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NFL Third and Long: Sherman, Garoppolo, Cousins - die besten Moves der Offseason

Die San Francisco 49ers haben Jimmy Garoppolo einen Top-Vertrag gegeben.
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NFL: Dolphins, Vikings, Browns - die 10 Top-Moves dieser Offseason

5. Miamis Offense-Moves machen ... Sinn!

So sehr man die Suh-Entlassung in Miami kritisieren kann und muss: Blickt man auf die Offense jetzt im Vergleich zu der Version vor dem Start der Free Agency, dann lässt sich nach und nach ein vielversprechendes Bild erkennen.

Die Dolphins haben zwar nach Jay Ajayi in der Vorsaison mit Jarvis Landry ihren verlässlichsten Playmaker abgegeben - allerdings hätte der in Miami nie den Vertrag erhalten, den er inzwischen bei den Browns bekommen hat. Und das völlig zu Recht, wenn man sieht, wie Adam Gase Landry in Miami eingesetzt hat.

Diese Rolle sollte problemlos durch Danny Amendola und Albert Wilson im Slot aufzufangen sein. Kenyan Drake hat das Potenzial, einer der explosivsten Backs der Liga zu werden und läuft jetzt hinter einer verbesserten Line (dazu später noch mehr), während Ryan Tannehill nach Verletzung zurückkehrt und an seine positiven Tendenzen in der Gase-Offense anknüpfen sollte.

Die Tatsache, dass Miami mit Mike Gesicki den athletischsten Pass-Catching-Tight-End dieser Draft-Klasse in der zweiten Runde geholt hat, sollte für zusätzlichen Optimismus sorgen. Gase, das hat er in Denver immer wieder gezeigt, liebt es, seinen Tight End stark ins Passspiel einzubinden, und das vor allem auf zwei Arten: Via Seam-Routes - also über die Mitte zwischen zwei Verteidiger - und als X-ISO Receiver.

Der X-ISO Receiver steht für sich auf einer Seite der Formation, während die übrigen Receiver die andere Seite besetzen. Das Ziel ist es, diesem Receiver so einerseits einen klaren Gegenspieler und andererseits ein vorteilhaftes Matchup zu verschaffen. Gesicki ist kein guter Blocker - das wird Gase von ihm aber auch nicht wirklich verlangen. Für die Rolle, die Gase für Gesicki im Kopf haben dürfte, ist der Rookie ideal geeignet. Er könnte Miami nochmals eine ganz andere Dimension geben.

4. 49ers geben Garoppolo Front-Loaded-Mega-Deal

Stolze 37 Millionen Dollar beträgt der Cap Hit von Jimmy Garoppolo in der kommenden Saison - eine absurde Zahl. Für die Perspektive: Kein anderer Spieler kommt auf mehr als 27 Millionen Dollar, der zweithöchste Cap Hit ist der von Lions-Quarterback Matthew Stafford (26,5 Mio.). Garoppolo nimmt damit 20,9 Prozent des Salary Caps für die kommende Saison ein - eine Saison, in die San Francisco mit einer Unmenge an Cap Space (über 115 Millionen Dollar) gegangen war.

Die Struktur des Vertrags, den Garoppolo unterzeichnete, ist ein Meisterstück aus San Franciscos Sicht. Ein vergleichsweise geringer Unterschriftsbonus (1,4 Millionen pro Jahr über die komplette fünfjährige Vertragsdauer), dafür ein enormer Kader-Bonus im ersten Jahr. Das führt zu dem absurd hohen Cap Hit 2018 - den sich die Niners problemlos leisten können.

Nach zwei Jahren könnten die Niners im Worst-Case-Szenario für nur 4,2 Millionen Dollar Dead Cap aus dem Vertrag raus und die Cap Hits über die anschließenden Verträge sind - nicht nur vor dem Hintergrund des konstant steigenden Caps - mehr als moderat: 2019 könnte er mit einem Cap Hit von 20 Millionen ein absolutes Schnäppchen sein, sein Cap Hit wird die 27 Millionen nach 2018 in diesem Vertrag nicht mehr überschreiten.

Nur fünf Starts für die Niners hat Garoppolo bisher absolviert, sieben NFL-Starts insgesamt stehen auf seinem Konto. Die aber waren extrem vielversprechend, Garoppolo passt schematisch großartig in die Offense von Kyle Shanahan und man muss Quarterbacks schlicht, auch was finanzielle Aspekte und die Risiko-Bereitschaft der Teams angeht, anders betrachten als jede andere Position.

San Franciscos Offensive Line nimmt ebenfalls zunehmend die athletischen Formen an, die sich Shanahan wünscht und das Receiving-Corps wird deutlich vielseitiger aussehen. Diese Offense könnte 2018 explodieren, und mit der Struktur des Vertrags für Garoppolo haben die 49ers sichergestellt, dass sie auch in den Jahren danach finanziell absolut konkurrenzfähig bleiben.

3. Die Texans schnappen sich Tyrann Mathieu

Die Entlassung bei den Cardinals hatte vor allem finanzielle Gründe, Mathieu wollte einer Gehaltskürzung nicht zustimmen - stattdessen unterschrieb er für weniger Geld einen Einjahresvertrag, mit der Chance, in der nächsten Offseason nochmals richtig abzukassieren. Ganze sieben Millionen Dollar zählt Mathieu so 2018 gegen den Cap, und die Texans könnten daraus ein großer Nutznießer sein.

