Özil, Khedira, Boateng, Huth: Deutschlands Fußball-Exporte können sich sehen lassen, doch die Liste der deutschen Fußballer im Ausland ist lang. Ob Australien, Belgien, England, Estland, Spanien, Schweden oder die USA - in fast allen Fußball-Ligen auf dem Globus spielen deutsche Fußballer. SPOX stellt zehn Spieler vor, die abseits des medialen Radars ihrem Job nachgehen.
Maximillian Haas (25, FC Middlesbrough)
Im Januar unterschrieb der Defensivspieler einen Vertrag bis 2012 beim FC Middlesbrough. Er sollte die Lücke schließen, die der Abgang des englischen U-21-Nationalspielers David Wheater aufriss. Am 26. Februar feierte er beim 0:3 gegen die Queens Park Rangers sein Acht-Minuten-Debüt. Dabei blieb es lange Zeit.
Boro-Trainer Tony Mowbray äußerte früh Bedenken, dass Haas noch nicht bereit für die physischen Anforderungen der zweiten englischen Liga sei. Insgesamt kam der Ex-Bayern-II-Kapitän nur auf zwei Einsätze in der Rückrunde. Nur beim 4:2-Erfolg über Hull City am 23. April durfte er über 90 Minuten auf dem Platz stehen.
Das Abenteuer England hat für Haas noch Luft nach oben. Zu Beginn der Saison stand Maximilian Haas unter Louis van Gaal vor dem Sprung ins Profi-Team des FC Bayern, nun kämpft er um einen Platz in einem Team, das in der abgelaufenen Championship-Saison den 12. Platz belegte.
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Nick Proschwitz (24, FC Luzern)
In Deutschland spielte Proschwitz für die Amateur-Mannschaften von drei Bundesligisten (HSV, VfL Wolfsburg und Hannover 96). Sein Weg führte nach Liechtenstein zum FC Vaduz (29 Spiele, 23 Tore) und zur Torjägerkanone.
In der darauffolgenden Saison erzielte er am ersten Liga-Spieltag für seinen neuen Klub FC Thun nach 48 Sekunden das schnellste Tor in der Geschichte der Schweizer AXPO Super League. Bereits einen Tag danach wurde Proschwitz als Quick-Nick gefeiert. Dazu passend ließ er sich mit seinem Lieblings-Kakaogetränk ablichten.
Nach seiner Ankündigung, dass er zum FC Luzern wechseln wird, geriet er jedoch ins Abseits - und das, bevor er überhaupt den Dienst antrat. Sein zukünftiger Trainer Murat Yakin wird anscheinend trotz gemeinsamer Vergangenheit beim FC Thun nicht auf ihn setzen. "Wenn wir gewusst hätten, dass Trainer Murat Yakin kommen wird, hätten wir ihn wohl nicht geholt", gab Luzern-Präsident Walter Stierli unmissverständlich bekannt. Ein Leihgeschäft ist geplant.
Giuseppe Gemiti (30, Novara Calcio)
Gemiti durchlief einst alle Jugendauswahlmannschaften des DFB. Erhielt 1999 seinen ersten Profivertrag bei Eintracht Frankfurt, schaffte jedoch keinen Einsatz in der Profimannschaft.
Nach der U-20-WM 2002 wechselte Gemiti zum Serie-A-Klub Udinese Calcio. Dort fungierte der ambitionierte Linksfuß nebenbei als Dolmetscher für den Vize-Weltmeister Carsten Jancker. In seiner ersten Saison kam er auf 26 Einsätze. Nach einer enttäuschenden Rückrunde wurde er zum FC Genua ausgeliehen. Der sportliche Aufstieg wurde jedoch wegen Ergebnisabsprache aberkannt, und der Verein zum Zwangsabstieg in die dritte Liga verurteilt.
Über Modena, Chievo Verona, Piacenza ging es erneut zu Modena und schließlich zu Novara Calcio - seinem sechsten Klub in Italien. Ein Riesen-Glücksfall für Gemiti, denn zusammen mit seinen Teamkollegen schaffte er den Durchmarsch von der Serie C in die Serie A.
Gemiti war mit 36 Startelfeinsätzen ein Eckpfeiler des Überraschungsteams und trifft kommende Saison auf Milan, Inter, Juve und Co.
