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Trade-Prognosen, Draft-Sleeper, Draft Top 10 - und Böhringer
Flo: Wer sind deine Top-Favoriten auf einen Mega-Trade und wann denkst du werden die stattfinden? Eher beim Draft oder in der Woche davor?
Ich bleibe hier bei Buffalo. Arizona hat nicht die Munition, um in die Top-5 zu kommen - es sei denn, man opfert mutmaßlich einen Erst- und Zweitrunden-Pick 2019. Die Dolphins sind für mich eine Wildcard, Miami hat aber so viele Baustellen, dass ich hier letztlich in Richtung Best Player Available tendieren würde.
Die Bills sind das Team, das zum einen die Munition hat: Die Picks 12 und 22, kombiniert etwa mit Nummer 53 in Runde 2 und einem Mid-Rounder (Nummer 96 beispielsweise), könnten reichen, um sogar bis an 2 zu kommen - wenn die Giants aus ihrem Spot raus wollen. Clevelands zweiter Pick an Position 4 sollte mit den beiden Erst- und einem der beiden Zweitrunden-Picks zu haben sein.
Außerdem hat Buffalo gezeigt, dass man gewillt ist, schrittweise und doch aggressiv nach oben zu gehen, um sich für den eigenen Wunsch-Quarterback in Position zu bringen. Was das Timing des Trades angeht: Mich würde es nicht wundern, wenn wir hier einen Monster-Trade am Draft-Tag selbst erleben, einfach weil völlig unklar ist, wer in der Top-5 was macht und welche Spieler wo noch verfügbar sind. Gerade mit Blick auf den ungewöhnlichen Quarterback-Run, der uns bevorsteht.
Ste Sta: Szenario: Bei den Picks eins bis drei gehen ausschließlich Quarterbacks. Wen picken die Browns an 4 und wen sollten sie picken?
Wenn ich raten muss, welchen Spieler Cleveland in diesem Szenario nimmt, dann würde ich auf Saquon Barkley tippen. Die Browns sind mit Zeitler und Bitonio sehr gut aufgestellt und brauchen keinen Guard, was Quenton Nelson aus dem Rennen wirft. Minkah Fitzpatrick würde den hohen Pick rechtfertigen, doch hat Cleveland gerade für einen Safety (Damarious Randall) getradet und hat einen weiteren in der ersten Runde des vergangenen Drafts geholt (Jabrill Peppers).
Ich vermute - man muss immer dazu sagen, dass alle Team-Infos vor dem Draft mit großer Vorsicht zu genießen sind - dass die Browns Barkley unglaublich hoch sehen und ihn unbedingt an 4 wollen. Die Verpflichtung von Carlos Hyde sehe ich als reine Absicherung, sollte man Barkley nicht bekommen.
Wen sie picken sollten? Bradley Chubb. Der Luxus, in aufeinanderfolgenden Jahren den jeweils besten Pass-Rusher der Klasse zu holen (und nebenbei den Franchise-Quarterback im Idealfall), kann einem Team ein komplett anderes Gesicht geben. Mit Emmanuel Ogbah, Myles Garrett und Bradley Chubb hätte Cleveland die beste junge Front in der NFL und alle drei haben noch mehrere Jahre auf ihren Rookie-Deals. Gemeinsam mit Jamie Collins dahinter kann das perspektivisch eine der Top-Fronts in der NFL werden.
Niklas_Cage und Nico Bellic: Hast Du einen Late-Round-Geheimtipp? Wer ist es, wo geht er hin und wieso ist er eine positive Überraschung? Vielleicht ein Spieler, der ähnlich einschlagen könnte wie Prescott oder Kamara?
Kamara ist ein guter Ansatz hier, gerade bei den Running Backs ist in den mittleren und auch späten Runden oft noch sehr gute Qualität vorhanden. Rashaad Penny etwa könnte hinter Barkley, Guice, Michel und Jones durchaus bis in die dritte Runde fallen - ist aber ein sehr spannender Back, der zudem als Punt- und Kickoff-Returner Big-Play-Potential mitbringt. Noch später als Penny wird ein Back wie Royce Freeman gehen, der eine spannende Mischung aus Power und Vision hat.
Ein Receiver für etwa die vierte, vielleicht sogar fünfte Runde ist Keke Coutee von Texas Tech. Coutee ist schon in der vergangenen Saison auf Tape nur so heraus gesprungen, wenn man sich mit seinem Quarterback - Patrick Mahomes - beschäftigt hat. Ein Speed-Monster mit ungeheurer Explosivität, die auch greift, wenn er etwa einen kurzen Slant fängt.
