No. 1 Carolina Panthers (15-1) - No. 2 Arizona Cardinals (13-3) (Mo., 0.40 Uhr)
Der Weg in die Playoffs:
Carolina: Es ist eine Bilderbuchsaison, die in Charlotte Anfang September niemand erwartet hatte. Als sich Nummer-1-Receiver Kelvin Benjamin noch vor Saisonstart das Kreuzband riss, gaben nur wenige Experten der Panthers-Offense eine großartige Chance. Heraus kam aber eine Regular Season, die Cam Newton mutmaßlich den MVP-Titel einbringen wird: Carolina gelangen ligaweit die meisten Punkte pro Spiel (31,2), die Offensive Line wuchs zusammen und das Running Game, auch dank Newton, explodierte.
Divisional-Round-Hangover: Wer hat an der Uhr gedreht...?
Doch nicht nur das: Auch dank der Defense mit ihrer starken Front Seven und Cornerback Josh Norman in Gala-Form war Carolina bis in Week 16 auf dem Weg zur Perfektion - dann aber setzte es eine völlig unerwartete Pleite gegen Atlanta. Doch die Kater-Phase hielt nicht lange an: Carolina ließ sich den NFC-Top-Seed nicht mehr nehmen. In der Divisional Round kamen dann die Seattle Seahawks nach Charlotte - und sahen sich schnell mit 0:31 (!) im Rückstand. Trotzdem zitterten die Panthers anschließend noch, retteten einen am Ende knappen Vorsprung aber über die Zeit.
Arizona: Die Cardinals waren früh in der Saison die Big-Play-Fabrik der NFL. Über die ersten fünf Spiele gelangen Arizona 38 Punkte pro Spiel, die vermeidbaren Pleiten gegen St. Louis und Pittsburgh aber sollten sich später noch rächen. Ab Week 7 gewann Arizona zunächst neun Spiele in Folge, darunter in Seattle und gegen starke Bengals. Der Division-Titel war vorzeitig in trockenen Tüchern, auch dank einer 38:8-Abreibung für die Green Bay Packers.
In Week 17 setzte es dann, Arians wechselte einige Starter im Laufe des Spiels aus, eine deutliche 6:36-Heimpleite gegen Seattle. Für Arizona ging es, da Carolina zeitgleich klar gewann, um nichts mehr. Trotzdem war es eine unerwartet deutliche Klatsche, als Nummer-2-Seed zogen die Cards somit in die Playoffs ein und bekamen in der Divisional Round das Rematch gegen Green Bay - es wurde ein völlig verrücktes Spiel mit besserem Ausgang für Arizona. Hier wackelten die Cardinals ebenfalls wesentlich mehr, als zu erwarten war.
Die aktuelle Situation:
Carolina: Sieht man von den bekannten Cornerback-Verletzungen (Bene Benwikere und Charles Tillman verpassen die kompletten Playoffs) ab, haben die Panthers nur einen prominenten Ausfall zu beklagen: Pass-Rusher Jared Allen brach sich gegen Seattle einen Knochen im Fuß, einen Einsatz hatte er bis zum Freitag trotzdem noch nicht abgeschrieben. Allen stand unter der Woche sogar auf dem Trainingsplatz, inzwischen ist aber klar: Der Routinier wird am Sonntag nicht dabei sein. Somit übernimmt Kony Ealy dessen Rolle.
Die bizarre Schwäche der Panthers: Erst Glanz, dann Krampf
Auf der anderen Seite des Balls bewies die Offensive Line gegen die Seahawks, dass sie mit einer starken Defensive Line mithalten kann. Das Passspiel dagegen konnte in der Vorwoche nur wenig beitragen, von den Receivern wird gegen Arizona deutlich mehr kommen müssen. Die zu konservative Offense war ein Grund dafür, dass Seattle das Spiel beinahe noch gedreht hätte - und nicht zum ersten Mal in dieser Saison erlebte Carolina einen solchen Spielverlauf.
Es ist vielmehr ein roter Faden, der sich durch die Panthers-Saison zieht, was Newton dazu brachte, sich selbst, seine Mitspieler und seine Coaches auf der an das Spiel anschließenden Pressekonferenz offen zu kritisieren. "Ehrlich, ich verstehe das! Aber verdammt, wir haben diese Spiele gewonnen", stellte Rivera aber auch klar: "Ob ich mir deswegen Sorgen mache? Ja. Aber sind diese Dinge korrigierbar? Definitiv."
Arizona: Das Duell mit den Packers am vergangenen Samstag hat die Problemzonen der Cardinals schonungslos offen gelegt: Die Offensive Line ließ in der Divisional Round mehr Quarterback-Pressures zu (15), als die Lines der Patriots, Panthers und Broncos zusammengenommen (12). Dazu kam eine aus Cardinals-Sicht ungewöhnliche Nervosität. Sowohl Head Coach Bruce Arians, als auch Quarterback Carson Palmer gaben offen zu, dass die Nerven vor ihrem ersten Playoff-Sieg (für Palmer überhaupt, für Arians als Head Coach) ein Faktor waren.
Larry Fitzgerald: Nur der Ring fehlt noch...
