschritte gemacht. Er wirkt schneller und kräftiger, schafft es häufiger, gegnerische Würfe fair zu erschweren und gerade hochzugehen. Die Transformation ist seinem Körper auch anzusehen.
Seine Block Percentage ist eine der höchsten ligaweit, die Clippers erlauben bloß 56 Prozent am Ring, wenn Hartenstein auf dem Court steht. Es wird sich über einen längeren Zeitraum zeigen müssen, wie real diese Entwicklung ist, aber in der jetzigen Verfassung ist Hartenstein genau die Art von Backup-Big, die jedes Team brauchen kann.
Sein jetziges Gehalt ist mit 1,7 Mio. Dollar eins der großen Schnäppchen der Liga. Macht er so weiter, war es vollkommen richtig, auf sich selbst zu wetten. Hartenstein dürften in der Offseason weitaus bessere Angebote winken als ein nicht garantierter Exhibit-9-Deal.