Teil 2: Epstein, Joneleit, Schlupp: Jung und hoffnungsvoll im Ausland
Teil 3: Holebas, Riedle, Foda: wahrgewordene Träume und enttäuschende Söhne
Denis Epstein (24, Olympiakos Piräus)
Er rettete einst Köln-Trainer Uwe Rapolder in seinem zweiten Bundesligaeinsatz mit seinem ersten Tor den Arbeitsplatz. Im Sommer 2008 folgte der ablösefreie Wechsel zu Iraklis Thessaloniki. Dort präsentierte sich Epstein in der Form seines Lebens. Dadurch erfolgte im dritten Jahr der internationale Durchbruch für den Linksfuß.
Mit der Verpflichtung des deutschen Trainers Ewald Lienen beim Spitzenklub Olympiakos Piräus ging der Transfer Denis Epsteins einher. Für Lienen sollte jedoch nach dem sensationellen Aus in der Europa-League-Qualifikation gegen Maccabi Tel Aviv das Intermezzo beim griechischen Serienmeister bereits nach zwei Monaten wieder enden.
Durch den Führungswechsel im Präsidium kamen neue Stars in die griechische Hafenstadt. Von der Idealbesetzung im Mittelfeld entwickelte sich Epstein zum Nachsatz und wurde auf die griechische Ferieninsel Korfu zu AO Kerkyra ausgeliehen. In 27 Saison-Spielen erzielte er neun Treffer. Kehrt im Sommer zu Olympiakos zurück. Zukunft ungewiss.
Torben Joneleit (24, KRC Genk)
Seine Eltern gingen beruflich nach Monaco, weshalb er im Fürstentum geboren und aufgewachsen ist. Joneleit durchlief die Jugendabteilung des AS Monaco. Zunächst im Einsatz für den AS Monaco B, wurde er im Sommer 2007 nach Schottland zum FC Hibernian Edinburgh ausgeliehen, kehrte jedoch bereits nach einem halben Jahr zum AS Monaco zurück. Dort blieb er allerdings ohne Einsatz.
So landete Joneleit über den RSC Charleroi beim KRC Genk in Belgien und war auf Anhieb Stammspieler in der Innenverteidigung, bis er wegen des Pfeifferschen Drüsenfiebers die komplette Vorbereitung zur neuen Saison nicht voll mit dem Team trainieren konnte.
Nach einer Leistenverletzung des Genker Kapitäns Joao Carlos brachte ihn das Schicksal wieder auf die Erfolgsbahn. Als einziger Deutscher in der belgischen Jupiler League (20 Liga- und neun Playoffspiele) errang er die Meisterschaft und spielt nun in der Qualifikation für die Champions-League-Saison 2011/12.
Jeffrey Schlupp (18, Leicester City)
In Hamburg geboren, durchlief er sämtliche Jugendabteilungen von Leicester City. Schlupp wurde im März dieses Jahres zum FC Brentford in die League One ausgeliehen, wo er auf Anhieb in seinem ersten Spiel über die volle Spielzeit zwei Treffer erzielte.
Ralf Minge nominierte den Stürmer überraschend zum U-19-Lehrgang der deutschen Nationalmannschaft. Der Deutsch-Ghanaer bekannte sich klar zu einer Karriere im DFB-Team. Kommunikationsprobleme gibt es keine: Obwohl Schlupp schon lange in England wohnt, spricht er nach wie vor sehr gut Deutsch.
Von Leicester erhielt er einen Vertrag bis 2013 und Trainer Sven-Göran Eriksson stellte ihm bereits ein baldiges Debüt bei den Profis in Aussicht: "Es gibt einige Spieler, bei denen ich mir sehr sicher bin, dass sie es mal zu den Profis schaffen, und ich glaube, einer wird es sehr früh schaffen, sobald er wieder fit ist - Jeff Schlupp." Aufschauen kann Schlupp neben Eriksson auf einen andere deutsche Größe: Co-Trainer Dietmar Hamann.
Teil 1: Haas, Proschwitz, Gemiti: Von Überfliegern zu Anhängseln
Teil 3: Holebas, Riedle, Foda: wahrgewordene Träume und enttäuschende Söhne
Jose Holebas (26, Olympiakos Piräus)
Als Holebas mit 18 Jahren Vater wurde, gab er das Fußballspielen zugunsten eines Schichtarbeiterjobs auf. Ein Jahr später überredete ihn sein Vater, die Fußballstiefel wieder zu schnüren und er begann beim Kreisligisten SV Damm. Über Viktoria Kahl wechselte er zu 1860 München und debütierte am 21. September 2007 gegen den FC St. Pauli für das Profi-Team. Ewald Lienen funktionierte mangels Alternativen den Stürmer zum Linksverteidiger um.