Während das bei Palmer in Form von schlechten Würfen deutlich wurde, war Arians im Play-Calling vor allem in der ersten Hälfte sehr viel konservativer als sonst. Von der Arizona Republic darauf angesprochen, welche Schlüsse er aus dem Packers-Spiel ziehen wolle, antwortete Arians daher: "Nicht so konservativ sein. Wir haben uns für viele kurze Completions entschieden, anstatt wie sonst die langen Pässe zu versuchen. Da hat mit rein gespielt, dass wir es nicht verbocken wollten. Jetzt wo wir uns darüber keine Gedanken mehr machen müssen, können wir wieder wir selbst sein."
Defensiv fallen neben Tyrann Mathieu auch Cory Redding und Alex Okafor aus - der Pass-Rush wackelt also. Defensive Tackle Red Bryant fehlte gegen die Packers ebenfalls, worunter die Run-Defense litt. Die Cards, die in der Regular Season sieben ihrer acht Auswärtsspiele gewonnen haben, ließen gegen Green Bay 6,1 Yards pro Run zu. Gegen Carolina wäre das eine sichere Formel für eine Niederlage.
Players to Watch:
Carolina: Greg Olsen. Carolina wird Probleme haben, Arizonas Defensive Backs mit seinen Wide Receivern zu schlagen. Umso wichtiger wird Greg Olsen sein: Der Tight End ist schon die komplette Saison über der klare Mittelpunkt im Passsing Game und Newtons Go-to-Receiver. Natürlich sind die Panthers primär ein Running-Team, doch Carolina kann es sich nicht leisten, zu früh zu eindimensional zu werden.
Pässe zu Olsen werden auch mitentscheidend dafür sein, wie die Panthers mit dem Blitz klarkommen. Kein Team blitzt prozentual häufiger als Arizona (44,5 Prozent der gegnerischen Passspielzüge), allerdings hatte auch kein Quarterback gegen den Blitz mehr Touchdown-Pässe als Newton (19).
Arizona: Deone Bucannon. Die Cardinals hatten eine der besseren Run-Defenses in der Regular Season, das aber primär per Scheme - und nicht, weil die Linebacker dominieren. Safety/Linebacker Bucannon war Arizonas Leading-Tackler (112 Tackles), er wird es am Sonntag häufiger mit Cam Newton zu tun bekommen. Doch Explosivität sowie Athletik und nicht Größe und Physis machen das LB-Corps aus, während die Panthers und ihre physische O-Line viel mit Power-Blocking-Schemes arbeiten. Wenn Carolina Bucannon und Linebacker-Kollege Kevin Minter gezielt mit O-Linern blocken kann, wird es schwer, das Running Game zu stoppen. Arizona könnte hier gar in einer Art 5-2-Front agieren, indem sich die drei Tackles und die beiden Outside Linebacker direkt an der Line aufstellen.
Davon abgesehen kommt man hier nicht an Carson Palmer vorbei. Es war, als hätte jemand den Palmer der Regular Season ausgetauscht: Zahlreiche schlechte Würfe und mitunter desolate Entscheidungen, welche den Cardinals ohne weiteres ein schnelles Playoff-Aus hätten bescheren können, wurden nur dank eines überragenden Larry Fitzgerald kein entscheidender Faktor. In Carolina braucht Arizona seinen Quarterback in absoluter Gala-Form.
Darauf kommt es an: Kann Carolinas (Interior) Defensive Line ihre Gala aus der ersten Hälfte gegen die Seahawks wiederholen? Kawann Short und Star Lotulelei dominierten Seattle, erstickten viele Runs frühzeitig und waren hauptverantwortlich, als Russell Wilson den frühen Pick Six warf. Arizona agiert häufig ohne zusätzlichen Running Back in Pass Protection, das Man-Blocking-Scheme verlangt viel von der Offensive Line. Immerhin: Palmer war in dieser Saison unter Druck der ligaweit genaueste Passer.
Gleichzeitig aber muss Carolina genau abwägen, wie es in der Secondary verteidigt. Die Panthers müssen mit vier Spielern ausreichend Druck machen, andernfalls könnte es dahinter mehr als wacklig werden. Das Receiving-Corps der Cardinals ist das vielleicht tiefste der Liga und auch wenn sich Cornerback Josh Norman und Receiver Michael Floyd mutmaßlich ein spannendes Duell liefern werden: Auf Fitzgerald sowie auf John Brown haben die Panthers keine direkten Antworten. In den gut zusammen funktionierenden Routes liegt der Schlüssel zum Sieg für Arizona.
Prognose: Es wird ein echter Schwergewichtskampf zwischen den beiden besten NFC-Teams der Regular Season, Kleinigkeiten werden den Ausschlag geben. Carolinas extrem starke Front Seven bereitet auch Arizona allerhand Probleme, doch die Cardinals sind der Zone-Coverage der Panthers mit ihren Receivern zu überlegen. Voraussetzung dafür: Palmer erreicht wieder seine Regular-Season-Form. Weil aber Carolinas kreatives Running Game schwer zu stoppen ist, gibt es einen Shootout - den Arizona für sich entscheidet. 34:30 Cardinals.
Das SPOX-NFL-Tippspiel, Conference Championships:
Florian Regelmann | Stefan Petri | Adrian Franke | Marcus Blumberg | Bastian Strobl | |
Patriots @Broncos | 30:20 | 27:17 | 24:13 | 27:21 | 23:20 |
Cardinals @Panthers | 27:24 | 28:31 | 34:30 | 27:30 | 28:31 |
Divisional | 2-2 | 4-0 | 4-0 | 2-2 | 4-0 |
Insgesamt | 167-97 | 162-102 | 167-97 | 152-112 | 157-107 |