NFL

Rodgers-Wahnsinn im Lambeau Field

Von Adrian Franke
Aaron Rodgers (r.) nahm die Bears in der ersten Hälfte auseinander
© getty
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Oakland Raiders (0-9) - Denver Broncos (7-2) 17:41 (3:3, 7:17, 0:21, 7:0) BOXSCORE

Gute 20 Minuten hatten die Fans im O.co Coliseum tatsächlich eine Menge zu jubeln - zu diesem Zeitpunkt lag man gegen die großen Broncos nämlich in Führung! Deren Offense um Peyton Manning startete extrem nervös, gleich der zweite Pass endete in den Händen eines Gegenspielers. Zwei lange Drives schafften es danach nicht in die Endzone - und dann tippte Justin Tuck einen Ball von Manning hoch in Luft und in die eigenen Arme. Schon der zweite Pick von Manning, wenig später führte Oakland nach Pass von Derek Carr auf Brice Butler mit 10:6.

Bei third-and-long schenkte Manning drei Minuten vor der Halbzeit mit einem kurzen Pass auf Backup-Runner C.J. Anderson eigentlich schon ab. Doch der Ersatzmann von Ronnie Hillman (Knöchel) wuselte irgendwie an der Seitenlinie an den Verteidigern vorbei, nahm Geschwindigkeit auf - und stand 51 Yards später in der Endzone! Plötzlich war das Momentum weg, der Vorsprung ebenso, und darüber hinaus auch jede Chance auf den Sieg. In den folgenden 17 Minuten legte Manning (31/44, 340 YDS, 5 TDs, 2 INTs) mal eben vier Scores nach, darunter zwei Pässe auf Tight End Julius Thomas.

Die Defense (zwei Interceptions, ein Fumble) erstickte jeglichen Comeback-Versuch der Raiders schon im Ansatz, und nach 45 Minuten stand es 41:10 und Mannings Arbeitstag war beendet. Im letzten Abschnitt durfte also Brock Osweiler nochmal ran, aber es war Carr, der mit einem Garbage-Time-TD seine Stats (192 YDS, 2 TDs, 2 INTs) noch einmal schönen durfte. Die Raiders sind damit weiter sieglos, Denver teilt sich mit New England die beste Bilanz der AFC.

Arizona Cardinals (8-1) - St. Louis Rams (3-6) 31:14 (0:7, 10:7, 0:0, 21:0) BOXSCORE

Für Cardinals-Fans war das zweite Divison-Spiel dieser Saison eine echte Achterbahnfahrt. Erst tat sich die Offense trotz einer starken Leistung von Larry Fitzgerald (9 REC, 112 YDS) extrem schwer, dann leistete sich Carson Palmer einen unnötigen Pick, und vor allem das Running Game (22 ATT, 28 YDS) funktionierte überhaupt nicht. Beim Stand von 10:14 verletzte sich Palmer, der unter der Woche erst seinen Vertrag verlängert hatte, dann am linken Knie und musste raus - das Stadion stand für einige Minuten merklich unter Schock.

Das änderte sich allerdings schnell, als Backup Drew Stanton seinen ersten Drive startete: Stanton marschierte in wenigen Plays das Feld herunter, gekrönt von einer 48-Yard-TD-Bombe auf John Brown: Mit einem sensationellen Catch schnappte sich der Rookie den Pass. "Es ist mein Job, bereit zu sein", gab Stanton anschließend zu Protokoll. Nach dem Führungswechsel machte einmal mehr die Defense den Sack zu: Mit zwei Interceptions, die zweite ein spektakulärer Pick Six, besorgte Patrick Peterson die Vorentscheidung und knüpfte damit an seine starke Leistung gegen Dez Bryant in der Vorwoche an. Letzte Zweifel durfte dann nur 84 Sekunden später CB-Kollege Antonio Cromartie beseitigen, der den Ball nach einem Fumble von Rams-QB Austin Davis (17/30, 216 YDS, TD, 2 INTs) in die Endzone trug.

Vor allem in der ersten Halbzeit aber boten die Rams Arizona einen großen Kampf. St. Louis' Pass-Rush funktionierte erneut, auch das Running Game war zunächst deutlich besser als erwartet - bis die Cards innerhalb von rund vier Minuten alles klar machten. Zum ersten Mal seit 1948 stehen die Cardinals damit bei 8-1, dennoch überwog nach dem Spiel noch der Palmer-Schock: Ersten Befürchtungen zufolge hat sich Arizonas QB das Kreuzband gerissen.

