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NFL: Deutscher Ex-Profi Kasim Edebali im Interview: "Führerscheinprüfung? Zweimal rechts abbiegen und ein Autogramm"

Kasim Edebali spielte unter anderem für die New Orleans Saints in der NFL.
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Und was kommt für Sie nach der Karriere?

Edebali: Es werden sich sicherlich ein paar Türen öffnen, aber ich möchte jetzt vor allem mal wieder in Deutschland und hier wieder präsenter sein. Ich möchte im Football vor allem im Jugendbereich helfen, eigentlich überall, wo es Football gibt. Football hat mir so viel gegeben, dass ich nun Menschen mit dem, was ich machen kann, das Gleiche geben möchte, was Football mir gegeben hat.

Dabei wünsche ich viel Erfolg! Zum Ende des Gesprächs habe ich noch ein paar kurze Fragen zum Ausklang. Nummer eins: Hatten Sie früher ein Lieblingsteam?

Edebali: Klar! Und wenn man Defense gespielt hat, sagt da glaube ich jeder Baltimore Ravens - mit Ray Lewis und Ed Reed. Ich glaube, ich habe mir früher so viele YouTube-Videos mit Ray Lewis angehört ... Ich habe nur die Hälfte verstanden, aber ich war immer heiß: Ja! Genau so muss ich auch sein! (lacht)

Haben Sie heute immer noch ein Lieblingsteam?

Edebali: Mein Schwager (Edge Rusher Cameron Jordan, Anm. d. Red.) ist bei den Saints und wir gucken jeden Sonntag mit der Familie die Saints-Spiele ... Who dat for Life!

Kasim Edebali: "Ich bin ein Gamer im Herzen"

Sie erwähnten bereits Videospiele. Spielen Sie heute auch noch und wenn ja, was?

Edebali: Ja klar, ich bin ein Gamer im Herzen. Ich spiele eigentlich alles. Auf der Playstation 1 habe ich damals Metal Gear Solid oder Tekken 3 gespielt. Meine erste Konsole war der Sega Mega Drive. Heutzutage ... God of War kommt die Tage raus, das habe ich schon vorbestellt. (lacht)

Sie erwähnten im Buch, dass Sie als Kind Knight Rider und Baywatch geschaut haben. Heißt das, Sie sind ein Fan des legendären David Hasselhoff?

Edebali: Soweit würde ich jetzt nicht gehen. Aber wenn du mit deinen Großeltern im Wohnzimmer sitzt, es ist das Jahr 1996 und die haben Kabel 1 und VOX an, dann läuft eben immer Knight Rider und Baywatch. Dann hast du keine andere Chance, als auch gerne mal in KITT zu sitzen.

Aber seine Musik haben Sie nicht gehört?

Edebali: Nein, das nicht. (lacht)

Wer war denn Ihr härtester Gegenspieler?

Edebali: Uhh ... Tyron Smith bei den Cowboys damals. 2017 war er einer der besten Left Tackles in der Liga. Oder Terron Armstead, der jetzt Left Tackle bei den Dolphins ist, war bei den Saints und ich habe jeden Tag gegen ihn trainiert. Ich habe selten Menschen gesehen, die körperlich dazu in der Lage waren, Sachen zu machen, die er gemacht hat.

Und wer war Ihr Lieblings-Gegenspieler?

Kasim Edebali: NFL-Karriere in Zahlen

SaisonTeamSpieleTacklesSacks
2014Saints16222
2015Saints16245
2016Saints16111
2017Broncos/Lions1310
2018Bengals100
Gesamt 62558

Edebali: Ganz ehrlich? Ich habe es geliebt, gegen die Panthers zu spielen. Wenn man damals gegen Cam Newton in seinen besten Jahren gespielt hat, das motiviert eben auch. Ich weiß noch, dass ich damals einen Sack gegen ihn hatte. Je besser der Gegenspieler, desto mehr bringt das etwas aus dir heraus. Und das gilt glaube ich überall im Leben, sich gegen die Besten zu messen.

Wer war denn der beste Quarterback, gegen den Sie gespielt haben?

Edebali: Aaron Rodgers kannst du keine Luft zum Atmen geben. Gegen Tom Brady habe ich nur im Training gespielt (im Rahmen eines Joint Practice, Anm. d. Red.), aber er hat selbst im Training wie ein Doktor die Defense aufgeschnitten. Gegen Cam Newton habe ich in seinen besten Jahren gespielt, in seinem MVP-Jahr. Das war schon beeindruckend, ihm zuzusehen.

Zusehen durften Sie derweil einem anderen QB täglich im Training. Was ist denn Ihr Eindruck von Drew Brees?

Edebali: Klar, gegen ihn habe ich nie gespielt, denn Drew Brees war mein Quarterback. Aber Drew Brees einfach bei der Arbeit zuzugucken ... Er saß um 6 Uhr morgens im Meetingraum, dann im Training mit seinen Laserbällen, so schnell wirft er die raus. Am Sonntag dann bist du einfach froh, dass er dein Quarterback ist.

Wer war Ihr bester Mitspieler?

Edebali: Unser Running Back damals, Mark Ingram, dann Cam Jordan. Meine Kinder nennen sie immer Onkel Mark und Onkel Cam.

Kasim Edebali: Wie ein Glücksbärchi 3 Uhr morgens im McDrive

Letzte Frage, weil ich die Geschichte im Buch einfach super fand: Es gab da eine Anekdote zum Thema McDonald's nach Ihrem Zwei-Touchdown-Spiel für die Saints. Erzählen Sie mal für unsere User!

Edebali: Es gab damals in New Orleans diese Aktion, dass man für jeden Sack der Saints einen Burger zum halben Preis bekommen hat. Ich hatte zwei Sacks an dem Abend. Ich hatte noch kein Auto und keinen Führerschein, dafür aber Hunger. Es war ein spätes Spiel, es war 3 Uhr morgens. Ich bin dann einfach drei Kilometer zu Fuß zu McDonald's in den McDrive. Und dann haben die mich weggeschickt! (lacht) Die dachten, ich bin irgend so ein komischer Typ. Und ich so: "Nein, ich bin ein Saints-Spieler und habe Sacks gesammelt. Kann ich einen Burger zum halben Preis bekommen?" Ich bin dann in die Tankstelle nebenan gegangen und habe gefragt, ob mich da jemand durch den McDrive fahren könnte. Dann hat mich der Tankstellenwart weggeschickt. Und ich meine, ich bin gutmütig. Aber ich glaube, New Orleans ist keine gute Stadt, sowas zu machen mit der dortigen Kriminalität, aber ich bin halt wie so ein kleiner Glücksbärchi da hin und habe gesagt: "Ich möchte doch nur einen Burger haben." Und als der Tankwart dann gemerkt hat, dass ich wirklich für die Saints spiele, hat er mich durch den Drive Through gefahren und ich habe meine Burger bekommen.

Perfektes Schlusswort. Vielen Dank fürs Gespräch!

Diese und weitere Anekdoten sowie alles Weitere zum bewegten Lebensweg von Kasim Edebali lest Ihr im gerade erschienenen Buch "Dream Chaser: Von Hamburg in die NFL".