NFL

Die neuen Head Coaches Part 1: Was wird aus Mathieu? Was aus Trubisky?

Auch in diesem Jahr gehen wieder mehrere Teams mit neuen Head Coaches an den Start - das bringt viele Fragen mit sich.
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Chicago Bears

Neuer Head Coach: Matt Nagy

Bisherige NFL-Erfahrung: Coaches' Assistant (2010/Eagles), Offensive Quality Control Coach (2011-2012/Eagles), Quarterbacks-Coach (2013-2015/Chiefs), Offensive Coordinator (2016-2017/Chiefs).

Wichtigste Baustelle: Mitch Trubisky und die Offense. Riesige Probleme bei Third Down, konservatives Play-Calling und keinerlei Explosivität - wollte man die Bears-Offense 2017 zusammenfassen, diese drei Probleme wären ein guter Start. Chicago brachte in der vergangenen Regular Season ganze 34 Passing-Plays von mindestens 20 Yards zustande, gemeinsam mit Baltimore der schwächste Wert. Zum Vergleich: Die Saints führten die Liga in dieser Kategorie mit 83 solcher Plays an, gefolgt von Detroit (77), New England (73) und den Chargers (73).

Trubisky verzeichnete im Schnitt 8,3 Intended Air Yards (wie weit er den Ball also durchschnittlich warf), und damit weniger als etwa Andy Dalton (8,6), Tyrod Taylor oder Dak Prescott (beide 8,7). Chicago hatte früh in der Saison mehrfach Big Plays, weil Tarik Cohen den Ball im freien Raum erhielt - nachdem sich Defenses darauf aber eingestellt hatten, fehlten den Bears Alternativpläne. Damit soll jetzt Schluss sein.

Die Bears-Verantwortlichen haben durch die Verpflichtung von Nagy klar gemacht, dass die Entwicklung von Trubisky die höchste Priorität genießt. So wie es sein sollte. Nagy hat nicht nur selbst bereits Erfahrung als Quarterbacks-Coach, er bringt auch die extrem Quarterback-freundlichen Ideen seines Mentors Andy Reid mit.

Im Klartext heißt das: Eine Mischung aus West Coast Offense und Option-Plays, die dem Quarterback klar definierte Reads sowie Receivern und Tight Ends gute Matchups und im Idealfall dem Running Back noch die eine oder andere leichtere Box geben.

Personelles Fragezeichen: Kevin White. Chicagos Wide-Receiver-Corps darf getrost als das traurigste der Liga bezeichnet werden. Das war es bereits in der vergangenen Saison, jetzt laufen die Verträge von Kendall Wright, Dontrelle Inman und Josh Bellamy aus. Anders gesagt: Chicago wird mutmaßlich in der Free Agency und im Draft in seine Receiver investieren müssen - und das im großen Stil.

Eigentlich dachte man in Chicago, dass man im 2015er Draft mit Kevin White zumindest eine langfristige Receiver-Lösung gefunden hatte - der inzwischen 25-Jährige hat allerdings seither ganze fünf Regular-Season-Spiele bestritten und bleibt einfach nicht gesund. Das "Bust"-Label hängt längst über ihm, sollte sich White doch noch zu einem verlässlichen Starting-Receiver entwickeln, wäre das ein immenser Boost für die Bears.

Defensiv sticht Kyle Fuller heraus. Der Cornerback hat großes Potential, nachdem er die komplette 2016er Saison verletzt verpasst hatte, zogen die Bears die Option auf das fünfte Vertragsjahr aber nicht. 2017 spielte Fuller dann deutlich besser, doch sind die Bears bereit, ihn langfristig zu binden? Zumindest der Franchise Tag ist denkbar: auch der Vertrag von CB-Kollege Prince Amukamara läuft aus, während Marcus Cooper in der vergangenen Saison nicht wie erhofft einschlug.

Coordinators: Mark Helfrich (Offense), Vic Fangio (Defense). Insbesondere College-Fans wird Helfrich ein Begriff sein: Der 44-Jährige hat einerseits, genau wie Nagy, jahrelange Erfahrung als Quarterbacks-Coach - andererseits passt er exakt in die Offense, die Nagy spielen will und dürfte hierfür die eine oder andere neue Idee mitbringen. Helfrich lernte in Oregon erst als Offensive Coordinator unter Chip Kelly, 2013 übernahm er dann nach dessen Abgang den Posten des Head Coachs.

Nagys West-Coast-Prägung bringt viele kurze, schnelle Pässe mit, um den Receivern den Ball im offenen Feld zu geben. In der vergangenen Saison arbeiteten die Chiefs zudem intensiv mit Run-Pass-Options, die Helfrich in diversen Variationen kennt. Option-Plays, Misdirection und Tempo sind gewissermaßen sein Play-Calling-Spezialgebiet, all das sollte sehr gut zum athletischen Trubisky passen.

Dass defensiv Vic Fangio gehalten werden konnte, war neben der Helfrich-Verpflichtung der nächste wichtige Erfolg für Nagy. Die Bears ließen 2017 trotz der eigenen wackligen Offense im Schnitt nur 20 Punkte pro Spiel zu, der neuntbeste Wert - vor den Rams, den Seahawks und den Cardinals. Seit Week 4 ließ nur New England (15) weniger Offensive-Touchdowns zu als Chicago (17). Mit Spielern wie Akiem Hicks, Eddie Goldman, Leonard Floyd, Pernell McPhee und Danny Trevathan ist die Front Seven sehr gut besetzt - mit einigen Upgrades im Cornerback-Corps kann Chicago defensiv den nächsten Schritt machen.

Eine kleine Anekdote am Rande: Fangio und Helfrich kennen sich bereits - als College-Gegner. Im Oktober 2010 nahm Oregon (mit Helfrich als Offensive Coordinator) mit seiner High-Speed-Offense Stanford (mit Fangio als Defensive Coordinator) mit 52:31 auseinander. Es war Stanfords einzige Niederlage in dieser Saison, in der Fangios Defense gleich drei Shutouts (35:0 gegen UCLA, 41:0 gegen Washington, 38:0 gegen Oregon State) gelangen. Die ersten Gespräche in den Bears-Büros dürften unterhaltsam gewesen sein.