3.: Der MVP wird in diesem Jahr kein Quarterback.
Adrian Franke (SPOX): In der vergangenen Saison war die Sache ja doch recht klar, Cam Newton hat einfach so unfassbar gut gespielt, dass an ihm kein Weg vorbei führte. Wird es auch 2015 einen solch dominanten Quarterback geben? Ich sage: Nein. Brady verpasst die ersten vier Spiele, Roethlisberger gönnt sich gerne mal ein, zwei Durchhänger pro Saison, Palmer und Newton werden im Vergleich zur Vorsaison zumindest ein wenig nachlassen und Wilson hat in Seattle eine mehr als löchrige O-Line. Bleibt natürlich Aaron Rodgers - hier aber muss Jordy Nelson erst einmal beweisen, dass er wirklich der Alte ist und die O-Line den Verlust von Josh Sitton auffangen kann. Also gehe ich weg von den QBs, und entscheide mich für einen Receiver: Antonio Brown absolviert in dieser Saison tatsächlich mal alle 16 Spiele mit Big Ben, bricht den Receiving-Rekord und wird MVP.
Das Power Ranking zum Saisonstart: Oldschool-Comeback an der Spitze
Thomas Psaier (sidelinereporter): Da muss ich widersprechen, Adrian. Trotz sensationeller Performances eines J.J. Watt oder diverser Offense-Künstler wurden neun der letzten zehn MVPs von Quarterbacks gewonnen. Sie sind ganz einfach die bekanntesten Spieler, und während ein Watt oder Julio Jones vielleicht 100 Plays pro Jahr machen, hat der Quarterback rund 600 Chancen. Das schafft Aufmerksamkeit, das schafft Bekanntheit. Passgewalt Roethlisberger in Pittsburgh, Wilson als Alleinunterhalter in Seattle, Andrew Luck vor seinem Durchbruch, Drew Brees in New Orleans ohne Defense oder die Gewinner der letzten Jahre, Cam Newton, Rodgers, Brady: Es muss nur ein einziger von ihnen eine Yards- oder Touchdown-trächtige Saison spielen, und schon erblassen eine 1.800-Yards Saison eines Receivers oder eine 20 Sack Saison von Watt wie ein weißes Blatt Papier. Leider, ist aber nicht zu ändern.
Stefan Petri (SPOX): Stimmt schon, Thomas. Es reicht schon einer aus dem halben Dutzend QBs, und Offensiv-Rekorde sind derzeit ja um einiges leichter zu knacken. Allerdings fallen mir ein paar realistische Szenarien ein, in denen auch andere Akteure um die Hardware mitreden: J.J. Watt bleibt fit und die Texans spielen um den Top Seed in der AFC mit, aber es liegt nicht an Brock Osweiler. Oder Khalil Mack in einem ähnlichen Szenario für die Raiders. Man darf nicht vergessen, dass die bleibenden Eindrücke der letzten Saison ganz klar defensiver Natur waren - das könnte den einen oder anderen Stimmzettel beeinflussen. Oder eine dritte unfassbare Saison von Brown am Stück. Irgendwann kommt man auch an ihm nicht mehr vorbei. Was die Quote in meinen Augen drückt, ist die Tatsache, dass die Chancen für Running Backs seit Jahren stetig sinken. Deshalb: Die Chance ist da, aber doch deutlich unter 50 Prozent. Da tippe ich mit Russell Wilson ebenfalls auf einen Quarterback.
Marcus Blumberg (SPOX): Das hier ist die NFL, richtig? Wie gewinnt man in der NFL in der Regel spiele? Mit Offense. Und wer glänzt dieser Tage wie kein Zweiter in der Offensive? Der Quarterback! Da besonders Defensive Backs im Grunde nichts mehr dürfen und Wide Receiver nahezu Freifahrtscheine haben, zudem QBs teils durch leichte Berührungen Flaggen provozieren, wird das Passspiel weiterhin im Vordergrund stehen. Also wird erneut ein Quarterback MVP. Wer? Das ist die spannende Frage. Nach ein paar unrunden Jahren, was aber an seinen Mitspielern lag, wird denke ich Aaron Rodgers mal wieder den MVP holen. Er bekommt seinen Buddy Jordy Nelson zurück und das wird dem Team einen gewaltigen Schub geben. Die anderen Receiver werden nicht mehr so im Fokus stehen und einfach ihren Job gut machen. Rodgers spielt daraufhin eine herausragende Saison und wird wertvollster Spieler.