Pubertierende Bullen treffen Felipe II

Alexander Maack
11. März 201515:22
Bereit für die Formel 1: Carlos Sainz jr., Max Verstappen und Felipe Nasrspox
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Gleich viereinhalb Neulinge beginnen beim Saisonauftakt in Melbourne (alle Sessions im LIVE-TICKER) ihre Karriere in der Formel 1. Für Max Verstappen, Carlos Sainz Jr., Felipe Nasr, Will Stevens und Roberto Merhi beginnt beim Australien-GP das größte Abenteuer ihres Lebens. Der jüngste Pilot aller Zeiten, ein Brauerei-Schützling, der Marty McFly der Formel 1, ein Susie-Wolff-Schreck und ein Spanier ohne Geld betreten die Bühne.

Max Verstappen

  • Team: Toro Rosso
  • Alter: 17
  • Startnummer: 33

Der Auftakt war verheißungsvoll. Bei den Winter-Tests in Jerez und Barcelona sammelte Max Verstappen fleißig Kilometer: 2834 an der Zahl, ohne groben Schnitzer. Für das Formel-1-Küken ist das ein guter Wert, Erfahrung bekommt ein Youngster nur auf der Strecke.

Mit 17 Jahren und 166 Tagen wird der in Belgien geborene Niederländer am Sonntag für Toro Rosso an den Start gehen und damit den jüngsten Formel-1-Fahrer aller Zeiten ablösen. Den derzeitigen Rekord hält Jaime Alguersuari mit 19 Jahren und 125 Tagen.

Gefahr für die Formel 1?

Die Kritik an der Verpflichtung von Toro Rosso verbreitete sich schnell. Er sei eine Gefahr für die Serie, die Formel 1 sei kein Kindergarten, polterte etwa Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve.

Die Gründe für die Attacken: Als Verstappen im September 2014 seinen Vertrag unterschrieb, hatte er noch keinen PKW-Führerschein. Auch die Tatsache, dass er im Jahr 2014 seine Premierensaison im Formelsport bestritt, sorgte für Unmut. Der Weltverband FIA sah sich gezwungen, die Regelungen für den Erhalt der Superlizenz zu verschärfen.

Verstappen kümmern die negativen Stimmen wenig. "Das ist mir völlig egal. Die Leute können sagen, was sie wollen", so der Niederländer: "Meine Vorbereitung war extrem professionell."

"Zwei Sekunden schneller als der Rest"

Schon mit vier Jahren saß Verstappen erstmals im Kart. In seiner ersten kompletten Kartsaison gewann er 21 von 21 Rennen. 2013 wurde er Kart-Weltmeister, zuvor zweifacher Kart-Europameister. Seine Debütsaison in der Formel-3-Euroserie beendete er im Vorjahr mit zehn Siegen auf Anhieb Gesamtdritter. Misserfolg kennt das Küken nicht.

"Er ist einer der ganz wenigen Fahrer in den letzten 15 Jahren, die den Umstieg vom Go-Kart in die Formel 3 geschafft haben", zeigte sich Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko bei Servus TV überzeugt: "Ein Rennen am Norisring hat mich sehr beeindruckt - dort war er trotz wechselnder Bedingungen zwei Sekunden schneller als der Rest."

Talent in der Wiege

Sein Talent wurde dem Teenie in die Wiege gelegt: Sein Vater Jos startete von 1994 bis 2003 selbst in der Formel 1, Mutter Sophie war im Kartsport aktiv. Großvater und Onkel fuhren Rennen im GT-Sport, die jüngere Schwester beginnt selbst mit dem Kartsport - eine echte Vollgas-Familie.

Allen voran seinen Vater sieht Max Verstappen verantwortlich für die eigene Begeisterung am Motorsport: "Als ich drei Jahre alt war, nahm er mich zu einem Kartrennen mit. Von da an wusste ich, dass ich auch Rennen fahren will." SPOX

Neben dem fahrerischen Talent gilt Max' Reife als Grund für seinen Erfolg. "Wenn man mit einem Max Verstappen spricht", so Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost letzten Sommer gegenüber der Süddeutschen Zeitung, "hat man nicht den Eindruck, dass man einen 16-Jährigen vor sich hat."