Im Sommer 2010 unterschrieb Holebas einen Dreijahresvertrag beim griechischen Rekordmeister Olympiakos Piräus bei seinem alten Löwen-Coach Lienen. Die Ablösesumme von knapp einer Million Euro spülte frisches Geld in die klammen Kassen von 1860.
Nach der Entlassung Lienens zog ihn der spanischen Trainer Ernesto Valverde sogar Raul Bravo, dem Neuzugang von Real Madrid, vor. Vier Spieltage vor Saisonende feierte er mit Olympiakos die griechische Meisterschaft und schoss sein erstes Tor. In der neuen Saison erwartet ihn die große Bühne der Champions League.
Seinen Wechsel ins Ausland hat Holebas daher noch keine Sekunde bereut. Auf der Sonnenseite des Lebens strahlt er: "Am Anfang war es ungewohnt. Aber ich habe es mir schwieriger vorgestellt. Es geht mir blendend. Besser, als es mir in München je gegangen ist." Einzig sein Jose-Tattoo auf dem Rücken empfinde er heute als Makel.
Alessandro Riedle (20, Grasshoppers Zürich)
Der Sohn des Weltmeisters Karl-Heinz Riedle begann seine Profi-Karriere in der Schweiz bei Grasshoppers Zürich, wo sein Vater als Sportdirektor tätig war. Im Anschluss wechselte Riedle zu Xamax Neuchatel, bevor er zur Saison 2009/10 beim VfB Stuttgart anheuerte. Die ernüchternde Bilanz: Kein Einsatz in der ersten Mannschaft, 15 Spiele (1 Tor) in der zweiten Mannschaft in der 3. Liga und die Rückkehr in die Schweiz.
Grasshoppers-Trainer Ciriaco Sforza machte ihm zunächst Hoffnung: "Ich bleibe bei meiner Philosophie: Die Spieler müssen jung und dynamisch sein. Mit Riedle habe ich schon einmal gesprochen." Dennoch kam er nur auf enttäuschende 73 Spielminuten in der abgelaufenen Saison.
Sein Vertrag bei Grashoppers Zürich läuft noch bis 2014 - noch viel Zeit, um sich zu präsentieren.
Sandro Foda (21, Sturm Graz)
Der Spieler mit der besonderen Facebook-Fan-Seite. Foda profitierte von dem Engagement seines Vaters Franco bei Sturm Graz, der zunächst Spieler war und danach das Traineramt bei den Grazern übernahm. Sohn Sandro spielt im Verein seines Vaters seit seinem 13. Lebensjahr und machte mit 18 Jahren sein Profi-Debüt.
In der vergangenen Saison wurde Graz österreichischer Meister, Sandro Foda kam aber nur 64 Minuten zum Einsatz. Der defensive Mittelfeldspieler offenbart noch Schwächen - besonders im Aufbauspiel.
Unter den Grazer Anhängern ist er nicht unumstritten, wegen seiner familiären Beziehung zum Trainer und seinem verhältnismäßig gut dotierten Profivertrag. Die Fans widmeten ihm deshalb die Facebook-Seite "Sandro Foda würde bei mir nicht einmal in der U 12 spielen". Mit 155 Fans (Stand 17. Juni 2011) findet diese jedoch nicht den großen Ansturm. Ein Leihgeschäft ist vorstellbar.
Fabian Knöpfler (25, Butler Bulldogs)
Das Cinderella-Märchen: Knöpfler spielte beim SSV Reutlingen als zweiter Torwart und studierte zeitgleich International Business in Reutlingen. Vier Jugend-Länderspiele für Deutschland ergänzen seine Vita.
Nach einem Training meldete sich die Butler-University aus Indianapolis, die ihm ein Stipendium anbot. Auf Anhieb geriet er zur Nummer eins bei den Bulldogs und trug maßgeblich zur erfolgreichsten Saison der Universitätsgeschichte bei. Von den Amis bekommt er den Spitznamen "Top Stopper" verpasst.
Für die Profi-Liga MLS gehörte er vergangenes Jahr zu den Sichtungsspielern. Nach seiner aktiven Zeit, äußerte er vor kurzem, werde er definitiv für immer in den USA bleiben - eventuell als Trainer.
Teil 1: Haas, Proschwitz, Gemiti: Von Überfliegern zu Anhängsel
Teil 2: Epstein, Joneleit, Schlupp: Jung und hoffnungsvoll im Ausland