Detroit Lions
Neuer Head Coach: Matt Patricia
Bisherige NFL-Erfahrung: Offensive Assistant (2004/Patriots), Assistant Offensive Line Coach (2005/Patriots), Linebackers-Coach (2006-2010/Patriots), Safeties-Coach (2011/Patriots), Defensive Coordinator (2012-2017/Patriots).
Wichtigste Baustelle: Das Run Game. Matthew Stafford hat inzwischen 125 Regular-Season-Spiele in der NFL bestritten - in ganzen sieben davon hatte er einen individuellen 100-Yard-Rusher. Seine Bilanz in diesen sieben Spielen lautet sechs Siege und eine Niederlage, bei Letzterer (gegen Tennessee) musste er angeschlagen vorzeitig raus und Detroit kassierte zudem 44 Punkte. Das letzte Mal, dass ein Lions-Running-Back in einem NFL-Spiel 100 Rushing-Yards verzeichnete, war Reggie Bush im November 2013 beim 21:19-Sieg über Chicago.
In der vergangenen Saison waren die Lions mit 3,4 Yards pro Run als Team das Liga-Schlusslicht, und die Bilanz der Jahre davor liest sich nicht wirklich besser: 3,7 Yards pro Run (Liga-Rang: 27), 3,8 (25) und 3,6 (28). Dabei ist einerseits die Offensive Line alles andere als perfekt, Ameer Abdullah aber etwa hatte in der Vorsaison im Schnitt die drittmeiste Zeit hinter der Line of Scrimmage (3,14 Sekunden) und prozentual die sechstwenigsten 8-(oder mehr)-Men-Boxes gegen sich (18,7 Prozent) - und machte daraus lediglich 3,3 Yards pro Run.
Kurzum: Es ist ein Problem im Gesamtbild, das die Lions dringend lösen müssen. Detroit ist nicht nur deshalb auch ein Kandidat für einen hohen Running-Back-Pick im Draft, doch auch mit Blick auf das Scheme müssen hier noch einige Dinge geändert werden. "Die Bearbeitung des Run Games erfolgt in der Kombination aus Head Coach, Offensive Coordinator, O-Line-Coach, Tight-Ends-Coach, Running-Backs-Coach und vielleicht zu einem kleineren Grad auch Receiver-Coach. Das wird ein Gemeinschaftsprojekt", stellte Lions-Geschäftsführer Bob Quinn jüngst klar.
Ein möglicher erster Ansatz: Im Spiel gegen die Chicago Bears spät in der vergangenen Saison stellte Detroit um und lief 16 der 21 Run-Plays aus der Pistol-Formation heraus. Zum ersten Mal in der Saison gab es bei jedem Run einen Raumgewinn. In jedem Fall ist die gemeinsame Patriots-Vergangenheit und damit einhergehend eine ähnliche Prägung von Patricia und Quinn eine gute Basis für die Lions.
Personelles Fragezeichen: Ziggy Ansah. Premium-Pass-Rusher kosten viel Geld, sie sind in gewisser Weise das defensive Gegenstück zu einem Quarterback: Den Pass zu stoppen ist in der heutigen NFL die oberste Aufgabe für jede Defense, ein dominanter Pass-Rusher mehr als ein sehr guter Anfang dafür.
Die beiden Fragen die sich in diesem Zusammenhang unweigerlich stellen: Wie genau schätzt man Ansah ein - und wie bewertet Patricia die Position philosophisch überhaupt? Bill Belichick hat in New England seit Jahren keinen allzu großen Wert auf teure Edge-Rusher gelegt und stattdessen Gap-Disziplin und eher ein Kontrollieren als ein Dominieren der Line of Scrimmage gepredigt, in Kombination mit viel Qualität in der Secondary.
Wählt Patricia einen ähnlichen Ansatz, könnte Detroit Ansah ziehen lassen - mit Spielen wie Glover Quin und Darius Slay ist Qualität in der Secondary schon jetzt vorhanden. Ameer Abdullah könnte indes möglicherweise in einen Trade eingebunden werden, eine Entlassung im letzten Jahr des günstigen Rookie-Vertrags ist wohl eher unwahrscheinlich.
Coordinators: Jim Bob Cooter (Offense), Paul Pasqualoni (Defense). Cooter ist der seltene Coordinator, der trotz eines Wechsels des Head Coachs bleiben darf. Nicht zuletzt, weil sich Stafford öffentlich - und mutmaßlich auch intern - für ihn stark gemacht hat. Die Wide Receiver Golden Tate und Marvin Jones hatten sich ebenfalls für Cooter stark gemacht. Diese Fürsprecher sind wenig überraschend: Cooter war nicht nur bereits Staffords Quarterback-Coach, bevor er Offensive Coordinator wurde - das Passspiel sah unter ihm auch konstant sehr gut aus.
Das große Fragezeichen und der Punkt, an dem sich auch Cooter Kritik anhören muss, ist das bereits thematisierte Run Game. "Ich habe einige Male gegen ihn gecoacht, und ich kenne viele Leute, die für ihn gearbeitet haben und einige, unter denen er gearbeitet hat. Etwa Brian Daboll. Leute, denen ich nahe stehe und die ich gut kenne. Deshalb kenne und respektiere ich ihn und seine Arbeit. Für mich gab es keinen Grund, etwas zu verändern, wenn ich nicht glaube, dass Veränderung notwendig ist", erklärte Patricia.
Mit seinem neuen Defensive Coordinator Paul Pasqualoni hat Patricia selbst im College bereits zusammengearbeitet, dort arbeitete der inzwischen 68-Jährige zuletzt auch - als D-Line-Coach für Boston College. Mutmaßlich wird er unter Patricia, dessen Kernkompetenz die Defense ist, ebenfalls vor allem für die Defensive Line zuständig sein, hier bringt Pasqualoni die meiste Erfahrung mit. Seine letzten beiden Jobs als NFL-Defensive-Coordinator (Miami 2008-2009 und Dallas 2010) waren eher weniger erfolgreich.