Vergleiche mit Senna

Doch auch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein sowie großer Ehrgeiz haben Verstappen im Schnelldurchlauf in die Formel 1 gespült. Nicht umsonst erhält der Rookie, der noch auf eine Privatschule geht, schon jetzt große Vorschusslorbeeren: "Mit wem ich ihn vergleichen würde? Ayrton Senna", zeigt Marko offen seine Wertschätzung.

Die Erwartungen sind hoch, jeder Fehler wird in den ersten Rennen von der Öffentlichkeit genau beäugt. Mit diesem Druck muss Verstappen zunächst fertig werden. Nervös ist er deswegen nicht. "Ich will einfach Rennen fahren. Ich bin aufgeregt, aber nicht in dem Sinne, dass ich gestresst bin oder nervös. Ich bin gut vorbereitet und bereit."

Max Verstappen im Steckbrief

Seite 1: Max Verstappen - das Küken

Seite 2: Carlos Sainz Jr. - der Hobby-Jäger

Seite 3: Felipe Nasr - libanesischer Brasilianer

Seite 4: Roberto Merhi - ein langer, langer Weg

Seite 5: Will Stevens - Zurück in die Zukunft II

Carlos Sainz Jr.

  • Team: Toro Rosso
  • Alter: 20
  • Startnummer: 55

'Danke, Seb!', lautet das Motto für den Formel-1-Einstieg von Carlos Sainz Jr.: Nach dem überraschenden Abgang von Sebastian Vettel zu Ferrari rückte Nachwuchstalent Daniil Kvyat ins Red Bull-Team auf. Den vakanten Platz beim Junior-Team Toro Rosso erhielt der Spanier und bekam damit den Vorzug vor Jean-Eric Vergne.

Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko erklärte diese Entscheidung als logisch, nachdem der Spanier den Gesamtsieg in der Renault World Series einfuhr und eine Formel-1-Testwoche in Abu Dhabi hinter sich brachte: "Er hat alles gemacht, was wir erwartet haben."

Sainz Jr.: "Das war mein Traum"

"Ich bin sehr glücklich, dass ich den Platz bekommen habe. Das war mein Traum, seit ich Teil des Red Bull-Nachwuchsprogramms bin", zeigte sich der Sohn von Rallye- und Dakar Legende Carlos Sainz euphorisch, der ihn von Kindesbeinen an unterstützte, aufbaute und regelmäßig im Paddock der Königsklasse unterwegs ist.

"Er hat mir viele Ratschläge gegeben", erklärte der 20-Jährige crash.net: "Aber er hat mir nie gesagt, wie ich ein Auto oder eine Kurve fahren muss - nichts derartiges. Er denkt, dass das vom Talent kommt. Du wirst damit geboren, oder du wirst nicht damit geboren. Er hat geglaubt, dass ich es habe, und mir gesagt: 'Jetzt bringe ich dir die Einstellung bei, die du brauchst, um das Talent zu nutzen und Weltmeister zu werden.'" SPOX

Sainz Jr., der finanziell unter anderem von der spanischen Brauerei Estrella Galicia unterstützt wird, freut sich schon auf künftige Kämpfe mit seinem Idol Fernando Alonso: "Als ich zehn oder elf Jahre alt war, habe ich im Fernsehen gesehen, wie er die Weltmeisterschaft gewonnen hat. Damals hätte ich nie davon geträumt, dass ich eines Tages gegen ihn Rennen fahren würde."

Im Vergleich zu seinem neuen Teamkollegen Max Verstappen hat Sainz Jr. zwei Vorteile: Er ist fast ein alter Hase im Formelsport, seit 2010 fährt er in verschiedenen Serien wie der Formel BMW oder der nordeuropäischen Formel Renault, welche er 2011 als jüngster Meister aller Zeiten für sich entscheiden konnte. Und: Er weiß, wie sich Misserfolge anfühlen: Die Jahre 2012 und 2013 verliefen für den Hobby-Jäger nicht nach Plan: Weder die Formel 3 noch die GP3 konnte er für sich entscheiden.

