Pittsburgh Steelers (0-1) - Detroit Lions (1-0) 17:30 (0:0, 14:13, 0:3, 3:14) BOXSCORE
Von wegen "Abtasten in der Preseason" - die Steelers hatten da ganz andere Pläne: Pittsburgh trat mit dem Großteil seiner Starting-Defense an und teilte so gegen Detroits Starter von Anfang an ordentlich aus: Die Steelers sammelten mehrere Hits im Backfield, setzten den Lions mit A-Gap-Blitzen zu und Lions-Quarterback Matthew Stafford (4/6, 58 YDS) steckte so gleich beim ersten und für ihn einzigen Drive drei heftige Hits ein.
Sein Backup Dan Orlovsky (16/25, 164 YDS, TD, INT) warf gar einen Pick-Six, als er den Ball unter Druck möglichst schnell loswerden wollte. Pittsburgh glänzte mit permanentem Pressure und gutem Tackling, James Harrison bereitete Lions-Rookie Tyler Decker große Probleme und beendete Detroits ersten Drive mit einem Sack-Fumble. Niemand geringeres als Anquan Boldin gab den Lions derweil eine physische Präsenz über die Mitte. Der jüngst verpflichtete Routinier deutete an, was er dieser Offense geben kann.
Umgekehrt bekam Pittsburghs Offense, die unter anderem ohne Ben Roethlisberger, Le'Veon Bell und Antonio Brown antrat, ebenfalls wenig zustande - lediglich 212 Total Yards standen am Ende auf dem Konto. Detroit fing sich dann nach und nach, das Highlight kam aber aus dem Special Team: Rookie-RB Dwayne Washington trug einen Kickoff 96 Yards zum Touchdown zurück in die Endzone. Stichwort Running Backs: Hier überzeugte bei den Lions weder Zach Zenner (7 ATT, 24 YDS), noch Theo Riddick (4 ATT, 15 YDS) oder Stevan Ridley (5 ATT, 14 YDS).
New York Giants (0-1) - Miami Dolphins (1-0) 10:27 (10:0, 0:17, 0:3, 0:7) BOXSCORE
Auf Odell Beckham Jr. und Eli Manning mussten Giants-Fans zum Preseason-Auftakt verzichten - doch gab es auch so genügend Attraktionen zu bestaunen: So deutete etwa Rookie-Receiver Sterling Shepard, der sich wie erwartet oft im Slot aufstellte, mit einem tollen Catch schon einmal an, was Giants-Fans von ihm erwarten können. Vor allem aber machte die Defense Lust auf mehr: Vier Sacks stehen am Ende auf dem Statistik-Zettel, insbesondere aber die Starter um Neuzugang Olivier Vernon und Jason Pierre-Paul zeigten mit jede Menge Druck die Zähne.
Das bereitete den Dolphins merklich Probleme: Miami, das defensiv mit den Spread-Formations der Giants nicht gut klar kam, offenbarte altbekannte offensive Schwächen - die O-Line konnte Ryan Tannehill (2/4, 8 YDS) schlicht keine Zeit verschaffen, Tannehill kassierte mehrere harte Hits und hätte seinen Saison-Auftakt beinahe noch mit einem Pick beendet, als Jay Ajayi einen hohen Pass nicht unter Kontrolle bekam. Es ist eine Erkenntnis, die sich zuletzt im Training bereits angedeutet hatte: Auf den neuen Head Coach Adam Gase wartet gerade offensiv noch jede Menge Arbeit.
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Bei den Giants überzeugte derweil offensiv am ehesten noch Running Back Andre Williams (9 ATT, 41 YDS), vom Passing Game war weder mit Ryan Nassib (7/15, 75 YDS, 2 INT), noch mit Logan Thomas (2/3, 12 DS) viel zu sehen. Das erlaubte es den Dolphins, die ohne Arian Foster, DeVante Parker, Ndamukong Suh, Byron Maxwell, Cameron Wake und Mario Williams antraten, letztlich auch, zurückzukommen - allerdings erst, als auf beiden Seiten nur noch Backups spielten. Die Giants bekamen dann in der Pass-Protection ebenfalls große Probleme, der O-Line fehlt es an Qualität und an Tiefe.
Bitter für New York: Erstrunden-Pick Eli Apple (Bein), der im Special Team als Gunner zum Einsatz kam, und Shepard (Leiste) mussten im zweiten Viertel angeschlagen raus. Ersten Berichten zufolge handelt es sich allerdings in beiden Fällen um keine schwere Verletzung.