Seattle Seahawks (6-3) - New York Giants (3-6) 38:17 (7:7, 7:10, 3:0, 21:0) BOXSCORE

Selten war der Satz "den Gegner in Grund und Boden laufen" passender als beim Heimsieg der Hawks gegen die Giants. Seattle marschierte mit insgesamt 350 (!) Rushing-Yards (Franchise-Rekord) und fünf Rushing-TDs über New York, Marshawn Lynch (21 CAR, 140 YDS, 4 TDs) erlebte einen absoluten Sahnetag. Das große Sorgenkind bleibt beim Titelverteidiger aber die Pass-Offense: Seattle ging in dieser Kategorie als drittschwächstes Team in den Spieltag, Russell Wilsons Nachmittag (10/17, 172 YDS, 2 INTs) dürfte daran wenig geändert haben.

Anfangs hielten sich die Giants gut im Spiel, vor allem Rookie-Receiver Odell Beckham Jr. spielte gegen die Legion of Boom phasenweise groß auf. So gingen die G-Men sogar mit einer Führung in die Kabine. Doch Seattle, das ohne Kam Chancellor auskommen musste, dafür aber die O-Line-Men Max Unger und Russell Okung zurück erhielt, drehte nach der Pause auf.

Eli Manning (29/44, 283 YDS, TD, INT) warf in der Red Zone eine kostspiele INT, was Hawks-Coach Pete Carroll zum Wendepunkt erklärte: "Ich denke, dass das Spiel nach der Interception gekippt ist. Es war ein toller Tag. Wir haben jetzt unsere beiden Heimspiele und die Fans waren toll. Wir mussten heute nicht häufig werfen, aber das ist okay. Es war gut, wie wir beim Running Game geblieben sind." Für die Giants ist es vor dem Duell mit San Francisco die vierte Pleite hintereinander, Seattle muss als nächstes nach Kansas City.

Green Bay Packers (6-3) - Chicago Bears (3-6) 55:14 (14:0, 28:0, 6:7, 7:7) BOXSCORE

Not one, not two, not three, not four, not five, but six! Oder anders ausgedrückt: Willkommen zur unfassbaren Show von Aaron Rodgers! Der Packers-Quarterback war gegen die Bears einfach nicht zu stoppen. Rodgers kam am Ende auf insgesamt sechs TD-Pässe (18/27, 315 YDS) - und zwar alle in der ersten Hälfte.

Das war in der NFL zuvor nur Oaklands Daryle Lamonica im Jahr 1969 gelungen. Zudem stellte er den Franchise-Rekord von Matt Flynn für die meisten Touchdowns innerhalb einer Partie ein. Noch nicht genug? Mit dem 16. Scoring-Pass von 70 oder mehr Yards ist A-Rod nun auch in dieser Statistik alleiniger Rekordhalter - vor Peyton Manning und Brett Favre.

"Wir sind einfach ins Rollen gekommen. Die O-Line hat mir genügend Zeit verschafft. Dann ist es natürlich einfacher", so der überragende Rodgers, von dem insbesondere Jordy Nelson profitierte (6 REC, 152 YDS, 2 TD).

Kein Wunder also, dass die Messe im Lambeau Field schnell gelaufen war. Bereits zur Hälfte führten die Packers mit 42:0, Chicago war schlicht überfordert. Es wäre wohl ein historisches Debakel geworden, wenn Rodgers in den Vierteln drei und vier auch noch auf dem Feld gestanden wäre.

Doch nach der Pause übernahm weitestgehend Backup Flynn die Snaps. An dem irren Blowout im 190. Aufeinandertreffen der Erzrivalen änderte dies aber nichts mehr. Während die Packers mit 55 Punkten zudem ihre Heim-Bestmarke einstellten, herrscht bei den Gästen Land unter.

Chicago hat mittlerweile fünf der letzten sechs Partien abgeschenkt. Die Kritik der Öffentlichkeit wird also weiter zunehmen - auch an Jay Cutler. Der Quarterback warf zwei Interceptions (22/37, 272 YDS, 1 TD). Damit steht Cutler bei zwölf Picks in vier Spielen in Titletown.

Teams in der Bye Week: Patriots, Chargers, Texans, Colts, Redskins, Vikings

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