"Richtige Eigenschaften für einen F1-Fahrer"

Red-Bull-Kollege Daniel Ricciardo ist vom Talent des Youngsters trotzdem überzeugt. "Er konnte mit seinem Fahrkönnen bereits beeindrucken und hat viel Talent", sagt der Australier, der sich auch privat mit dem Youngster trifft: "Carlos ist ein offener Mensch und abseits der Strecke kann man viel Spaß mit ihm haben. Locker, unkompliziert und er zeigt keine Nerven - genau die richtigen Eigenschaften für einen F1-Fahrer. Und er spielt gut Tennis."

Bei den Testfahrten in Barcelona wurde Sainz Jr. ein ähnliches Schicksal wie seinem Vorbild zuteil: Beide Piloten flogen am selben Tag in Kurve drei ab. Für den Neuling, der gerne die Musik von Bands wie Kings of Leon hört, ging der Unfall aber glimpflich aus.

Insgesamt zeigte sich Sainz Jr. bei den Winter-Testfahrten aber auf einem Niveau mit seinem Teamkollegen. Platzierungen und Rundenzeiten waren in Barcelona etwa identisch. Auch die Kilometerzahlen stimmten bei den beiden Rookies nahezu überein. Für den Spanier gilt es jetzt, im Schatten des medialen Interesses um den jüngsten Formel-1-Piloten aller Zeiten auf sich aufmerksam zu machen.

Carlos Sainz Jr. im Steckbrief

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Felipe Nasr

  • Team: Sauber
  • Alter: 22
  • Startnummer: 12

Mit Felipe Nasr startet 2015 neben Felipe Massa ein zweiter Brasilianer in der Formel 1. Während der erfahrene Ex-Ferrari-Pilot Williams den Energiekonzern Petrobras als Sponsor bescherte, bringt der Debütant die Banco do Brasil als Hauptsponsor zu Sauber. Geschätzte 20 Millionen Euro sollen seine Gönner in die klammen Kassen des Schweizer Rennstalls spülen.

"Sie unterstützen mich bereits seit einiger Zeit und da war es logisch, zusammen in die Formel 1 zu gehen", erklärte Nasr gegenüber Formula1.com: "Es geht nicht nur um Talent. Natürlich brauchst du Talent, aber du brauchst auch Unterstützung. Nur wenn diese beiden Sachen zusammenkommen, dann hast du die Möglichkeit aufzublühen."

Ein Paydriver ohne fahrerisches Können ist Nasr nicht. "Wir verfolgen Felipes Laufbahn schon seit einiger Zeit und sind davon überzeugt, dass er nach einer außerordentlich erfolgreichen Karriere in Nachwuchs-Rennserien einen Platz in der Formel 1 verdient hat", begründete Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn die Fahrerwahl.

Vater mit eigenem Rennteam

Dass Nasr einmal Motorsport-Erfahrungen sammeln würde, war kein Zufall: Sein Onkel, früher selbst Rennfahrer, und sein Vater besitzen seit 30 Jahren das Amir-Nasr-Racing-Team, welches aktuell in der brasilianischen Stock-Car-Serie startet.

Der neue Sauber-Pilot begann dagegen mit sieben Jahren seine Karriere im Kartsport. 2008 wechselte er in den Formelsport, eine Saison später zog es ihn mit 16 Jahren nach Europa. Der Erfolg stellte sich schnell ein: Nasr gewann zunächst den Meistertitel der Formel BMW, Ende 2011 wurde er vor Kevin Magnussen Meister in der britischen Formel 3.