Cincinnati Bengals (0-1) - Minnesota Vikings (1-0) 16:17 (0:0, 7:10, 0:7, 9:0) BOXSCORE
Zwei Unterschiede zwischen den beiden Offenses sprangen einem sofort ins Auge: Während die Bengals von Anfang an auf schnelle Pässe setzten und es so nicht nur Andy Dalton (4/5, 32 YDS) ermöglichten, den Ball schnell loszubekommen, sondern auch die O-Line entlasteten, sah das bei den Vikes genau umgekehrt aus. Minnesota versuchte das Passing Game über Play Action und längere Pässe ins Rollen zu bringen, vereinzelt wirkte es auch, als würde Teddy Bridgewater (6/7, 92 YDS, TD) den Ball zu lange festhalten.
Das Resultat: Die Bengals, angetrieben vom starken Geno Atkins, machten jede Menge Druck und legten große Probleme in Minnesotas O-Line offen. Bridgewater steckte beim zweiten Play einen Sack und beim dritten Play einen harten Hit ein. Doch beim zweiten Drive der Vikings, die ihre Starter länger auf dem Feld ließen, sah das dann anders aus: Bridgewater hatte mehr Zeit in der Pocket und bewegte sich auch besser in selbiger, so dass er alle fünf Pässe für 89 Yards und einen Touchdown an den Mann brachte. Der 96-Yard-Drive, wenn auch gegen Cincinnatis Backups, zeigte, wozu diese Offense in der Lage ist, wenn die Pass Protection passt.
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Bridgewaters Backup Shaun Hill (6/7, 52 Yards) spielte ebenfalls effizient, auffällig hierbei: Hill bekam den Ball schneller aus der Hand als Bridgewater. Indes präsentierte sich Cincinnatis Offense auch im Gesamtpaket schon wieder effizient, Jeremy Hill (3 ATT, 14 YDS) hatte einige gute Runs über die Mitte und Dalton-Vertreter AJ McCarron 11/16, 125 YDS, TD), der mehrfach Cody Core suchte, hatte ebenfalls seine Momente. Ein Spieler der zudem ins Auge sprang: Rookie-Receiver Tyler Boyd, der einen 40-Yard-Pass von McCarron fing. Boyd dürfte früh in der Regular Season im Slot zum Einsatz kommen, erhielt aber auch Chancen als Punt-Returner.
Moritz Böhringer blieb derweil in seinem ersten NFL-Spiel ohne Catch für die Vikings. Der Deutsche kam zwar zum Einsatz, hatte bei einem zu hoch geworfenen Pass in seine Richtung aber Pech.
Green Bay Packers (1-0) - Cleveland Browns (0-1) 17:11 (3:2, 7:3, 3:6, 4:0) BOXSCORE
Es war eines der großen Preseason-Fragezeichen: Wie würde Robert Griffin III, fast exakt ein Jahr nach seinem letzten Football-Spiel, auftreten? Der neue Browns-Coach Hue Jackson hatte sich zuletzt bereits auf Griffin als Starter festgelegt, das Spiel gegen die Green Bay Packers sollte also ein erster Gradmesser werden - es wurde eine Achterbahnfahrt: Griffins erster Pass im Browns-Trikot war prompt ein perfekter 49-Yarder zu Terrelle Pryor, der vom Quarterback umfunktionierte Receiver hatte einen Schritt zwischen sich und seinen Gegenspieler gebracht.
Doch wenige Plays später war der gute erste Eindruck schon wieder dahin: Griffin (4/8, 67 YDS, INT), der hinter einer wackligen O-Liner permanent unter Druck stand und damit Probleme hatte, suchte Gary Barnidge in der Endzone, sein Pass landete stattdessen in den Armen von Micah Hyde. Es war ein riskanter Wurf, gleichzeitig aber hatte sich Barnidge nie in Richtung des Balles umgedreht.