Das gilt vor allem schematisch: Houston hat sich Aaron Colvin in der Free Agency geschnappt, der Ex-Jaguars-Corner war einer der besten Slot-Cornerbacks der vergangenen Saison. Diese Rolle hatte Mathieu in Arizona zuletzt primär inne, insgesamt wurde er bei den Cardinals als eine Art Allzweckwaffe eingesetzt.

Houston will sich die Vielseitigkeit des Honey Badgers behalten - ihn dabei aber nicht mehr auf verschiedenen Positionen einsetzen. Head Coach Bill O'Brien hat bereits klar gestellt, dass er Safety spielen wird und Mathieu selbst fügte im Houston Chronicle hinzu: "In Arizona hatte ich viele Jobs, ich konnte mich nicht wirklich auf eine Position fokussieren. Coaches wollen oft, dass ich mich auf meine Instinkte verlasse - aber werde ich so wirklich ein besserer Spieler? Auf diese Frage wollte ich Antworten, und die wurden mir hier gegeben."

Mathieu soll innerhalb der Texans-Defense noch immer als Blitzer, Zone- und Man-Cover-Spieler eingesetzt werden, das aber gewissermaßen in einem klareren Rahmen. Dabei wird er enorm von den Räumen profitieren, die Watt, Mercilus und Clowney vor ihm frei räumen; und so könnte sich Mathieus Engagement in Houston als Win-Win-Situation entpuppen.

2. Browns verschaffen sich Zeit - und Stabilität

Ein Sieg in den letzten beiden Jahren insgesamt, zwei Mal der Nummer-1-Pick in Folge und die jahrelange Präsenz als Bodensatz der NFL - ich glaube wirklich, dass diese Zeiten in Cleveland vorbei sind. Das begann mit der Strategie von Sashi Brown und neben dem Anhäufen von Cap Space und Draft-Picks einer Fokussierung auf die Offensive und die Defensive Line, was zur Folge hat, dass Cleveland schon jetzt eine der besten Interior-O-Lines und mindestens eine Top-12-Defensive-Front hat.

Es ging dann in den vergangenen Wochen und Monaten weiter mit der klaren Handschrift des neuen Regimes. Cornerback Denzel Ward wird sofort starten, Jabrill Peppers rückt durch den Trade für Damarious Randall endlich in seine angestammte Position näher an der Line of Scrimmage und Randall wird wieder Safety - und nicht wie zuletzt in Green Bay Cornerback - spielen.

Über allem aber steht der Trade für Tyrod Taylor, welcher für sich betrachtet den Browns mehrere Siege in der kommenden Saison einbringen sollte.

Dieses Team war 2017 in puncto Talent mitnichten ein 0-Siege-Team - ignoriert man die Quarterback-Position. Hier versagte Coach Hue Jackson in der Vorsaison, der bemitleidenswerte Rookie DeShone Kizer zeigte genau die enormen Leistungsschwankungen, die sein College-Tape verraten hatte. Und ohne Hilfe vom Coach und vom Scheme resultierte das unter anderem in dramatischen Turnovern, welche die Browns ganz konkret Spiele kosteten.

Das Problem sollte mit Taylor nicht bestehen. Der größte Kritikpunkt an Taylor ist der berechtigte Einwand, dass er offene Würfe liegen lässt, seinen Reads gerne mal nicht traut und so über das Scheme frei geräumte Passwege letztlich ignoriert und ungenutzt lässt. Auf der anderen Seite hat sich über die letzten beiden Jahre kaum ein Quarterback so wenige Turnover-Fehler geleistet, Taylor war im Vorjahr laut Pro Football Focus passend dazu einer der besten Quarterbacks gegen Pressure.

Mit seiner Erfahrung und seinen Fähigkeiten als Scrambler gibt er den Browns, bis es zur unvermeidbaren Staffelstab-Übergabe an Baker Mayfield kommt, etwas, das Cleveland seit vielen Jahren auf der wichtigsten Position nicht hatte: Verlässlichkeit und Fehler-Minimierung.

1. Die Minnesota Vikings verpflichten Kirk Cousins

Die Vikings sind jetzt in ihrem Titelfenster, daran besteht kein Zweifel. Jetzt ist diese junge, hochtalentierte Defense zusammen, jetzt hat man noch Adam Thielen und Stefon Diggs, jetzt kommt Dalvin Cook zurück, jetzt hat man eine halbwegs stabile Offensive Line. Jetzt ist die Zeit, um All-In zu gehen.

Mit dem Deal für Kirk Cousins macht Minnesota genau das, und es war der exakt richtige Schritt. Natürlich kann man argumentieren, dass Case Keenum für ein paar Millionen weniger unterschrieben hätte - doch wie wahrscheinlich ist es, dass Keenum seine großartige Vorsaison mit neuem Coordinator einfach wiederholt? Von Bridgewater - bei aller Sympathie, die er noch immer in Minnesota genießt - und Bradford aus gesundheitlichen Gründen ganz zu schweigen.

Cousins hat sich über Jahre und auch in schwierigen Situationen als Top-15-Quarterback bewiesen, kommt ohne irgendeine nennenswerte Verletzungshistorie oder sonstige Bedenken. Er mag letztlich 2018 keine bessere Saison spielen als das Keenum 2017 gelang. Aber er gibt Minnesota Sicherheit und eine mindestens solide Base-Line auf der wichtigsten Position, welche ein Team, das jetzt um den Titel spielen will, unbedingt braucht. Die Differenz zwischen dem Cousins-Deal und dem, was Keenum gekostet hätte, darf man getrost als Versicherungsbeitrag abhaken.