Nach der Saison 2014 verabschiedete er sich mit einem unglücklichen dritten Rang aus er GP2. Zuvor hatte er drei Jahre gebraucht, um seinen ersten Sieg einzufahren. Durch seine Einsätze als Williams-Testfahrer bei fünf Freien Trainings in der Saison 2014 ist der 22-Jährige mit Abstand der erfahrenste Pilot unter den drei Rookies. SPOX

Crash mit Susie Wolff

Bei den Testfahrten im Winter machte Nasr, der mit Steve Robertson denselben Manager wie Kimi Räikkönen besitzt, vor allem durch einen Unfall mit seiner ehemaligen Teamkollegin Susie Wolff auf sich aufmerksam. Doch auch seine Kilometerleistungen sorgten für Aufsehen: Nur Nico Rosberg schaffte mehr als die 2976 Kilometer des Sauber-Rookies, der sich mittlerweile in Europa eingelebt hat.

Leicht fiel Nasr der Schritt trotz der Erfolge in den Nachwuchsserien nämlich nicht. "Es war nicht einfach, meine Familie und Freunde hinter mir zu lassen", sagt er mittlerweile offen. Besonders das libanesische Essen seiner Großmutter habe ihm gefehlt, die mit seinem Großvater in den 1960er Jahren nach Südamerika ausgewandert war.

Privat mag es der Brasilianer, dessen Vorbild Ayrton Senna ist, gerne ruhiger. Neben Videospielen und ferngesteuerten Autos vertreibt sich Nasr seine Zeit beim Angeln. Dabei isst er weder Fisch noch Meeresfrüchte. "Ich kann Fisch überhaupt nicht leiden, ich fange sie nur und lasse sie dann wieder frei."

Felipe Nasr im Steckbrief

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Roberto Merhi

  • Team: Manor
  • Alter: 23
  • Startnummer: unbekannt

Es war der 20. Oktober 2013, als Roberto Merhi sich in das Gehirn der Hardcore-Motorsport-Fans einbrannte. Von Platz 21 gestartet, sicherte er sich mit einer brillanten Aufholjagd seinen ersten Podestplatz in der DTM, trotz einer Durchfahrtsstrafe nach einem Frühstart führte er das Feld sogar kurzzeitig an.

Richtige Freude kam aber nicht auf. Nur kurz richtete Merhi an der Seite des den Himmel grüßenden Premierensiegers Timo Glock seine Daumen in den regnerisch-wolkigen Himmel und lächelte zurückhaltend. "Ich möchte diesen zweiten Platz Maria de Villota würdigen, ich stand ihr sehr nahe", sagte der Spanier anschließend.

Merhi erfüllt mit seinem Start für Manor zu einem gewissen Teil auch den Traum seiner Landsfrau. Während de Villota über die Testfahrerrolle bei Marussia nicht hinaus kam, ehe sie schrecklich verunglückte und am 11. Oktober 2013 an den Folgen des Unfalls verstarb, hat er es ins Nachfolgeteam geschafft. Doch wer ist der 23-Jährige aus dem ostspanischen Castellon eigentlich? Das Außergewöhnliche ist der Verlauf seiner Karriere.

DTM statt GP2 erweist sich als Fehler

Auf das Formel-3-Euroseries-Debüt mit dem Manor-Juniorteam im Jahr 2009 folgten zwei Jahre später der Titel und zwei unerfolgreiche Jahre für Mercedes in der DTM. Dabei hätte Merhis Karriere anders verlaufen können: Er hatte ein Angebot für ein GP2-Cockpit bei Racing Engineering. Fabio Leimer, der ebenfalls 2012 ins Team kam, sicherte sich mit den Spaniern ein Jahr später den Titel.

Merhi dagegen enttäuschte im Mercedes, sein Abschied deutete sich schon früh an, was ihn zu einem folgenschweren Entschluss bewegte: Statt weiter hinterherzufahren, stieg er wieder ins Formelauto.

In der Renault World Series lieferte er sich nach einem Jahr Eingewöhnungszeit mit Carlos Sainz jr. ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel. Erst am letzten Wochenende entschied der Red-Bull-Junior das Duell für sich, Merhi belegte Rang drei der Gesamtwertung.