Auf der defensiven Seite des Balls kommt Tarvarius Moore immer wieder auf. Hatte 87 Tackles (drei TFL), drei Picks, zehn Pass-Breakups, einen Forced Fumble und eine Fumble-Recovery in der vergangenen Saison - und ist ein athletischer Freak. Moore spielte für Southern Mississippi und hat dementsprechend nicht die größte Bühne. Das könnte sich aber in der NFL ändern, auch wenn Moore sicher ein tieferer Sleeper ist.
Ebenfalls ein Kandidat für die fünfte Runde oder abwärts ist Ja'Von Rolland-Jones. Ein Edge-Verteidiger von Arkansas State mit bemerkenswerten Statistiken 2017 (19 Tackles for Loss, 13 Sacks), bei ihm werden sich Teams fragen müssen, wie genau sie seine Physis einordnen: Rolland-Jones ist im Vergleich zu NFL-Edge-Rushern und den Offensive Linemen in der NFL deutlich kleiner. Die Explosivität und die Technik genau wie die Spielintelligenz sind aber so hoch, dass Rolland-Jones mit dem richtigen Coach ein sehr guter Spieler werden kann.
NiceGuysSanktPauli: Quarterbacks werden immer früh gepickt, klar. Aber wer sind in diesem Jahr die Topspieler im Draft?
Meine Top-10 ohne die Quarterbacks sähe aktuell so aus - Änderungen über die kommenden drei Wochen aber durchaus möglich:
- Saquon Barkley, RB, Penn State
- Quenton Nelson, OG, Notre Dame
- Bradley Chubb, DE, NC State
- Minkah Fitzpatrick, S, Alabama
- Denzel Ward, CB, Ohio State
- Derwin James, S, Florida State
- Roquan Smith, LB, Georgia
- Tremaine Edmunds, LB, Virginia Tech
- Josh Jackson, CB, Iowa
- Maurice Hurst, DT, Michigan (unter der Annahme, dass Hursts Auffälligkeit am Herz komplett im Griff und kein Problem ist)
MT - Carp&Fishing: Wie wäre es mit einem Ranking des Values der Positionen? Auch darauf eingehend, in wie weit sich ein früher Pick auf einer Position lohnt, zusätzlich mit Blick auf die Tiefe in diesem Draft.
Jahr für Jahr wiederhole ich rund um den Draft ein Mantra: Den Quarterback muss man gesondert betrachten. Football mag das ultimative Team-Game sein, ich selbst sehe das auch so. Die Ausnahme aber ist der Franchise-Quarterback, der für ein Team einfach alles verändert. Kein Spieler kann Defizite anderswo im Team so ausgleichen, kein Spieler kann das Team individuell auf diese Art besser machen.
Deshalb bin ich auch der Ansicht, dass ein Draft-Trade, wenn das Team der Meinung ist, seinen Franchise-Quarterback gefunden zu haben, eigentlich nie zu teuer sein kann. So wertvoll ist die Position. Dementsprechend gibt es danach eine deutliche Lücke. Für mich kommt danach der Edge-Rusher, zunehmend dicht gefolgt aber vom Defensive Tackle: Interior Pressure nimmt eine immer größere Rolle ein, dementsprechend genießen die beiden Positionen, die den Pass am ehesten in der Entstehung stoppen können, eine hohe Priorität.
Anschließend wird das Feld für mich offener. Safeties - entweder flexible Spieler wie in diesem Draft Derwin James, oder Center-Fielder mit großer Reichweite wie Earl Thomas - werden immer wichtiger, ein dominanter Nummer-1-Cornerback kann einer Defense eine komplett neue Identität geben. Offensive Tackle und Wide Receiver gehören ebenfalls grob in diese Kategorie.
Mit Blick auf den diesjährigen Draft haben wir eine spannende Situation, weil eben die Quarterback-Klasse an der Spitze so tief ist. Und nicht nur tief, sondern auch ungewöhnlich vielseitig mit sehr verschiedenen Spielertypen. Bei den Defensive Ends gibt es in der Breite viele interessante Namen, extrem tief ist einmal mehr die Running-Back-Klasse - das ist ein Grund dafür, dass ich in 99 Prozent der Fälle von einem hohen Pick in einen Running Back abrate. Die Cornerback-Klasse bietet ebenfalls einige interessante Spieler in den mittleren Runden.
Fabian Nitsch: Was macht eigentlich Moritz Böhringer?
Böhringer ist nach wie vor in Amerika und arbeitet an seiner NFL-Chance. Vor einigen Tagen war er bei der International Combine in Tampa dabei, soll neben der Physis auch an seinem Route-Verständnis gearbeitet haben. Es würde mich nicht wundern, wenn Böhringer nach dem Draft nochmals irgendwo eine Chance bekommt, um sich über den Sommer - so lange die Kader groß sind - zu zeigen.