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Und das Browns-Debüt von RG III war nicht das einzige QB-Debüt für die Browns: Rookie Cody Kessler (2/2, 15 YDS, TD) erlebte seine ganz eigene Achterbahnfahrt. Sein erster Pass war ein Touchdown zu Rashard Higgins, danach aber kassierte er gleich zwei (!) Safetys. Ein weiterer erwähnenswerter Auftritt: Running Back Raheem Mostert, der bei fünf Versuchen 43 Yards erlief. Auf der anderen Seite stand bei den Packers, die ohne Aaron Rodgers, Randall Cobb und Jordy Nelson antraten, ein Running Back von Beginn an im Fokus: Eddie Lacy hat über den Sommer deutlich abgenommen und will zurück zu alter Stärke, die Partie am Freitagabend war ein guter Anfang.
Lacy (4 ATT, 24 YDS) wirkte explosiver, Green Bay zeigte, dass das Team wieder stärker auf das Running Game bauen will. Die Packers setzten mehrere 2-TE-Formationen ein, Lacy zeigte Explosivität. "Es ist wichtig, ein Running Game zu haben", betonte Coach Mike McCarthy anschließend bei ESPN. "Zu dieser Zeit des Jahres brauchst du die Reps." Backup-Quarterback Joe Callahan, ein Rookie aus einer Division-III-Schule, nutzte indes seine Chance: 16/23, 124 Yards und ein Touchdown standen am Ende auf seiner Karte, der Touchdown kam bei einem 12-Play-80-Yard-Drive.
Arizona Cardinals (0-1) - Oakland Raiders (1-0) 10:31 (3:17, 7:0, 0:7, 0:7) BOXSCORE
Man hatte zu Beginn fast ein wenig den Eindruck, als hätten sich beide Teams abgesprochen: Bei den Cardinals hat sich, in Abwesenheit des verletzten Justin Bethel, Brandon Williams mit einem guten Camp zum Starting-Cornerback aufgeschwungen - ein Rookie, der erst vor zwei Jahren vom Running Back zum Cornerback umgeschult wurde. Die Raiders gaben ihm von Beginn an eine Feuertaufe: Derek Carr (3/7, 44 YDS) attackierte ihn mit fast jedem Wurf und sowohl Amari Cooper, als auch Michael Crabtree schlugen Williams mehrfach. Sobald er in Off-Coverage agieren musste, bekam er merkliche Probleme.
Der lange Abend ging aus Sicht des Rookies, der auch mit der zweiten Defense auf dem Platz blieb, weiter: Beim ersten Touchdown-Pass der Raiders gab es ein Missverständnis zwischen Williams und Alex Okafor, der zweite Touchdown-Pass ging komplett auf Williams' Kappe. Erst als Oaklands Starter draußen waren fing er sich - der CB-Platz gegenüber von Patrick Peterson wird Arizona also mindestens auch in den weiteren drei Preseason-Spielen begleiten. Offensiv dagegen sahen die Starter gut aus: Carson Palmer (3/5, 38 YDS) eröffnete das Spiel zwar mit einem Beinahe-Pick, danach lief die Passing-Maschine aber für den einzigen Starter-Drive und insbesondere David Johnson (3 ATT, 31 YDS) präsentierte sich in sehr guter Frühform.
Und die Raiders? Oakland gelang es von Anfang an, viel Druck über die Mitte zu machen und die Raiders erzwangen so gleich drei Turnover - wenn auch unter Mithilfe eines schwachen Drew Stanton (2/6, 42 YDS, INT) sowie eines inkonstanten Matt Barkley (8/24, 121 YDS, INT). Auffällig war im negativen Sinne, dass die Starting-O-Line noch nicht die Dominanz ausstrahlte, welche Raiders-Fans sich von dieser auf dem Papier starken Einheit erhoffen. Ebenfalls nicht von der Hand zu weisen: Amari Cooper offenbarte, wie schon in der Vorsaison, Drop-Probleme.
10 Fragen zur Preseason: Raus aus dem Schatten?
Ein positives Thema auf beiden Seiten war dafür das Running Game - wenn auch aus unterschiedlichen Gründen: Bei den Raiders spielte sich spät in der Partie George Atkinson (5 ATT, 97 YDS, 2 TDs) ins Scheinwerferlicht und war die herausstechende Figur in der zweiten Hälfte, während Arizona insgesamt ein auf mehrere Schultern verteiltes, gutes Running Game (35 ATT, 172 YDS, TD) mit mehreren explosiven Plays aufziehen konnte. Ebenfalls hervorzuheben: Oaklands Backup-QB Matt McGloin, der beide TD-Pässe auflegte, sowie Cardinals-TE Troy Niklas, der gute Leistungen im Camp bestätigte.