Dass er zuvor nebenbei durch seine Einsätze für Caterham in den letztjährigen Freitagstrainings in Sotschi, Suzuka und Monza seine ersten Kilometer im Formel-1-Auto fuhr, sicherte ihm nun seinen Aufstieg. Die FIA-Superlizenz bekommt der Spanier durch die gesammelte Erfahrung wohl ohne Probleme. Was danach passiert? Unklar. SPOX

Merhi: "Ich habe kein Geld"

Schon in Abu Dhabi scheiterte ein Renneinsatz für Caterham, stattdessen fuhr Will Stevens. Merhis Budget ist klein und er hat einen gültigen Vertrag für die neue World-Series-Saison. "Ich habe kein Geld und ich weiß, dass Manor einen guten Fahrer mit Budget sucht. Solange sie ihn nicht finden, weiß ich nicht, was sie machen. Die World Series verhindert nicht, dass ich fahre", sagte Merhi kurz vor der offiziellen Bekanntgabe seines Melbourne-Starts. Die langjährige Förderung durch Mercedes, durch die Merhi selbst im Renault mit einem Stern auf dem Helm fuhr, ist ausgelaufen.

Es hängt wohl auf Mark Blundell, ob der Ausflug mit Manor ein One-Night-Stand bleibt. Der frühere Formel-1-Pilot, der unter anderem für McLaren fuhr, übernahm im Winter die Rolle des Managers. "Meine ganze Karriere über hat mich mein Vater als Manager begleitet. Jetzt war der Moment gekommen, um jemanden zu suchen, der professionell arbeitet", begründete Merhi den Wechsel.

Roberto Merhi im Steckbrief

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Will Stevens

  • Team: Manor
  • Alter: 23
  • Startnummer: unbekannt

Ein echter Rookie mag Will Stevens nicht mehr sein, schließlich bestritt der Brite bereits das Saisonfinale 2014 für Caterham in Abu Dhabi. Doch die Formel-1-Saison 2015 soll Stevens komplett für Manor absolvieren.

Schon im Vorjahr wäre er beinahe für das Vorgängerteam Marussia zum Einsatz gekommen: Nach einem Aufstieg quer durch die verschiedenen Klassen der Formel Renault, aber gänzlich ohne Ausflug in Formel 3, GP3 oder GP2, bekam er beim britisch-russischen Teams im Oktober 2014 den Job des Ersatzfahrers und hätte in Japan sein Trainingsdebüt geben sollen.

Lufthansa-Streik verhindert Debüt

Ein Problem mit dem FIA-Papierkram verhinderte kurzfristig den Einsatz des Testfahrers. Marussia machte den Streik bei der Lufthansa für die Verzögerung verantwortlich - inoffiziell könnte auch eine Zahlung der Geldgeber von Stammfahrer Max Chilton den Ausschlag gegeben haben. Stevens konnte es fast egal sein. Er kam trotzdem zu seinem Debüt.

Als Caterham sich schließlich ein letztes Mal aufbäumte und beim letzten Saisonlauf zwei Autos an den Start schickte, bekam der Pilot aus Essex das Cockpit neben dem Japaner Kamui Kobayashi. Den Ausschlag für den Briten und gegen Roberto Merhi habe Stevens' Erfahrung im Team gegeben, teilte das finanziell angeschlagene Team mit. Schließlich stand er vor seinem Engagement für Marussia schon bei Caterham unter Vertrag und spulte im Juli ein paar Runden in Silverstone ab.

Stevens zahlt für sein Cockpit

Stevens selbst machte kein Geheimnis darauf, dass sein Management für die Chance etwas bezahlt hat. "Meine Unterstützer sind eine kleine Gruppe von Leuten, die nächstes Jahr in der Formel 1 sein wollen", erklärte Stevens in den Vereinigten Arabischen Emiraten: "Sie können das ganze Paddock ablaufen - viele Fahrer bringen Geld mit. Wie viel Geld nötig ist, muss mein Management herausfinden und damit umgehen."

Dass der Wechsel zu Manor nur sportliche Gründe hatte? Ausgeschlossen. Das Team braucht noch immer jeden Cent. Für den passionierten Golfer Stevens ist seine zweite Episode von "Zurück in die Zukunft" binnen eines halben Jahres jedoch eine Chance: Gegen einen talentierten Piloten kann er seine Eignung beweisen.

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